Seite - 225 - in Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
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Nr.76–77 225
77.
DerRatderStadtWien erteilt denSchneidernaufderenBitte eineOrdnung.
1368 Jänner27.
HWOBfol.15r–v.
Druck: Wissell, Recht 4 365f. – Literatur: Feil, Beiträge 258; Uhlirz, Gewerbe 714; Zat-
schek, Handwerk 25f.; Zatschek, Handwerksordnungen 14f.; Wissell, Recht 2 323; Baum,
Rudolf IV.247f.;Kluge,Zünfte250.
Das ist der sneyder rechta
In dem drewtzehenhundertistem jare und in dem achtundsechtzigistem jare des nagsten
phintztagsnachsandPaulstagkomenfùrdenratder stat zeWienndiemaisterdie sneider
gemain,diehie zeWiennsitzundundwanundsindundmitder stat leidentundduldent
als anderunsermitpurger,undhabentdageklagtundfùrgelegt,das syall verderbenmùs-
sen von den fromden sneidern und sneiderknechten, die ab dem lannd herin lauffend
und sich nidersetzent in den herrenhèwsern und annderswo in haimlichen hewsern, der
ettlich weib habent und ettlich nicht und mit der stat nichtz leident, und niemant kan
gewissen, ob sy frumb oder pos sein, und niemant auch wais, von wann sy herkomen,
undwannsy ichtzhiegewinnent,damit lauffent syvondanneundentragentden lewten
das gewant, damit das hantwerch altzeit gelestert wìrt und wìr auch verderben mùssen,
das wol zwaintzig maister mit weib und mit kinden von hine gevaren sind, die lang zeit
sichmit erenhiebetragenhabentundmitder stat gelitenhabentubelundgùt.
Auch haben sy geklagt ain(en) grossen pressten, wenn sy erber lèwt mit dem
sneidwerch fùdern sullen, das in denn ir knecht entlaufnt und sich in der herren hew-
serundinanderhaimlichhewser setzentunddaarbaittent, alsomùgensydieerbern lewt
nichtgefùdern,als sygerntèten.Auchhabendiemaisterdie sneidervleissigleichgebeten,
das der rat aufsatzt, welh sneider sich ab dem lannd herin ziehen wolten und mit weib
und mit kinden hie sitzen und arbaitten wolten, von wann die komen wèrn, von steten
oder mèrkchten, das sy denn brief brèchten, das sy erleich und trewleich und frùmklich
sichenthaltenhietenunddarnach inoffemrat swurnundder stat rechtgewunnen,das sy
purgèr wùrden, die mùsten dann mit der stat leiden ubel und gùt alswol als sy, so mocht
man auch gewissen, wer die wèrn, die sich herzugen und wie sy sich enthalten hieten, so
wùrd man auch inne der haimlichen sneider und sneiderknecht. Und welh sneider sich
also hertzugen, die solten zu den vier maistern komen, die der rat gesatzt hiet, die sol-
ten denn dieselben fùr den rat pringen, das sy der stat recht aufenphingen; wèr aber, das
daruber ettlich sneider sich haimleich setzen wolten, die sol der rat darumb pessern nach
genaden, als sy indemrat erfìndenb.
[15v] Auch habent sich die sneider, die maister alle gemainklich und yedweder sun-
derlich verpunden: Welch purger in seinem haus eins sneiderknechts bedurffe ze newem
gewant oder ze altem gewant, im selber, seinen chinden oder seinen dienearn oder dienè-
rinn, zu welhem sneider ein purgèr seinen poten sende, der sol im denn einen knecht
leihenacht tagodervìrtzehentagoderalslangunder seinbedurffumbeinmittergeleichs
lon.
77 aÜberschrift rubriziert. b Rechts neben der Zeile von anderer Hand: Mulcta a burgimagistro pro senatu
imponenda.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Titel
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Untertitel
- (1364–1555)
- Autor
- Markus Gneiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Abmessungen
- 17.3 x 24.5 cm
- Seiten
- 674
- Schlagwörter
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen