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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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II.3. Das Wiener Handwerk vom späten 14. Jahrhundert bis 1527 33 In der Regierungszeit Albrechts V. (1411–1439) bestimmte eine gewisse personelle Kontinuität in wichtigen Positionen der städtischen Verwaltung die Wiener Geschichte, was auch eine vergleichsweise deutlichere politische Ruhe zur Folge hatte. Der in dieser Zeit aufkeimende Kampf gegen die Hussiten betraf Wien zunächst kaum, 1420 wurde Albrechts Involvierung in diese Angelegenheit aber erstmals auch in dieser Stadt spürbar: Den Juden wurde von Seiten des Herzogs vorgeworfen, den Hussiten Waffen geliefert zu haben. Im Zusammenhang mit den stereotypen christlichen Vorwürfen der Hosti- enschändung und des Ritualmords – in Wien waren angeblich drei christliche Buben spurlos verschwunden – kam es auf Befehl Albrechts zur Gefangennahme und Plünde- rung von Juden in Österreich ob und unter der Enns, am 21./22. Juni 1420 zur Aus- weisung der (ärmeren) Juden aus der Stadt und schließlich im Folgejahr zur Ermordung zahlreicher in Wien noch ansässiger Juden152. Neben der fatalen mittelbaren Auswirkung der Hussitenkriege auf die jüdische Bevölkerung hatte Wien auch mit einer erhöhten Steuerbelastung zu kämpfen, um die Kriegszüge des Landesfürsten und Stadtherrn zu finanzieren153. Das Gewerbe in Wien konnte sich in der Regierungszeit Albrechts V. konsolidieren. Karl Uhlirz listet für das Jahr 1430 – also das Anlagejahr des HWOB – 72 Handwerke auf154, die er zum „organisierten Gewerbe“ zählt, deren Vertreter somit in irgendeiner Form zu einer gewissen Organisationsform gefunden haben, am häufigsten wohl als Zeche. Allerdings bietet er auch einen Überblick über die noch immer zahlreichen Ge- werbe, die außerhalb dieser Organisationsformen standen, und kommt immerhin auf eine stattliche Anzahl von 54, eingeteilt in zwölf Gruppen. Neben den in den Jahrzehnten nach 1411/12 immer wieder aufkeimenden Konflikten zwischen den Handwerksmeistern und -gesellen, auf die noch später ausführlich eingegan- gen wird155, treten die Handwerker vor allem im Zuge der sich in den Jahren von 1461 bis 1463 zuspitzenden Streitigkeiten zwischen Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Al- brecht VI. wieder vermehrt in den Quellen hervor. 1457 war der nominelle König und Landesfürst Ladislaus gestorben, Ende Juni 1458 kam es zu einer Einigung zwischen den erbberechtigten Brüdern Kaiser Friedrich III. und Erzherzog Albrecht VI. sowie ihrem Vet- ter Sigmund/Sigismund von Tirol: An den Kaiser fiel dabei Österreich unter, an Albrecht Österreich ob der Enns; Sigmund verzichtete auf seine Ansprüche, erhielt jedoch ein Drit- tel aller Einnahmen156. Doch damit war der Konflikt noch nicht gebannt, da sich beson- sozialen Gegensatz. Vgl. zur Dominanz der Vertreter der genannten Berufe im Wiener Rat auch Csendes, Stadtherr 254. 152 Siehe zur sogenannten „Wiener Gesera“ unter anderem: Csendes–Opll, Geschichte Wiens 151f.; Brugger, Juden 221–223; rezent auch Elbel–Ziegler, Gesera passim, die besonders finanzielle Motive Al- brechts im Umfeld der geplanten Hochzeit des Herzogs mit Elisabeth von Luxemburg und der Teilnahme Österreichs am Hussitenkreuzzug hervorheben. 153 Csendes–Opll, Geschichte Wiens 151. Für eine Aufstellung der Abgaben in den Hussitenkriegen um 1420 siehe Brunner, Finanzen 301–304. 154 Uhlirz, Gewerbe 613f.; vgl. auch Lentze, Struktur 37. Diese Zahl ist nicht gleichzusetzen mit der Zahl der Zechen, die es damals in Wien gab. Neben den zahlenmäßig großen Handwerken wie Schneider oder Schuster, die selbstständig eine Zeche bilden konnten, haben sich nun auch schon verwandte Gewerbe zu einer gemeinsamen, zusammengesetzten Zeche zusammengeschlossen. Das älteste Beispiel hierfür ist im HWOB für 1396 belegt (Weber und Wollschläger, siehe Nr. 58). 155 Siehe unten S. 84–89. 156 Siehe für einen knappen Überblick: Niederstätter, Jahrhundert 251; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 154–159; Lackner, Herzogtum Österreich 141; rezent dazu ausführlich: Langmaier, Albrecht VI. 478–482.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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