Seite - 503 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen

D. Umrahmungen. Der Begriff der Umrahmungen ist ein weitgehender. In vollem Sinne kann man jeden Saum, jede Bordüre, jeden bemalten Teller- rand hierher rechnen. In die folgenden zehn Tafeln, welche den Umrahmungen gewidmet sind, wurden jedoch nur solche Dinge auf- genommen, die das Rahmenwerk in weiter entwickeltem Mafse zeigen, an denen es gewissermafsen als Selbstzweck auftritt und ein bestimmtes charakteristisches Ganze bildet. Das Rahmenwerk kommt auf allen möglichen Gebieten der künstlerischen Technik vor und erstreckt sich auf die verschiedensten Stoffe und Behandlungsweisen. Die Tafeln 261—270 greifen aus dem Gesamtgebiet einige hervorragende Unterabteilungen heraus; es sind dies die Umrahmungen architek- tonischer Natur, dann die eigentlichen Rahmen für Bilder, Spiegel etc., ferner das Kartuschenwerk, die in der Bücher- und Schriftausstattung zur Verwendung kommenden typographischen Umrahmungen, sowie die Umrahmungen von Zifferblättern, von Tellern, Schalen u. a. m. Es ist hochinteressant, die Entstehung des Rahmenwerkes auf tektonischer Grundlage, seine allmähliche Umgestaltung und seine Anpassung an die Erzeugnisse des Kunsthandwerks zu verfolgen. Es sei jedoch in dieser Hinsicht auf die geistreichen Ausfuhrungen Sempers (Der Stil, §§ 130 und folgende) verwiesen. Vom stilistisch- historischen Standpunkte aus möge an dieser Stelle nur folgendes bemerkt sein: Das Rahmenwerk in dem Sinne, in welchem es hier in Betracht kommt, tritt in den alten Stilen, in der Antike und im Mittelalter selten und vereinzelt auf. Der Renaissance blieb es vor- behalten, dieses Gebiet zu bebauen und auf demselben das denk- bar Mögliche zu leisten. Dabei ist nicht zu leugnen, dafs in vielen Fällen ein Hinausschiefsen über das richtig gesteckte Ziel mit unter-