Seite - 33 - in Handwörterbuch der Philosophie
Bild der Seite - 33 -
Text der Seite - 33 -
Anregbarkeitsbreite Anschauung. 33
1910). MÜNSTERBERG, Die Lehre von der natürlichen A., 1885; M. L.
STERN, Monist. Ethik, 1911, u. a.
ist die A. die Einstellung von Organen an bestimmte
Reize, z. B. der Augenlinse bei verschiedener Entfernung der Gegenstände (vgl.
WUNDT, Grundz. d. physiol. Psychol. 1910).
Psychologisch gibt es eine A. der Sinnesfunktionen an die Reize (vgl.
Energie, spezifische), der an den sie auslösenden Reiz.
Logisch oder erkenntnistheoretisch gibt es eine A. des Denkens (der
Begriffe, Urteile) an die Erfahrung und die Tatsachen, sowie umgekehrt
A. des Erfahrungsmaterials an die Formen und die Gesetzlichkeit des Denkens,
Bewußtseins. E. MACH betrachtet die Erkenntnis als „Anpassung der
danken an die Tatsachen", verbunden mit der Theorie, d. h. der „Anpassung
der Gedanken aneinander". Die instinktive A. wird durch Denkgewohn-
heiten modifizierende, methodische A. ergänzt (Populärwissensch. ff.;
Erkenntnis u. Irrtum, S. 3, 163).
In den „Anpassungen" (adaptions) erblickt TARDE ein universales Phäno-
men (Die sozialen Gesetze, 1908, S. 72 ff). Vgl. Entwicklung, Selektion.
ist, nach OFFNER (Das 1911,
S. 125 der „Spielraum für direkt die Dispositionen anregende mehr oder
weniger adäquate Reize". Vgl. Disposition.
Anschaulich ist das unmittelbar als Einzelgegenstand Gegebene, Wahr-
genommene im Gegensatz zum Abstrakten, Begrifflichen, ferner das leicht in
der Anschauung oder Vorstellung Erfaßbare. Nach ist a. „eine Vor-
stellung, wenn sie in ihrem Inhalte alle jene Merkmale zum Bewußtsein bringt,
die bei Erfassung des Gegenstandes als eines Dinges, Vorganges, Zustandes
oder Ablaufes der Wirküchkeit vorhanden sind". Unanschaulich ist eine Vor-
stellung, „sofern ihr Inhalt bloß einen der bei einer solchen Erfassung des
Gegenstandes bewußten Merkmale wiedergibt" (D. intellektuellen Funktionen,
1909, S. 28 ff.). Nach DESSOIR ist a. das Einzelne, sei es seelisch oder körper-
lich, sofern es konkret und außerbegrifflich bleibt (Arch. f. systemat. Phüos.
1904, S. 21). Nach WUNDT ist ebenfalls „alles konkret Wirkliche" anschau-
lich; a. und unmittelbar ist die Erkenntnis der Psychologie (s. d.).
Anschauung (intuitus, intuitio) bedeutet 1. die Tätigkeit des Anschauens
oder der Erzeugung der Anschauungsvorstellung; 2. diese selbst, als psychisches
die Wahrnehmung (s. d,). Die A. wird dem gegenübergestellt
und ist, sofern sie äußere A. ist, als die von Begriffen er-
folgende einheitliche Zusammenfassung (Synthese) einer Mannigfaltigkeit von
Eindrücken in raumzeitlicher Bestimmtheit zu definieren, während innere A.
die Richtimg der Aufmerksamkeit auf die eigenen seelischen Erlebnisse bedeutet
Wahrnehmung, innere). Inhalt und Form der Anschauung sind zu
scheiden (s. die reine Anschauungsform als solche wird
(von KANT U. a.) als „reine bezeichnet. Über die „geistige"
vgl. Intuition; über mathematische A. vgl. Mathematik.
Daß das Denken (s. d.) von der A. ausgeht, lehren ARISTOTELES und die
Scholastiker. Eine eigene Theorie der Anschauung gibt KANT, der sie vom
Denken scharf unterscheidet und sie der „Rezeptivität" (s. d.) des Bewußtseins
zuweist. Während die (s. d.) auf aktiven Geistesfunktionen beruhen,
beruhen die Anschauungen, als sinnlich, auf „Affektionen", denn sie enthalten
Handwörterbuch. 3
zurück zum
Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften