Seite - 287 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
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Das Rechteck. 287
Bich für die zentrale Anlage als die natürlichen Teilnngslinien, um
die sich das Ornament gruppiert, die beiden Transversalen, welche
die gegenüberliegenden Seitenmitten verbinden. Durch dieselben wird
die Figur in 4 kleinere Rechtecke zerlegt, welche unter sich die gleiche
Verzierung erhalten. (Vergl. Taf. 161. Fig. i u. 3 u. Taf. 162. Fig.
I—5.) Eine Mitbenutzung der Diagonalen als Symmetrielinien, wie
es beim Quadrat die Regel, erweist sich hier nicht günstig, weil die
entstehenden 8 Dreiecke zwar alle unter sich kongruent sind, aber
der Mitte zu nicht mit den gleichen Winkeln anliegen. Tafel 161
Fig. 4 zeigt ein derartiges Beispiel, das überdies dadurch von der all-
gemeinen Regel abweicht, dafs das organische Wachsen des Ornaments
nicht von der Mitte nach aufsen, sondern von den 4 Ecken aus nach
der Mitte zu erfolgt.
Die strengere griechische Palmettenornamentik, die im Quadrat
eine vorzügliche Wirkung erzielt, eignet sich weniger für das Recht-
eck (Taf. 161. Fig. I u. 2), als die mehr freie Verzierungsart der
römischen Epoche (Taf. 161. Fig. 3) und der Renaissanceperiode
(Taf. 162. Fig. 1—5.)
Das Rechteck als aufrechte Füllung kommt s tehend oder
liegend zur Verwendung, je nachdem das gröfsere Seitenpaar vertikale
oder horizontale Lage hat. Beispiele der erstem Art sind die Figuren
2 u. 3, der letztem dagegen die Figuren i u. 5 auf Tafel 164.
Symmetrieaxe ist die senkrechte Mittellinie. Das Omament ist
selten geometrischer Natur, sondem benutzt meist organische oder
künstliche Motive. Die aufrechte rechteckige Füllung ist hauptsächlich
da am Platze, wo dieselbe in Wirklichkeit auf einer senkrechten Ebene
in Anwendung gelangt, wie beispielsweise als Pilasterfüllung (vergl.
S. 235, Pilasterschäfte), als Wandfeld, als Thürfüllung u. s. w. Für
die Dekorationen horizontaler Ebenen (Fufsboden, Decke etc.) eignet
sich anderseits in erster Reihe die zentrale Anlage.
Ein reichliches Material zu diesem Kapitel liefem die Einlege-
arbeiten, die Flachreliefs und Gitterbildungen der Renaissance.
Tafel 161.
1—2. Griechische Decken-Kassetten-Bemalungen aus den Propyläen
in Athen. (Owen Jones).
3. Römisches Füllungsomament.
4. Römisches Füllungsomament von der Architrav-Unterseite am
Tempel des Vespasian zu Rom.
5. Flachomament an der Stadtkirche zu Kamenz. Deutsche
Renaissance. (Gewerbehalle.)
Tafel 162.
I. Intarsiafüllung von einem Schranke in Perugia. Ital. Rennaissance.
(Jacobsthal.)
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur