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Thürklopfer. 445
Wendung auf die allergewöhnlichsten Dinge hier und da ein übriges
gethan wurde. Immerhin wird das Gebotene ausreichen, um die nötige
Übersicht auch auf diesem Gebiete des Gerätes zu ermöglichea
T h ü r k l o p f e r . (Tafel 236.)
Wenn der Thürklopfer auch im Altertum schon im Gebrauch
war, wie ein antikes in Capua gefundenes Beispiel (Medusenhaupt
mit Ring) zeigt, so ist sein eigentliches Zeitalter die romanische und
gotische Epoche und vor allem die Renaissance. Für unsere heutige
Zeit ist er bereits historisch geworden; er ist längst durch den modernen
Glockenzug und anderweitige Läutewerke ersetzt. Seine beinahe aus-
schliefslichen Herstellungsmateriale sind Bronzegufs und Schmiedeisen.
Seine Gröfse ist schwankend, wie die der Thüren und Thore selbst,
zu denen er im Verhältnisse stehen mufste. Es lassen sich haupt-
sächlich 3 Arten von Thürklopfern unterscheiden. Die erste hat die
Form eines Ringes, der häufig durch einen Löwenrachen gehalten
wird, In dieser Form ist der Klopfer zugleich Thürgriff. (Fig. I —7.)
Die zweite Art hat die Form eines an einem primitiven Scharnier
beweglichen Hammers. Die dritte Art (es sind dies die zur Zeit
der Hochrenaissance auf italienischem Boden entstandenen Bronze-
thürklopfer) zeigt figurale Gruppenbildungen von menschlichen Ge-
stalten, Löwen, Delphinen u. s. w. (Fig. 9 u. Ii). In allen 3 Fällen
schlägt der bewegliche Teil auf einen Metallvorsprung auf, um den
nötigen Lärm hervorzubringen. Bei der dritten Art wird die an der
Thür befestigte Unterlag platte zur Nebensache, während sie bei den
erstgenannten beiden Arten in formaler Beziehung oft die Hauptsache
bildet. Schon die gotische Zeit hat reichgezierte Unterlagplatten in
durchbrochener Arbeit, meist von der Form eines über Eck stehenden
Quadrats gebildet, ein Motiv, das die Renaissance häufig beibehält
(Fig. 4) oder durch Doppeladler u. a. ersetzt (Fig. 5). Die vorliegende
Tafel gibt aus dem äufserst reichhaltigen Material 11 verschiedene
Beispiele.
Tafel 236.
1. Romanischer Thürklopfer aus Bronze. Nordportal der Kathedrale
zu Puy-en-Velay. 11. Jahrhundert.
2. Thürklopfer aus dem 15. Jahrhundert. Sammlung Soyter in Augsburg.
20 cm im Quadrat.
3. Renaissance-Thürklopfer im Museum zu Berlin. 7 cm im Quadrat.
4. Thürklopfer aus der Zeit des Übergangs von der Gotik zur
Renaissance. Kirche St. Peter in Strafsburg. .A.uf rotes Tuch
aufgesetzt 14 cm im Quadrat.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur