Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Seite - 36 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 36 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

Bild der Seite - 36 -

Bild der Seite - 36 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

Text der Seite - 36 -

36 II. Das Wiener Handwerk vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1527 Das kurze Intermezzo des ungarischen Königs Matthias Corvinus in Wien (1485– 1490)174 sorgte jedenfalls politisch und wirtschaftlich für eine Erholung der Stadt nach all den Kämpfen gegen Ungarn in den Jahren von 1477 bis 1485. Matthias förderte unter anderem den Weinbau und die Anwesenheit des ungarischen Hofes sorgte wieder für eine steigende Auftragslage der Handwerker175. Der Großhandel entfaltete sich ebenfalls erneut, teilweise zogen sogar ungarische Kaufleute nach Wien176. Trotz allem waren die steuerlichen Belastungen auch unter Matthias unverändert hoch177, doch immerhin er- möglichte der König der Stadt, den Wiederaufbau der im Krieg gegen Ungarn zerstörten Donaubrücke zur Hälfte aus landesfürstlichen Einkünften zu finanzieren178. 1488 bestä- tigte Matthias schließlich nach langem Zögern die Privilegien der Stadt179. Nach dem Tod des ungarischen Königs ging Wien jedoch wieder rasch in die Hände der Habsburger über. Mit der Übernahme der Herrschaft durch Friedrichs Sohn Maximilian änderte sich nicht nur die Stellung der Stadt Wien an sich – Innsbruck wurde zum neuen Herrschafts- mittelpunkt –, auch die Verwaltungsebene wurde verändert. Es kam zur Etablierung von Zentralbehörden und eines modernen Verwaltungsapparates, wodurch auch im Falle einer längeren Abwesenheit des Herrschers eine kontinuierliche Regierungstätigkeit ga- rantiert werden konnte. Gleichzeitig bestätigte Maximilian aber auch zwei Mal, 1490 und 1517, die Rechte Wiens und wich – zumindest im Jahr 1490 – dabei kaum von den mittelalterlichen Privilegien ab180. Nach Maximilians Tod am 12. Jänner 1519 formierte sich in Wien jedoch bald ein durch die Gemein gewählter Bürgerausschuss, bestehend aus 53 Vertretern aus den Rei- hen der Gemein und der Genannten, von denen ungefähr die Hälfte Handwerker wa- ren181. Auf Grundlage dieses Ausschusses wurde am 5. Februar 1519 eine provisorische Regierung gewählt, die entgegen dem Testament Maximilians die Regierungsgeschäfte vom Regiment übernahm, welches sich nach Wiener Neustadt zurückzog. Eine zu König Karl V. entsandte Gesandtschaft mit dem Wiener Juristen Dr. Martin Siebenbürger an der Spitze, die eine landesfürstliche Zustimmung zum politischen Umsturz in Wien erwirken 174 Zu Matthias’ Herrschaft über Wien vgl. Perger, Ungarische Herrschaft passim; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 170–175; Opll, Wienna passim. So kurz die Regentschaft des Ungarn in Wien auch war, so fand sie doch auch schriftlichen Niederschlag in dem für die vorliegende Studie relevanten Bereich. Beispiels- weise enthalten die der Papierhandschrift des HWOB vorgebundenen Pergamentblätter einen Treueid der Stadt auf den ungarischen König, siehe Nr. 33. 175 Zum Beispiel erhielten der Maler Hans Rad, der Goldschmied Jörg Jordan und der Riemer Paul Has auf den Hof zurückgehende Aufträge, siehe dazu Perger, Ungarische Herrschaft 77. Ebenso ist unter anderem eine durch Matthias für die im Burgfried lebenden Müller erlassene Ordnung erhalten, siehe WStLA, H. A.- Urk. Nr. 5263 (Regest: QGW II/3 Nr. 5263); als Bestätigung des Bürgermeisters, Richters und Rats siehe Nr. 190. 176 Perger, Ungarische Herrschaft 77; Csendes–Opll, Geschichte Wiens 175. 177 Brunner, Finanzen 323–325. 178 Perger, Ungarische Herrschaft 79; Lessacher, Verwaltung 170. 179 WStLA, H. A.-Urk. Nr. 5271 (= Privileg Nr. 53); Rechte und Freiheiten 2, ed. Tomaschek Nr. CLXXI; FRA III/9 Nr. 68; QGW II/3 Nr. 5271. 180 Zum Privileg vom 29. September 1490 siehe Rechte und Freiheiten 2, ed. Tomaschek Nr. CLXXII; FRA III/9 Nr. 69; zu jenem vom 20. November 1517 vgl. Rechte und Freiheiten 2, ed. Tomaschek Nr. CLXXVI; FRA III/9 Nr. 71. Knittler, Städtepolitik 72f., hebt in diesem Zusammenhang das Neben- einander des althergebrachten Rechts und der modernen Verfügungen hervor, das alte Recht müsse nur „im Gebrauch“ sein und dem „allgemeinen Nutzen“ entsprechen. 181 Brunner, Finanzen 19; Perger, Rat 145–147; ders., Rolle 25; Knittler, Städtepolitik 74.
zurück zum  Buch Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)"
Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das Wiener Handwerksordnungsbuch