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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Seite - 121 -
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IV.2. Gesellen und Gesellenschaften 121 Sicherheitsdiensten der Stadt anzustellen795. Ein Indiz dafür bietet unter anderem die im HWOB überlieferte Ordnung der Wächter auf der Stadtmauer, welche die Aufnahme von 16 Wächtern vorsieht, für jedes Stadtviertel jeweils vier796. Trotz allem versahen bis um 1540 auch noch Bürger regelmäßig ihre diesbezüglichen Dienste, wobei die Profes- sionalisierung in diesem Bereich weiter zunahm. Die Entwicklung gipfelte schließlich 1546 in der in diesem Jahr stattfindenden endgültigen „Militarisierung“797 des Wiener Wachtdienstes, obwohl auch danach viele Angehörige dieser Truppen im Nebenberuf ein Handwerk ausübten798. IV.2.6.5. Zusammenfassung Die Bestimmungen bezüglich des öffentlichen Verhaltens der Gesellen beziehen sich vor allem auf übermäßigen Weinkonsum, Streitereien bzw. Schlägereien, das Glücksspiel und den Umgang mit bzw. sexuelle Beziehungen zu Frauen. In allen Bereichen sind die Ordnungen relativ restriktiv. Öffentliches Betrinken mit anschließender Ruhestörung wurde beispielsweise strengstens untersagt und mit empfindlichen Zahlungen an die Gesellenbüchse bestraft. Das Glücksspiel betreffend gab es zwei Möglichkeiten: Entwe- der untersagten die Ordnungen das öffentliche Spielen komplett – wie zum Beispiel bei den Fleischhauern – oder es wurde ein Höchstbetrag festgelegt, um den gespielt werden durfte. In Bezug auf Frauen war den Gesellenschaften bzw. den Handwerksmeistern ein guter Umgang wichtig, manche Ordnungen enthalten explizite Verbote des Schimpfens vor Frauen. Überhaupt nicht gern gesehen wurde allerdings der Umgang von Gesellen mit Prostituierten. Allgemein scheinen die Bestimmungen der Ordnungen eher darauf abzuzielen, den näheren – auch sexuellen – Kontakt zwischen den Gesellen und Frauen generell zu unterbinden: In zahlreichen Statuten findet sich die Vorschrift, keine unehr- baren Frauen zu den gemeinsamen Trink- und Essveranstaltungen mitzunehmen bzw. in den Gesellenwohnstätten übernachten zu lassen. Wie bereits mehrmals erwähnt, scheinen jedoch oft auch verheiratete Gesellen nicht gerne gesehen gewesen zu sein, in manchen Handwerken wurde den Gesellen die Ehe sogar dezidiert verboten. Der Einsatz von Handwerkern zur Sicherung und Verteidigung der Stadt betraf Meis- ter wie Gesellen gleichermaßen. In Notsituationen, beispielsweise einer akuten Bedrohung der Stadt, mussten die Handwerker damit rechnen, in das städtische Aufgebot einberufen zu werden. In manchen Ordnungen ist sogar zu lesen, dass ein Teil des Einschreibbetrages für die Zeche zur Anschaffung von Harnischen und Waffen aufgewendet wurde. Die stän- dige Bereitschaft der Handwerker änderte sich wohl erst während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Stadt Wien dazu überging, besoldete Verteidigungskräfte anzustellen, die allerdings wieder oft handwerkliche „störende“ Nebenberufe hatten. An den immer wieder in den Ordnungen auftauchenden öffentlichen Pflichten und Normen kann gut beobachtet werden, mit welchen Aktivitäten die Gesellen sich offen- 795 Zusammenfassend dazu Fischer, Anfänge 396–400. 796 Siehe Nr. 279, und unten S. 170; vgl. dazu auch Veltzé, Stadtguardia 1 533; ders., Stadtguardia 2 9; Pils, Rand 117; Fischer, Anfänge 361. 797 Fischer, Anfänge 398f.; einem Kommandanten wurden sieben Rottmeister und 63 Soldaten un- terstellt, daneben gab es noch 20 Nachtwächter und diverse diese Sicherheitsdienste ergänzende Truppen. Die Zahl der Bediensteten konnte je nach entsprechenden Erfordernissen der Stadt oder des Landesfürsten weiter ausgebaut werden. 798 Vgl. dazu Ehmer, Zünfte 98.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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