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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Seite - 63 -
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Seite - 63 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)

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III.4. Schreiber und Schrift 63 Raum er für Nachträge freilassen sollte. Während er zum Beispiel bei den Schustern drei Seiten freiließ (fol. 21r bis 22r), rechnete er anscheinend bei Handwerken wie den Seilern (fol. 57r) – wo er nur die Rückseite des Blattes für Nachträge parat hielt – oder den Mänt- lern (fol. 62r–v, fol. 63 anschließend freigelassen) mit nur wenigen neuen Bestimmungen. Hirssauers Schrift ist eine für die Zeit um 1430 gängige Bastarda, mit deren typischen Elementen: f und langes s reichen unter die Basislinie, bei b, h, l und k finden sich oftmals durchgezogene kursive Schleifen an den Oberschäften, das g ist ebenso markant; Schwell- schäfte treten vor allem beim langen s und bei f zutage345. Die Texte der Anlagehand zeichnen sich durch eine recht sorgfältige Gestaltung aus. Alle Überschriften der Ordnungen des Grundstocks sind rubriziert, in den meisten Fällen findet sich auch ein Vermerk für den Rubrikator am oberen Rand der betreffenden Seite. Die Initialen waren wohl im Grundstock und auch in später eingetragenen und sorg- fältiger stilisierten Ordnungen einfache Lombarden in Rot oder Blau ohne weitere deko- rative Ausschmückung. Erst in späterer Zeit wurden sie mit Fleuronné, (Profil-)Masken und weiteren, auch figürlichen, Darstellungen weiter ausgeschmückt. Grob gesagt können zwei jüngere Überarbeitungsphasen festgestellt werden. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ergänzten zunächst zwei Hände zahlreiche Lombar- den mit Masken und Fleuronné in Rot bei blauen, mit tintenfarbigen (schwarzen) Mas- ken und Fleuronné bei roten Initialen (Abb. 3, 4). Hand B unterscheidet sich von Hand A durch eine insgesamt weniger feine Ausführung der Fleuronné-Verzierungen und der Masken. Während Hand A vereinzelt motivisch Bezug auf die mit der Initiale eingeleitete Ordnung nimmt (siehe Abb. 5), findet sich dieses Element bei der etwas unbeholfeneren Hand B nicht. Hand B hat außerdem eine breitere Strichführung als Hand A, insgesamt wirkt die Ausführung somit etwas gröber (Abb. 6). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte dann die zweite, weniger strin- gente Überarbeitungsphase des Initialenschmucks. Bloß einzelne Masken wurden an- scheinend willkürlich mit schwarzer Tinte nachgezogen bzw. durch Zungen, Brillen oder sonstige Attribute ergänzt, stellenweise wurden ganze Figuren dazugemalt oder bisher gänzlich ungeschmückte Initialen mit figürlichen Darstellungen – jedoch ohne jeglichen künstlerischen Anspruch – versehen. So finden sich beispielsweise auf fol. 1r die wohl eher ironisch zu verstehende Zeichnung einer Frau, wahrscheinlich mit Spinnen im Gesicht (siehe Abb. 7), oder zahlreiche – oftmals bärtige bzw. die Zunge herausstreckende – Köpfe bzw. Gesichter oder Büsten, die teilweise auch mit eher absurden Elementen wie spitz zulaufenden Ohren versehen wurden (Abb. 8). Ulrich Hirssauer dürfte auch sehr oft für den Nachtrag von Ordnungen nach 1430 verantwortlich gewesen sein; es finden sich bis zu seinem Tod im Jahre 1461 zahlreiche weitere Texte, die mit einiger Wahrscheinlichkeit von seiner Hand stammen. Die meist etwas flüchtiger als die Texte der Anlagehand geschriebenen Ordnungen dieser Zeitstel- lung können mit ziemlicher Sicherheit trotz dieser höheren Flüchtigkeit dem Schreiber des Grundstocks zugeordnet werden. Diese finden sich auf fol. 13v, 14r, 18r (wobei sich der obere Text von 1436 deutlich vom Duktus der Schneidergesellenordnung von 1442 unterscheidet und nicht mit letzter Sicherheit der Hand Hirssauers zuzuordnen ist) bis 19r, 21r bis 22r (oben, der untere Text stammt aus dem Jahre 1463), (wahrscheinlich 28v), 31v bis 32v, 38r, 40v (Hutmacher 1452), 46v (zwei Nachträge von 1430 und 1431), 51r (Nachtrag am unteren Rand der Seite von 1430), 52r–v (die untere Glaserordnung von 345 Vgl. zu den Merkmalen der Bastarda unter anderem Schneider, Paläographie 66–80.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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