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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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II.3. Das Wiener Handwerk vom späten 14. Jahrhundert bis 1527 29 deordnung ebenso zeigt, war die bruderschaftliche Dimension – also die religiösen und karitativen Funktionen einer Zeche – bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts immanenter Bestandteil zumindest der größeren Handwerksorganisationen. Erkennbar ist auch eine relativ rasche Rückkehr der Zechen zu verschiedenen Forderungen, um die Ausübung des jeweiligen Handwerks in Wien an bestimmte Voraussetzungen zu knüpfen. Glaubt man den Narrationes in den oben vorgestellten Ordnungen, dann hat der Rat vor allem auf Betreiben von Vertretern der Handwerker den Zugang zum Gewerbe wieder restriktiver gestaltet. Das Wiener Handwerk konnte sich also nach den Verfügungen von 1364 erneut rasch als wesentlicher Faktor im Stadtleben positionieren und suchte bewusst die Nähe zur ordnungserlassenden Gewalt, dem Rat. II.3. Das Wiener Handwerk vom späten 14. Jahrhundert bis zur Hand- werksordnung Ferdinands I. 1527 Hand in Hand mit der erneuten Etablierung der Zechen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging ebenso die Zunahme an Einfluss der Handwerker in politischen Angelegenheiten der Stadt. Schon vor dem in dieser Hinsicht entscheidenden Jahr 1396 sind vereinzelt Handwerker im seit 1221 belegten Wiener Rat nachweisbar, beispielsweise Haimo der Wildwerker (Kürschner) um 1221/22 und 1231130, 1275 Ernst der Kramer und Leopold der Riemer131, 1330 Konrad der Wildwerker, der auch von 1340 bis 1343 Bürgermeister war132, weiters der Kürschner Jörg von Nikolsburg (ab 1373 bis 1410 meh- rere Male)133 und der Goldschmied Jans Jan (1388, 1390)134. Sie alle sind lediglich aus ur- kundlichen Erwähnungen als Ratsmitglieder erkennbar, vollständige Ratslisten sind erst, mit wenigen Lücken, ab 1396 erhalten135. Während die Handwerker also im eigentlichen Inneren Rat bis 1396 nur vereinzelt nachweisbar sind, kann wohl davon ausgegangen werden, dass Vertreter dieser Bürger- gruppe am 1356 erstmals erwähnten Äußeren Rat136 zahlreicher beteiligt waren. Richard 130 Zu Haimo und seiner Familie siehe Lechner, Haimonen passim. 131 HHStA, AUR, TullnOP 1275 III 23 (2 Originale); QGW I/3 Nr. 1284; Perger, Rolle 10. 132 Sailer, Ratsbürger 439f. Ebd. 64 aber auch dazu, dass bei Konrad lediglich der Name ein Indiz für seinen Beruf ist, ein sicherer Nachweis der Ausübung des Kürschnergewerbes lässt sich nicht erbringen. Eben- solche Unsicherheiten bestehen bei Heinrich Öler (1350) und Sieghart Prunner (1350), siehe ebd. 64, 234 und 362. 133 Sailer, Ratsbürger 64, 359f.; Perger, Rolle 11 Anm. 62; ders., Ratsbürger 229 Nr. 375. 134 Sailer, Ratsbürger 64, 313f. 135 Siehe zu den obigen Ausführungen auch Perger, Rolle 10. Die angesprochenen Ratslisten finden sich bis 1430 in den sogenannten Testamentenbüchern (WStLA, Sammlungen, Handschriften, A 285/1–3) und von 1401 bis 1601 im Cod. 8019 der ÖNB, abschriftlich im WStLA, Sammlungen, Handschriften, B 86. Für Ratslisten von den Jahren 1533 bis 1767 siehe auch WStLA, Sammlungen, Handschriften, B 85/1–3 (Listen der Ratsbürger und sonstiger städtischer Amtsträger) und 4 (Namenverzeichnis 1533–1767). Ratslisten aus der Mitte des 15. Jhs. sind auch im sogenannten Copeybuch der Stadt Wien (FRA II/7) enthalten. 136 Die Grundlage des Äußeren Rates bildete die hohe Zahl der Zeugengenannten, die durch den Rat auf Lebenszeit oder jedenfalls bis zur Abwanderung aus der Stadt gewählt wurden und deren Funktion es war, Rechtsakte zu bezeugen und dem Stadtgericht beizusitzen. 40 dieser Zeugengenannten wurden ab spä- testens Mitte des 14. Jhs. schließlich regelmäßig dem Inneren Rat bei wichtigen und grundsätzlichen Fragen beigezogen. Letztmalig bezeugt ist der Äußere Rat im Jahre 1408, ab 1412 treten überhaupt nur mehr (Rats-) „Genannte“ in Funktionen auf, die früher dem Äußeren Rat zugestanden wurden. Vgl. dazu Perger, Beiträge 25–28; ders., Rolle 10f.; ders., Rahmen 214.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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