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4ä4 Der ScUicibliscii.
benutzt; es waren dies harmlose Pulte, die auf die Kniee aufgestellt
wurden (Fig. l), oder kleine Tische, von denen Fig. 2 ein Beispiel ver-
anschaulicht. Der schreibseligen Neuzeit jedoch blieb es vorbehalten,
eigentliche Mobiliarstücke von gröfserem Umfang für den Geschäfts-
und Privatgebrauch herzustellen. Der Schreibtisch soll nicht nur zum
Schreiben dienen, er soll gleichzeitig Aufbewahrungsort sein für Papier.
Briefe, Schreibgerät etc. Deswegen erhält er die Zuthaten von Kasten,
Schiebladen, Fächern und Etageren. Wo er ohne Aufsatz gebildet
wird, zeigt er seitliche Kasten, die als Träger dienen und in der Mitte
eine Öffnung für die Füfse lassen, oder es werden acht Füfse ange-
bracht, zwischen welche seitliche Schiebkasten eingebaut werden (Fig. 3)
Wo der Schreibtisch einen Aufsatz erhält, der übrigens äufserst mannig-
fach gebildet sein kann, wie schon die wenigen Beispiele der vor-
liegenden Tafel zeigen, hat dieser Aufsatz dem Tische gegenüber eine
verhältnismäfsig geringe Tiefe, so dafs noch der nötige Vorraum zur
Schreiberei erhalten bleibt. Ähnliches wird dadurch erreicht, dafs
zwischen Aufsatz und Tisch ein die ganze Tiefe einnehmender Raum
verbleibt, wie Fig. 6 es veranschaulicht. Die Tischplatten werden
häufig mit Stoff oder Leder überzogen, um eine weichere Unterlage zu
schaffen. Der ganze Aufbau erhält an reicheren Exemplaren seinen
Abschlufs in Form einer Standuhr oder einer Büste. Besondere Unter-
arten des Schreibtisches sind der doppelsei t ige Schreibtisch zum
Bureaugebrauch, dann das Zyl inderbureau, bei dem der Tisch nach
dem Gebrauch durch Herablassen eines Viertelzylinders geschlossen
werden kann, der Sekretär , bei dem die Schreibfläche zum Auf-
klappen und Verschliefsen dient, der unsymmetr ische oder sog.
Lokomotivschreibtisch (Fig. 5), der Damenschreibtisch u. a. m.
Tafel 252.
1. Mittelalterliches Schreibpult (Scriptionale) mit Tintenhorn, zum Auf-
stellen auf die Kniee, nach einer Darstellung vom Portal der Kirche
zu Vezelay aus dem 11. Jahrhundert. (Viollet-le-Duc.)
2. Mittelalterliches Schreibtischchen mit Doppelplatte zum Schräg-
stellen. 15. Jahrhundert. Abtei Saint-Michel-en-Mer. (Viollet-
le-Duc.)
3. Moderner Schreibtisch mit acht Füfsen und seitlichen Schiebkasten.
(Max Schulz.)
4. Moderner Schreibtisch mit Aufsatz. (Brost & Grofser.)
5. Moderner Schreibtisch von Pössenbacher in München.
ö. Moderner Schreibtisch mit Aufsatz von A. Bembü in Mainz, ent-
worfen von W. Hanau." (Gewerbehalle.)
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur