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Schilde. 423
dienten und auch soweit es in die sog. Steinzeit fällt, verhältnismäfsig
einfach und gewinnt erst reichere Form und Gestaltung mit dem Be-
kanntwerden des Erzes und des Eisens. Der gewaltigen Umwälzung,
die der Übergang von der Stein- zur Metallperiode im Gefolge hatte,
gesellt sich später die nicht weniger imposante zu, hervorgebracht durch
die Erfindung des Schiefspulvers.
Das Jagd-und Kriegsgerät läfst sich in zwei grofse Unterabteilungen
trennen, in Schutzwaffen und in Angriffswaffen. Zu den ersteren
zählen die Schilde, die Helme, die Rüstungen. Die Art und Zahl
der Angriffswaffen ist noch weit mannigfaltiger. Schwerter, Dolche,
Degen, Säbel, Speere, Spiefse, Lanzen, Beile, Hämmer, Morgensterne,
Pfeil und Bogen, die Armbrust, Gewehre und Pistolen sind die haupt-
sächlichsten Vertreter. Es ist leider nicht möglich, all den einzelnen
Formen in diesem Werke die entsprechende Berücksichtigung zu ge-
währen; immerhin haben die Hauptrepräsentanten Aufnahme gefunden
mit Ausnahme der Schufswaffen und Rüstungen, an denen im grofsen
Ganzen auch nur das einzelne Detail von omamentaler Bedeutung ist.
Die hervorragendsten Objekte unserer Waffenkammern und Museen
sind neuerdings in zahlreichen Werken zur Veröffentlichung gelangt, so
dafs eine Orientierung auf diesem Gebiete nicht schwer fällt; auch
einzelne Spezialwerke über Waffen sind erschienen, von denen hier
eines erwähnt sein mag: Boeheim, Waffenkunde, Seemann & Co.,
Leipzig.
Schilde. (Tafel 226.)
Der Schild, die seit den ältesten Zeiten gebräuchliche Schutz
Waffe gegen Stich und Hieb, ist im allgemeinen eine gewölbte Scheibe
deren Grundform sich vielfach geändert hat. Kreisrunde, elliptische,
halb zylindrische, mandelförmige Gestaltungen finden sich neben reicher
konturierten Umrissen. Als Material dienen Holz, Weidengeflecht,
Leder, Metall oder Verbindungen dieser Stoffe. Der Schild wird an
einem Griffe in der linken Hand gehalten oder mittelst eines Riemens
an den Arm gestreift. Die Gröfse schwankt zwischen 0,50 und 1,50 m.
Der antike Schild war kreisrund, in der Mitte nicht selten mit einem
Schildbuckel geziert. Bei den alten germanischen Völkern ist die
Form grofs und viereckig, im Mittelalter dreieckig. Die Setzschilde
oder Sturmwände des 14. und 15. Jahrhunderts waren sehr grofs und
unten mit Füfsen zum Aufstellen versehen. Bei den Turnieren diente
die Tartsche, ein Schild mit ausgeschnittenem Loch, zum Einlegen
der Lanze. Mit der Einführung der Schufswaffen wird der Schild
wertlos und verschwindet als Gebrauchsstück. Als Prunk- und Schau-
stück spielt er über diese Zeit hinaus und heute noch eine Rolle;
vom omamentalen Standpunkte aus sind gerade diese Prunkschilde
von hohem Interesse. Sie bieten der Met.-illtechnik ein aufserordent-
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur