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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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III.1. Verwaltungsschriftwesen des Wiener Rats 51 III.1.3. Strukturierung und Neuorganisation des Wiener Verwaltungsschriftguts im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts Ab dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts ist in mehreren Ämtern der Stadt Wien ein Umbruch in der Strukturierung des Verwaltungsschriftguts zu beobachten. So än- derte sich beispielsweise die Gestaltung der Stadtrechnungen. 1424 wurde den beiden Kämmerern – die bis 1418 lediglich für die Verwaltung von Gebühren und Strafgeldern verantwortlich waren, deren Position jedoch schon mit der Führung des „Gültenbuchs“ ab diesem Jahr aufgewertet wurde – Rechnungslegung über den gesamten städtischen Haushalt übertragen, die Rechnungsführung wurde also zentralisiert273. Mit diesem Jahr beginnt auch die Serie der im WStLA erhaltenen Rechnungsbücher274. Vom Aufbau her unterscheiden sich die Rechnungen des Kammeramts deutlich von den aus dem 14. Jahr- hundert bekannten Stadtrechnungen. Die – nun in deutscher Sprache abgefasste275 – Rechnung beginnt mit der Nennung der beiden Kämmerer und des Rechnungsjahres, darauf folgen zunächst die Einnahmen sowie daran anschließend die Ausgaben, die nach einzelnen Rubriken gegliedert aufgelistet werden. Die sich aus der Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben ergebenden Überschüsse oder Defizite schließen die Jahres- rechnung gemeinsam mit einer allfälligen Aufstellung des Schuldenstands der Stadt ab276. Die Anlage der Kammeramtsrechnungen blieb von 1424 bis 1485 gleich. Als im Jahr 1485 schließlich die Teilung in Oberkammer- und Unterkammeramt erfolgte, führten beide Ämter eigenständige Rechnungsbücher. Der Unterkämmerer übernahm – ent- sprechend seines Zuständigkeitsbereichs – beispielsweise die Rechnungslegung für das Bauwesen, Zeughaus und Feuerlöschwesen, weswegen diese Rubriken aus den Ober- kammeramtsrechnungen herausfielen277. Ansonsten unterscheiden sich die Rechnungen des Oberkämmerers im Aufbau kaum von dem vor 1485 gängigen Usus278. Fast gleichzeitig mit der Restrukturierung und Vereinheitlichung des städtischen Rech- nungswesens begannen ebenso einzelne Institutionen, ihr buchförmiges Verwaltungs- schriftgut neu zu organisieren. Besonders bemerkenswert ist in dieser Hinsicht die um- fangreiche Neugestaltung der Grund- und Rechnungsbücher des Wiener Bürgerspitals, die im Jahr 1429 begann und wohl untrennbar mit der Person des damaligen Spitalmeisters Hans Scheibelwieser verbunden ist279. Dieser stellte zunächst aus diversen Verzeichnissen 273 Brunner, Finanzen 48–56; Pils, Stadt 119. 274 WStLA, Städtische Ämter, Oberkammeramt, B1/1. Reihe. Von den Büchern haben sich lediglich die Reinschriften erhalten. Zur engen Orientierung der Pressburger Rechnungsbücher am Wiener Vorbild siehe oben S. 46. 275 Die Sprache der bis in die 1380er Jahre erhaltenen Rechnungen ist ein mit vielen deutschen Zusät- zen vermischtes Latein, vgl. Brunner, Finanzen 68. 276 Brunner, Finanzen 66f. (dort auch eine Übersicht der einzelnen Rubriken). 277 Die mittelalterlichen Unterkammeramtsrechnungen sind bis auf wenige Ausnahmen, nämlich die Jahrgänge 1500 und 1501 (in den jeweiligen Oberkammeramtsrechnungen des Jahres überliefert), nicht mehr erhalten, zu den frühneuzeitlichen Rechnungen siehe WStLA, Städtische Ämter, Unterkammeramt und Bau- amt, B1 – Rechnungsbücher; vgl. Brunner, Finanzen 49; Pils, Stadt 119f.; dies., Oberkammeramtsrechnun- gen 58; Pauser, Verfassung 65f.; Lessacher, Verwaltung 150. 278 Brunner, Finanzen 68; erst im Jahr 1522 setzten erneut Änderungen ein, indem unter der Zainzigs ausgeben genannten Rubrik anstelle der systematischen Auflistung der einzelnen Posten ein chronologisches Verzeichnis von Ausgaben aller Art – offenbar ein Protokoll der täglichen Einzelausgaben des Oberkämmerers – angelegt wurde. 279 Pohl-Resl, Rechnen 51–66. Zu Scheibelwieser, einem Kaufmann, von 1426 bis 1429 Spitalmeis- ter des Bürgerspitals, vgl. auch Perger, Ratsbürger 240 Nr. 436.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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