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Aktualität — Aktualitätstheorie. 17
JOEL, VAIHINGER, GOLDSCHEID U. a. Vgl. MONTGOMERY, in: Monist, III.
Vgl. Psychisch, Tätigkeit, Wille, Geist, Aktualitätstheorie, Leben.
Aktualität (actualitas): Wirklichkeit, Wirksamkeit. (actualis)
wird dem „Potentiellen" oder „Virtuellen" gegenübergestellt.
Aktualitätstheorie (Aktualismus) ist die Lehre, daß eine Art der
Wirklichkeit oder diese überhaupt nicht in einem substantiellen, ruhenden Sein
<s. d.), sondern in Tätigkeit, einem Werden (s. d.), in einem Geschehen, in
einem Prozesse besteht. Die metaphysische A. faßt alle Wirklichkeit als
nirgends ruhendes Werden, als Ausfluß einer oder vieler Tätigkeiten auf, die
«ich dem Denken als Dinge, Substanzen (s. d.) darstellen, letzten Endes aber
nicht an beharrende „Träger" gebunden, sondern selbständig sind. Die
Dinge sind hiernach nur Momente, Querschnitte, Verdichtungspunkte
ewigen, schöpferischen Entwicklung (s. d.). Das Sein ist nur ein Spezial-
fall des Werdens, ein sich Erhalten im Werden, ein relativ stabüisiertes Ge-
Nach der A. ist die Seele (s. d.) keine Substanz,
Tätigkeit, Prozeß, Geschehen und ist in der Wirklichkeit des Bewußt-
seins, des Erlebens unmittelbar (nicht als bloße Erscheinung eines unbekannten
Wesens) gegeben (vgl. psychisch).
Die metaphysische A. begründet HERAKLIT durch seine Lehre vom
ewigen Werden (s. d.). neuerer Zeit leitet das Sein (s. d.) aus reiner Tätig-
keit des „absoluten Ich" J. G. FICHTE ab, der auch psychologischer
ist. Auch der Voluntarismus (s. d.) SCHOPENHAUERS ist aktualistisch, ebenso
der Panlogismus d.) HEGELS, nach welchem die „Idee" (s. d.), die den Welt-
grund büdet, reiner, zeitloser, dialektischer (s. d.) Prozeß ist. In der Gegen-
wart wird die A. hauptsächlich durch WUNDT vertreten, nach welchem letzten
Endes nicht Substanzen, sondern Willenstätigkeiten (s. d.) als „substanz-
erzeugende" Aktionen existieren; erst in ihren Wechselwirkungen stellen sich
diese Tätigkeiten dem Denken als Substanzen dar. Aktualisten sind ferner
MÜNSTERBERG, B. KERN, PAULSEN, JOEL (Seele u. 1911), OSTWALD (S.
Energie), E. MACH (S. Element), LACHELIER, BERGSON, nach welchem das Sein
schöpferische Entwicklung (s. d.) ist a pas des choses, ü a que des
actions" Evolut. creatrice, S. 270), NIETZSCHE (S. Werden), F. S. SCHILLER,
BRUNNER, VAIHINGER (S. Ding), L GILBERT (S. Arbeit) u. a.
Die psychologische A. vertreten besonders SPINOZA, HUME (Die Seele
als „Bündel" fortwährend wechselnder Erlebnisse), FICHTE („die Intelligenz ist
dem Idealismus ein und absolut weiter; nicht einmal ein
soll man sie nennen", WW. I 1, 440), HEGEL, SCHOPENHAUER, FECHNER
(Über die Seelenfrage, S. 205), PAULSEN, WUNDT. Nach ihm ist jeder psychische
Inhalt ein Vorgang und unmittelbare Wirklichkeit (Philos. Studien X, 101;
XII, 42, 81 f.). Die innere Erfahrung ist ein „Zusammenhang von
sie besteht aus „Prozessen". Vor der Verdinglichung det Vorstellungen
hat sich die Psychologie zu hüten. Das geistige Leben ist eben „nicht eine
Verbindung unveränderter Objekte und wechselnder Zustände, sondern in allen
Bestandteilen Ereignis, nicht ruhendes sondern Tätigkeit, nicht
Stillstand, sondern Entwicklung" (Vorles. über d. Menschen- u.
8. 495). Das Psychische ist ein „fortwährend wechselndes Geschehen in der Zeit"
(Grundriß d. Psychol.6, S. 17 f.). sind ferner DILTHEY, BERGSON,
NIETZSCHE, HÖFFDING, FOUILLEE, JODL, ß. KERN, E.
er, 2
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften