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C04 Architektonische Ralimen.
laufen ist. In erster Linie soll die Umrahmung in Beziehung und
im Verhältnis zu dem zu umrahmenden Gegenstand stehen. Um-
rahmungen zu bilden und anzubringen, wo es nichts zu umrahmen
giebt, ist ein Widersinn. Und doch finden wir in der Spätrenaissance,
im Barock- und Rokokostile zahllose Umrahmungsformen, die nach
ihrer Verwendung keinen anderen Zweck mehr haben, als den der
Dekoration leerer Flächen. Damit ist auch der Grund angedeutet
warum in den älteren Stilen das Rahmenwerk so viel seltener zi:
finden ist.
Arch i teKtonische R a h m e n . (Tafel 261-262.)
Als architektonische Rahmen seien diejenigen bezeichnet,
welche in der Architektur ihre Verwendung finden, und jene, welche,
auf anderen Gebieten, z. B. in der Möbeltechnik, auftretend, einen
architektonischen Aufbau zeigen. In der Architektur sind es Fenster-
und Thürumrahmungen, die Umrahmungen von Lünetten, Füllungen,
Schrifttafeln, Medaillons, Nischen, Kassetten u. a. m., die zunächst
zu erwähnen sind. Am Mobiliar sind es die rahmenartigen Füllungen
der Thüren und Sehiebladen, die ja häufig eine Intarsiaverzierung,
eine Schnitzerei oder etwas ähnliches umkleiden, die aber auch ebenso
häufig nur der Dekoration wegen angebracht sind, ohne etwas zu
umrahmen. Im grofsen und ganzen sind es zwei Arten von Um-
rahmungen, die hierbei in Betracht kommen, in welche sich alles
einreihen läfst, trotz der mannigfachen Verschiedenheit des formalen
Details. Die eine Art dieser Rahmen zeigt eine Sockelpartie, ge-
wöhnlich von der Form eines hängenden Dreiecks. In ihr spricht
sich gleichzeitig die Idee des Tragens (konsolenartige Bildung) und
der Charakter der freien Endigung nach unten aus. Die Sockelpartie
wird mit der Krönung, die vielfach in Form des aufrechten Dreiecks
die freie Endigung nach oben hin bildet, verbunden durch seitliche
Säulen, Halbsäulen, Pilaster, Hermen oder andere entsprechende
Stützenformen mit Heranziehung der nötigen horizontalen Gliede-
rungen. Rahmen dieser Art sind wiedergegeben in den Figuren 2,
S, 9, 10 und II der Tafel 261. Die zweite Art der Umrahmungen
zeigt die zentrale Anlage. Das zu umrahmende Feld, sei es ein
Kreis, ein Quadrat, ein Rechteck u. s. w., wird mit einem Ornament
umgeben, das, nach den verschiedenen Seiten sich gleichartig ent-
wickelnd, ohne Berücksichtigung des Oben und Unten, gewissermafsen
eine radial von der Mitte nach aufsen gerichtete freie Endigung
darstellt. Hierbei sind, wie Semper bemerkt, Eierstäbe, Blattwellen
und ähnliches, die ein Unten und Oben haben, so zu verwenden,
dafs die Obenpartie nach aufsen gerichtet ist. Nach diesem Prinzip
gestaltete Rahmen sind veranschaulicht durch die Figuren 4—7 auf
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur