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214 VI.2.Edition
63.
DerBürgermeisterundderRatderStadtWien entscheiden einenStreit zwischendenWebern
undTuchbereiternüberdenKaufundVerkauf vonunbereitetenundbereitetenTuchen.
1454März14.
HWOBfol.4v.
Literatur:Uhlirz,Gewerbe670f., 676;Brunner,Arbeiten15f.;Holbach,Verlag139f.
Vermerkt die berednùsse, so mein herren .. der burgermaister und rat der stat zu Wienn
zwischen den tùchberaittern und webern an phintztag nach dem suntag Invocavit in der
Vasten des virundfùnftzigisten jars getan habent, von der wollein tùch, der wollslaher
und irr zwitràchtt wegen, darumb paidtail vor dem rat erschinen sein. Nach paidertail
verhòrunghatder rat fùr sichgenomen,dasdiemaist zwitràchtt sicherhebthabausdem
gewant, so man jèrlich hie zu Wienn kaufft gen Sant Paul und in das Tal gen Vngern1,
dasdesdie tùchbraittermerklichgenossenhabentwiderdieweberundwolslaher.Darauf
hatder ratmitpaidertailwillenundwissenzwischen in indergutikait gesprochen,dabey
eshinfur albegbeleiben sol:
[1.] Itemwanmanvondentùchbraitterndie tùchbestellt,derpriorausdemTaloder
von Sand Paul oder ir anwalt, und der kauff darumb geschiecht, wie dann der sey fùr
ain tùch, und si das gelt, so man in gewòndlich darin geit, innemen, so sullen denn die
tùchbraitter von stundanmitdenwebernauchainenkauffmachenumbdieselben tùch,
was der dann ains yeden jars wirt; und sullen in denn von demselben gelt auch auf yeds
tùchainenguldeingeben, als vilder ist,damit sidenzeugzudentùhenzuwegenpringen
unddiedarausmachen.
[2.] Wan die weber dann die tùch gewebt haben und in die zuebringen zu beraitten,
so sullendenndie tuchbraitterdenwebernaberaufyeds tùchainengulden ingoldgeben
ungevèrlich, doch ob der kauff der tùch so vil pringt; was es aber mer brècht uber zwen
gulden, des sullen die weber peiten als lang, untz man die tùch von den tùchbraittern
nymbt und in das ubrig gelt wirt. Davon sullen sew dann die weber betzalen an alles
vertziehen.
[3.] Item dieselben tuch alle sullen die weber hie weben allain und kains beraitten.
Auch sullen die tùchbraitter die tùch alle beraitten, hie und nyndert anderswo; und sol
auchder tùchkains anderswokaufftnochgemachtwerdendennhie zuWienn,ungevèr-
lichnùrdieweber allain.
[4.] Was aber die tuchweber tùch weben, auswendig der tùch gen Vngern, was farb
sew sein, die mugen sew beraitten selber oder zu beraitten geben und auch die verchauf-
fen, rabeundberaite,wo si rechtlich sullen,der tuchberaitterhalben.
[5.] Also herwider, ob die tuchberaitter ire tùch, auswendig der tùch gen Vngern,
selbs weben und beraiten wolten und anwerden, wo si zu recht sullen, das ist auch der
tùchwebergùterwill irnthalbenungevèrlich.
63 1 Nach U , Gewerbe 671, ist unter dem Verweis des regen Tuchhandels zwischen Wien und
Ungarn entweder das ehemalige St. Paulskloster bei Ofen oder das Paulinerkloster Marienthal bei Pressburg zu
verstehen. Nach freundlicher Auskunft von Judit Majorossy (Institut für Geschichte, Universität Wien) kann
hier nur das im Jahr 1377 gegründete Kloster Marienthal gemeint sein, siehe dazu auch zukünftig: ., Piety
Kap. III.2.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Titel
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Untertitel
- (1364–1555)
- Autor
- Markus Gneiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Abmessungen
- 17.3 x 24.5 cm
- Seiten
- 674
- Schlagwörter
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen