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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Seite - 153 -
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IV. 3. Meister 153 Ein weiterer wichtiger Aspekt der Zechen war ebenso der gemeinschaftliche Einkauf von Rohstoffen und Arbeitsmaterialien, der meist von den Zechmeistern organisiert und in unterschiedlichen Formen durchgeführt wurde. In vielen Fällen erfolgte der Kauf auf Vermittlung durch die Zeche, die Zechmeister ließen dabei auf dem gesamten Handwerk die Verkaufszeiten der zentral in der Stadt gelagerten Waren verkünden. Der sogenannte Zunftkauf, also die Anschaffung der benötigten Waren durch die Zeche im Gesamten, ist ebenso im HWOB zu finden wie Bestimmungen zum Teilkauf, bei dem ein Meister einem anderen, beim Kauf anwesenden Kollegen einen Teil der Ware zum selben Preis überlassen musste. Die Aufteilung der Verkaufsplätze unter den Zechmitgliedern war nicht allein Auf- gabe der Zechen, auch die Stadt und andere Einrichtungen hatten Interesse an diesbe- züglichen Regelungen. Es kamen unterschiedliche Möglichkeiten als Verkaufsstätten in Frage: das Zechhaus, die eigene Werkstatt, bestimmte Märkte oder andere Stände in ge- nau festgelegten Straßen. Auswärtige Gewerbetreibende – sogenannte Gäste – durften ihre Waren häufig nur in ihren Herbergen bzw. Gasthäusern verkaufen bzw. diese auf Märkten örtlich getrennt von den städtischen Meistern anbieten1073. Zur religiös-bruderschaftlichen Seite der Meisterzechen äußern sich die Ordnungen des HWOB hingegen nur selten. Die wenigen enthaltenen Bestimmungen lassen auf eine zentrale Bedeutung der Begräbnisfeierlichkeiten und der Totenmemoria schließen, beson- ders die Ordnung der St. Oswald-Bruderschaft bezieht sich in mehreren Artikeln darauf. Als soziale, mit den Zechen in Verbindung stehende Sicherungsmaßnahmen können die Bestimmungen zur Wiederverheiratung von Witwen und – seltener – Witwern verstan- den werden. Oftmals wurde denjenigen Meisterschaftsanwärtern, die eine verwitwete Meisterin heirateten, der Zugang zu den Zechen deutlich vergünstigt, beispielsweise in- dem die Eintrittsgebühr verringert oder die Pflicht zur Meisterprüfung abgeschafft wurde. Manche Ordnungen regelten auch das Fortführungsrecht der Meisterwitwe für die Werk- statt ihres Mannes. Lediglich die Ordnung der Tuchscherer von 1429 legte dabei eine Frist von einem Jahr fest, nach dem die Witwe erneut heiraten musste, andere Handwerke ließen die Frist offen oder sprachen der Witwe jedenfalls das Fortführungsrecht zu, ohne jedoch auf irgendwelche Einschränkungen einzugehen. In einigen Ordnungen können auch bevorzugende Bestimmungen im Hinblick auf die Meistersöhne gefunden werden, besonders Erleichterungen für den Erwerb der Meisterschaft in Form von ermäßigten Zahlungen an die Zeche oder den Erlass der Meisterprüfung betreffend. Weiters sprechen manche der untersuchten Satzungen das Problem der Störer an. Diese agierten als Handwerker ohne Meisterrecht oder zogen vom Land in die Stadt, um dort in den Häusern ihrer Kunden Arbeiten zu verrichten. Die wenigen im HWOB enthaltenen diesbezüglichen Bestimmungen beziehen sich vor allem auf das Verbot, Ge- sellen, die bei einem Störer gearbeitet haben, anzustellen. 1073 Zur Rolle von städtischen Verordnungen bezüglich fremder Gewerbetreibender als Herrschaftsinst- rument des Rats vgl. auch Dirlmeier, Obrigkeit 443f.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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