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a04 Der Kandelaber.
Aufbau (Taf. 211. l) bei einer durchschnittlichen Höhe von I—1,50 m.
Die niedrige Art (candelabrum humile) zeigt weniger schlanke Formen
(Taf. 211. 5 u. 6) und erreicht höchstens die Höhe von 0,50 m. Der
Aufbau des antiken Kandelabers ist entweder tektonischer Art oder
mehr oder weniger frei und naturalistisch. Wie im ersten Falle Fufs,
Schaft und Kelch verziert zu werden pflegen, ist bereits in den
Kapiteln 135—137 erörtert worden. Der zweiten Art gehören haupt-
sächlich stehende und sitzende Figuren an, aus denen sich der
Kandelaberschaft entwickelt oder die denselben tragen (Taf. 211. 2 u. 3),
sowie baumartig entwickelte Träger, unter denen sitzende Gestalten
und Figurengruppen Platz finden (Taf. 211. 4). Vereinzelte Beispiele
sind mit Vorrichtungen zum Auseinandernehmen oder mit Schiebvor-
richtungen zum Verstellen in Bezug auf die Höhe versehen (Taf. 211. 7).
Die meisten der auf uns gekommenen antiken Bronzekandelaber sind
etruskischen Ursprunges. Tafel 211 gibt aus dem umfangreichen
Material sieben verschiedene Beispiele.
Tafel 211.
1. Antiker Bronzekandelaber zum Aufhängen von Lampen (lychnuchus,
lampadarium); gefunden in Pompeji; Museum in Berlin.
2. Etruskischer Bronzekandelaber; Biblioth^que nationale, Paris.
3. Antiker Bronzekandelaber, gefunden in Chiusi. (Menard et Sau-
vageot.)
4. Antiker Lampenträger aus Bronze, gefunden in Herkulanum.
5. Antiker Bronzekandelaber, zur Aufnahme einer Kerze oder Fackel
bestimmt. (Menard et Sauvageot.)
6. Niedriger Lampenträger (candelabrum humile) aus Bronze. Im
Museum zu Neapel.
7. Obere Partie eines antiken Bronzekandelabers mit Vorrichtung zum
Verschieben, gefunden in Herkulanum.
Mit der antiken Kunsttradition ist zur Zeit der Renaissance auch
der Kandelaber wieder zu Ehren gekommen. Die Renaissance nimmt
die antike Form im allgemeinen auf und verändert sie in ihrer Weise.
Als Prunk- und als Gebrauchsgegenstand für kirchliche und profane
Zwecke findet sich seitdem der Kandelaber in zahllosen Abänderungen.
Er ist nun nicht mehr Lampenträger, sondern trägt auf einem konischen
Dorne, seltener in einer Hülse eine Kerze. Speziell der katholische
Ritus, der seinen Gottesdienst bei brennenden Kerzen abhält, ver-
wendet die neue Kandelaberform im Material des Metalls und der
Holzschnitzerei, die durch Bemalung und Vergoldung gehoben wird.
Die schönsten tmd mustergiltigsten Beispiele dieser Art finden sich
in den Kirchen und Palästen Italiens.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur