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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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III.1. Verwaltungsschriftwesen des Wiener Rats 45 Ybbs227 und St. Pölten228. Verlorene Bücher, die sich aus Nennungen in anderen Quellen erschließen lassen, sind für Hainburg, Klosterneuburg, Weitra, Krems und wahrschein- lich Laa an der Thaya nachweisbar229. Schriftstücke aus der Finanzadministration kennt man unter anderem aus Krems und Weitra230. Auch für Österreich ob der Enns sind für das späte 14. und das 15. Jahrhundert diverse Zeugnisse städtischer Schriftlichkeit erhal- ten oder zumindest erschließbar231. Entgegen der verbreiteten Meinung, dass gerade für Kleinstädte die Führung eines Mischbuchs typisch sei232, zeigt die Überlieferung Nieder- und Oberösterreichs eine meist durchwegs praktizierte Differenzierung zwischen einzel- nen Spezialbüchern und gerade in den größten Städten wie Wien und Wiener Neustadt eine Parallelführung von Büchern mit gemischtem Inhalt und von gesonderten Hand- schriften. Dass im gesamten 15. Jahrhundert beide Formen gleichzeitig auftraten und erst in der Frühen Neuzeit eine konsequentere Spezialisierung in Form von Ratsprotokollen erfolgte, ist daher anzunehmen233. Zum Schluss sei noch auf die nicht nur in geographischer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Entwicklung des Schriftwesens enge Verbindung zwischen Wien und Bratislava/Pressburg hingewiesen. Anfänglich waren Rat und Bürger von Pressburg bei der Urkundenproduktion noch stark vom Pressburger Kollegiatkapitel abhängig, das es seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts schaffte, im Vergleich zu den Pressburger Gespanen – den Vertretern des ungarischen Königs in den Gespanschaften (comitatus) – eine deutlich höhere Zahl an Urkunden auszustellen; das Kollegiatkapitel – bzw. der bei ihm wirkende locus credibilis (glaubwürdiger Ort) – entwickelte sich in dieser Zeit zur führenden öffentlichen Institution der Beurkundung von Rechtsgeschäften im Press- burger Raum234. Nach einer Übergangsperiode in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahr- 227 Hier wurden nachweislich ab den 1470er Jahren diverse Spezialbücher geführt, vgl. Bücherver- zeichnisse, ed. Uiblein 13 Anm. 25; Weigl, Schriftlichkeit 262–267. Eine Sonderstellung nimmt das Anfang des 16. Jhs. angelegte „Memorabilienbuch“ ein, das als reine Sammelhandschrift einen Rückgriff auf den alten Typus des Mischbuchs darstellt, dem jedoch der rechtssichernde Aspekt für die Waidhofener Bürger fehlt. Auf- genommen wurden hier bis in die 1490er Jahre zurückreichende Texte, denen der Rat offenbar eine bestimmte Bedeutung für die Stadt zumaß. Die Anordnung der Texte erfolgte weder chronologisch noch systematisch. Vgl. dazu Weigl, Schriftlichkeit 261; ediert in: Buzanich, Memorabilienbuch. 228 Im Jahr 1991 wurde das 1438 angelegte Stadtbuch von St. Pölten, das hauptsächlich Bürgertesta- mente enthält, wiedergefunden, vgl. Gutkas, Stadtbuch passim; weiters haben sich noch ein weiteres vermisch- tes Stadtbuch und Urbare erhalten, ein Satzbuch und ein Weisbuch dürften verloren gegangen sein, siehe ebd. 81; Korneuburger Stadtbuch, ed. Holzner-Tobisch 20f. Anm. 57. 229 Weigl, Schriftlichkeit 261; Korneuburger Stadtbuch, ed. Holzner-Tobisch 20. 230 Krems: zu den Richterrechnungen von 1462 bis 1478 vgl. Mandl-Neumann, Alltagskriminalität passim; zu den Stadtbaumeisterrechnungen von 1457 bis 1459: Jaritz, Rechnungen passim; zu den Spitalmeis- terrechnungen von 1459 bis 1461: ders., Arme Leute passim. Zu Baurechnungen aus Weitra: Knittler, Bauen 1; ders., Bauen 2. 231 Weigl, Schriftlichkeit 261; Lackner, Dokumentation 139–191; Ernst, Stadtbücher 505; Korneu- burger Stadtbuch, ed. Holzner-Tobisch 21 Anm. 68. Erhaltene Stadtbücher lassen sich in Gmunden und Vöcklabruck finden, verloren – aber erschließbar – sind Stadtbücher aus Enns, Freistadt und Linz. Wahrschein- lich noch kurz vor der Erhebung zur Stadt am 27. August 1491 wurde das Marktbuch von Grein angelegt, vgl. Kaar, Greiner Marktbuch passim. Vgl. zu den Baurechnungen aus Freistadt von 1389–1392 Gruber, Raittung passim; zum Schriftwesen Freistadts dies., Verwaltungspraxis passim. 232 Hartmann–Kloosterhuis, Amtsbücher 72. 233 Korneuburger Stadtbücher, ed. Holzner-Tobisch 21. Zu Ratsprotokollen allgemein vgl. Scheutz–Weigl, Ratsprotokolle passim, und unter anderem die Edition: Zwettler Ratsprotokolle, ed. Her- mann–Moll–Scheutz–Weigl. 234 Šedivý, Anfänge 87–89; ausführlich: ders., Schriftkultur 48–134.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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