Seite - 271 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
Bild der Seite - 271 -
Text der Seite - 271 -
Begrenztes Flachomament. — Das Quadrat. 271
der Mitte der Figur nach allen Seiten hin gleichartig und wird zwei-
odermehraxig-symmetrisch. Im erstem Falle heilst die Füllung
eine aufrechte, im letztern Falle eine centrale. Bei der centralen
Füllung wird die Mitte nicht selten dadurch ausgezeichnet, dass sie
einen plastischen Rosettenschmuck erhält, während die Dekoration
der übrigen Fläche flach gehalten ist. Kleine Abweichimgen von der
völligen Symmetrie und Regelmäfsigkeit treten häufig in der Weise
zu Tage, dass dieselben sich blos auf das Detail erstrecken, im ganzen
und in der Gesamtwirkung, in der sog. Massenverteilung jedoch den
Eindruck der Symmetrie und Regelmäfsigkeit wahren.
An der Hand der folgenden Kapitel und Tafeln werden das
Vorstehende sowie einige weitere Beziehungen, welche sich aus der
Sache ergeben, näher erläutert werden. Wir beschränken uns dabei
der Hauptsache nach auf die bekanntesten und meist vorkommenden
Figuren und berühren die willkürlich begrenzten Füllungen nur durch
die Herbeiziehung weniger Beispiele.
Das Quadrat. (Tafel 151 —155.)
Die natürlichen Linien im Quadrat, an welche sich die Deko-
ration anlehnen kann, sind die beiden Diagonalen und die zwei
Transversalen, welche die gegenüberliegenden Seitenmitten ver-
binden. Diese Linien schneiden sich in einem gemeinsamen Punkte,
der Mitte der Figur, und bilden einen Achtstrahl mit abwechselnd
ungleichen Strahllängen. Die Figur wird durch diese Linien in 8
gleiche Felder von der Form des rechtwinklichen, gleichschenklichen
Dreiecks zerlegt, die für gewöhnlich in gleicher Weise verziert werden
und auf diese Weise eine centrale Füllung bilden. (Vergl. Taf. 151.
Fig. 2—6 und and.) Diese Verzierungsart ist die der Zahl nach
weitaus vorherrschende. Seltener ist der Fall, dass eine weitere
Winkelteilung und damit eine Zerlegung des Quadrates in 16 Drei-
ecke stattfindet (Vergl. Taf. 154. Fig. 7.) Die denkbar einfachste
Füllung bildet der Vielstrahl selbst, wie er als Uraniskus der griechischen
Kassettendecke (goldener Stem auf blauem Grund) auftritt. (Vergl.
Taf. 151. Fig. I.) Die Mitte der Figur erhält meist besondere Aus-
zeichnung durch Anbringung einer Rosette und das Wachstum pflanz-
licher Motive ist von der Mitte nach aufsen gerichtet (Taf 151. Fig.
2, 3< 5. 6 und and.) oder abwechselnd von innen nach aufsen und
umgekehrt. (Vergl. Taf 151. 4.) Kleine Abweichungen von der
strengen Symmetrie und Regelmäfsigkeit werden teils durch die An-
wendung geometrischen Flechtwerkes bedingt (Taf 153. 3 u. 4),
teils sind sie das wohlberechnete Resultat künstlerischer Freiheit in
der Auffassung (Taf. 152. 2 und Taf. 151. 7). Das letztere Beispiel
ist in dieser Beziehung höchst bemerkenswert und von einer muster-
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur