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533 Gemeine Figuren.
Gemeine Figuren. (Tafel 284—285.)
Die zweite Art der heraldischen Bilder sind die sog. gemeinen
Figuren. Man unterscheidet natürliche, erdichtete und künst-
liche Figuren, je nachdem dieselben den Naturreichen, Himmels-
körpern, Naturerscheinungen, den Phantasiegestalten oder der Kunst,
dem Handwerk, der Technik etc. angehören. Im Gegensatze zu den
Heroldsbildern, deren Umrisse bis zum Schildrand reichen, stehen die
gemeinen Figuren, wenigstens auf 2 oder 3 Seiten frei im Felde,
welches sie aber möglichst gut ausfüllen sollen. Die gemeinen Figuren
erscheinen alle mehr oder weniger stilisiert und zeigen je nach der
Stilzeit konventionelle oder charakteristische Formen, worauf beim
Zeichnen eines Wappens Rücksicht zu nehmen ist, damit die stili-
stische Einheit in Bezug auf Schildform und Wappenbild gewahrt
bleibe. Die gemeinen Figuren erscheinen meist im Profil, lebhaft
konturiert, ihre Farbe ist nicht die naturgemäfse (wenigstens in der
älteren Heraldik nicht), sondern eine der nächstliegenden heraldischen
Farben, so dafs sich die Stilisierung also nicht nur auf die Form,
sondern auch auf die Farbe erstreckt. Komplizierte Gegenstände
werden verhältnismäfsig vereinfacht, so erscheinen die Bäume zum
Beispiel mit wenigen Blättern und Früchten u. s. w.
Verschiedene Figuren kommen äufserst häufig in Anwendung,
wie der Löwe und der Adler; andere wieder sehr vereinzelt. Die-
jenigen der Tafel 284 sind sämtlich der Natur entlehnt
Von Tieren sind dargestellt:
Tafel 284.
1. Der Löwe; der Rachen offen; die Zunge ausgeschlagen; der Körper
mager, besonders nach hinten zu; der Schweif aufgebogen, einfach
oder gespalten, aber nicht willkürlich; die Waffen (Zähne, Krallen etc.)
rot auf Metall, golden und silbern auf Farbe; die ganze Figur meist
rot oder golden, selten schwarz, noch seltener blau.
2. Der Leopard, ein schreitender Löwe, mit dem Kopfe häufig en
face; der Schweif über den Rücken zurückgeschlagen. (Löwen und
Leoparden vergl. Tafel 44.)
3. Der Steinbock springend; Hörner grofs, gleich den Klauen
andersfarbig; Hauptfarbe schwarz.
4 Das Pferd, galloppierend, meist ledig, seltener mit Ge.>chirr
und Sattel; Mähne und Schweif fliegend. Gewöhnlich schwarz,
silbern oder rot.
5. Der Eber, kampfbereit ; Rückenborsten aufstehend, gleich
Klauen und Hauern von der Hauptfarbe (schwarz) abstechend.
6. Der Hund, springend, sitzend oder schreitend, meist mit
Halsband; mit stehenden Ohren: Rüde, mit hängenden Ohren:
Bracke, mit magerem Leib: Windhund. Rot, schwarz oder silbern.
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur