Seite - 32 - in Handwörterbuch der Philosophie
Bild der Seite - 32 -
Text der Seite - 32 -
Annihilation Anpassung.
eines Vorgestellten oder ohne Überzeugung von der
Wahrheit oder Wirklichkeit des Angenommenen, ja oft trotz der Überzeugung
von der Unwahrheit oder Nichtexistenz desselben (vgl. Fiktion). Die A. ist nach
MEINONG ein Mittleres zwischen Vorstellung und Urteü; sie ist eine besondere
ein „Urteil ohne Überzeugung". Die Annahmen sind „Phan-
tasieurteüe", vertreten Urteile und spielen eine große Rolle in den
Tätigkeiten der Phantasie, in der Kunst, bei Hypothesen usw. (Über
1902; A. 1910). Vgl. MARTY, Zeitschr. f. Psychol. d. Sinnesorgane, 40. Bd.,
1906 (gegen Meinong); KREIBIG, Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 176
<A. als „Phantasieurteil"). VAIHINGER, D. Philos. des Als ob, 1911;
Über A., 1910.
Annihilation: Vernichtung, Zerstörung.
Anomalie Abweichung der Regel (s. d.), von einem Ge-
Der Ausdruck „A" bedeutet bei den Stoikern, daß ein Wort dem Be-
griff nicht entspricht, im Gegensatz zur „Analogie" (vgl. P. BARTH, Die
1908, S. 120).
Gesetzlosigkeit, Willkür. Vgl. Autonomie (GUYAU).
Anordnung s. Disposition, Ordnung.
Anorganisch vgl. Organisch, Anpassung, Panpsychismus, Hylozoismus.
Anpassung (Adaptation, Adaption, Akkomodation) ist, allgemein, die
Herstellung oder Entstehung des Verhältnisses der Angepaßtheit eines Gegen-
standes zu einem andern, eines des ersten zum zweiten, d. h. einer
Beschaffenheit, vermöge deren beide Gegenstände ohne Störungen miteinander
in Verbindung bleiben können. In diesem allgemeinsten Sinne gibt es eine A.
schon im Anorganischen. Insbesondere spricht man aber von einer bio-
A., einer Formung der Organismen im Verhältnis zur natürlichen
weit (s. Milieu) und deren Angepaßt ist ein Organis-
wenn er so beschaffen ist und so funktioniert, daß er in einem bestimmten
Milieu sich zu erhalten vermag. Je nach der Art der Erhaltung ist die A. mehr
oder weniger vollkommen, wobei aber auch die mit A. zuweüen verknüpfte
partial-unzweckmäßigen Erwerbungen zu berücksichtigen sind. Man
scheidet indirekte, durch Selektion (s. d.) bewirkte, und direkte, un-
mittelbar mit dem Milieu zusammenhängende A. (A. für das Milieu — A.
durch das Müieu). ist die ohne Zutun des Organismus
A., die auf eigener Tätigkeit desselben beruhende A., die ihren
Höhepunkt in der Anpassung der Natur an die Bedürfnisse und Ziele des
Menschen erreicht (vgl. Kultur). Unter funktioneller A. versteht man
<Roux u. a.) die A, der Organe an ihre Funktionen (vgl. Übung). Die Lehre
von der biologischen A. haben besonders LAMARCK, G. CH.
DARWIN, SPENCER begründet (s. Entwicklung, Leben). Vgl. ferner (die unter
„Entwicklung" aufgezählten) Schriften von HAECKEL, WEISMANN, ROUX
f. u. Physiol. 1883; Der Kampf der im Organismus,
1881), L. PLATE Selektionsprinzip, 1908), PAULY, REINKE (Einleit. in d.
theoret. Biologie 1901, S. 105 u. ferner GOLDSCHEID (Höherentwickl. u.
Menschenökonomie, 1911, S. XVII ff.), DETTO (Die Theorie d. direkten Anpass.),
MATZAT (Philos. d. Anpass. 1904), (D. Theorien d. aktiven A.,
zurück zum
Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften