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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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14 I. Einleitung I.3. Regionale Unterschiede der Zunft-Bezeichnungen und Definitionsversuch Eine eindeutige Definition des Phänomens „Zunft“ zu geben, gestaltet sich bereits im Ansatz schwierig, zu vielschichtig sind die verschiedenen Erscheinungsformen, die in der vorliegenden Forschungsliteratur unter diesem Begriff subsumiert worden sind. Eindeu- tiger ist zumindest die grobe Unterscheidung zwischen „Gilde“ und „Zunft“ – wenigs- tens in der Begrifflichkeit der historischen Forschung: Hier hat sich über die Jahrzehnte hinweg der Gebrauch von „Gilde“ für Kaufleutekorporationen und von „Zunft“ für ge- nossenschaftliche Handwerkervereinigungen durchgesetzt20. Dieser Differenzierung liegt allerdings zu einem großen Teil die praktische Überlegung der Eindeutigkeit von wis- senschaftlichen Begriffsanwendungen zugrunde; weiters wird die Tatsache berücksichtigt, dass „Zunft“ in den Quellen nur selten für Vereinigungen von Kaufleuten Verwendung findet21. In historischen Quellen ist der Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken allerdings mehr geographisch als inhaltlich begründet22. Für genossenschaftliche Handwerkervereinigungen finden sich zahlreiche Quellenbe- griffe, bei deren Verwendung regionale Schwerpunkte zu bemerken sind: Während im nördlichen deutschen Sprachraum die Bezeichnungen „Gilde“ und „Amt“ (ambacht, lat. officium) stark verbreitet waren, so war in Mitteldeutschland „Innung“ (bzw. in der ober- deutschen Variante „Einung“)23 vorherrschend. Der Begriff „Zunft“ ist in seinen ersten Belegen im 12. bzw. 13. Jahrhundert von typisch oberdeutscher Herkunft; das Zentrum seiner Verwendung im hochalemannischen Sprachgebiet lag um den Bodensee und brei- tete sich bis zum späten Mittelalter immer weiter in Richtung Norden und Osten aus. „Zeche“ schließlich ist schwerpunktmäßig ein oberdeutscher (bayerisch-österreichischer) Ausdruck. Der Ausgangspunkt dieser Bezeichnung ist eindeutig der südöstliche Donau- raum, von wo aus er im Laufe des späten Mittelalters nach Böhmen, Mähren und Schle- sien expandierte24. Der daneben oftmals – auch in der Forschungsliteratur – verwendete Begriff „Bruder- schaft“ (fraternitas), der tatsächlich in den Quellen nachweisbar ist, wirft hingegen eine eigene Problematik auf: Er bezieht sich auf unterschiedliche soziale Gebilde wie Städte- bündnisse, Gebetsverbrüderungen, Handwerker- und Gesellenvereinigungen und selbst- verständlich auch auf Vereinigungen mit primär religiös-geselligen Zielsetzungen25 und wird deswegen in der vorliegenden Arbeit nur mit großer Vorsicht und bei einem deutlich 20 Aus der Vielfalt der diese Frage diskutierenden Literatur seien zwei noch immer grundlegende Auf- sätze genannt. Schmidt-Wiegand, Bezeichnungen 51f., und Irsigler, Problematik 70, sprechen sich beide für eine praktisch orientierte Unterscheidung der Begriffe in dieser Form aus. Die systematische Trennung von „Gilde“ und „Zunft“ steht auch in der neueren Literatur außer Frage, wie beispielsweise bei Kluge, Zünfte 22; Schulz, Handwerk 41, und Isenmann, Stadt 803. 21 Kluge, Zünfte 22; Isenmann, Stadt 803. 22 Schulz, Handwerk 41. 23 Der Begriff kommt auch in Wiener Quellen vor, meint allerdings in der Regel nicht eine Organisa- tionsform von Handwerkern, sondern Abmachungen zwischen Meistern gleicher Handwerkszweige, beispiels- weise Preisabsprachen. Die städtische bzw. landesfürstliche Obrigkeit ging besonders im 14. Jh. vermehrt gegen diese ainungen vor. Siehe dazu Zatschek, Handwerk 22, und unten S. 24–26. 24 Obst, Wandel 255; Schmidt-Wiegand, Bezeichnungen 34–37; Kluge, Zünfte 24–27; Schulz, Handwerk 41. 25 Kluge, Zünfte 23; Isenmann, Stadt 657f.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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