Seite - 45 - in Handwörterbuch der Philosophie
Bild der Seite - 45 -
Text der Seite - 45 -
Apokatastasis — Apologeten. 45
können die mathematischen Axiome nicht empirisch sein, sondern gründen
sich auf die Apriorität (s. d.) der Anschauungsformen Raum und Zeit.
Apokatastasis 1. Wiederherstellung der Seelen in
deren Einheit mit Gott; Wiederbringung derselben am jüngsten Tag
De princip. III, 1, 3; MINUCIUS FELIX, Octavius c. 34, 9). 2. Perio-
dische, ewige Wiederkunft alles dessen, was gewesen, aller Dinge, Personen,
Begebenheiten, in immer wiederkehrenden im ewigen
des Geschehens. Eine solche Annahme findet sich bei den Pythagoreern,
HERAKLIT, den Stoikern (vgl. Ekpyrosis) u. a., später bei
nite par les astres, 1871), G. LE BON (L'homme et les 1878), BAHNSEN
u. besonders bei NIETZSCHE, dessen Lehre von der „ewigen Wiederkunft"
züchtend wirken soll, indem die Schwächlichen diesen Gedanken, daß alles,
also auch das Leiden immer wiederkehren soll, nicht ertragen können. Zu-
gleich ist diese Lehre für NIETZSCHE ein Ersatz für Unsterblichkeitsglauben,
ein Ausfluß seiner stärksten, heroischen Bejahung des Lebens mit allen Freu-
den und Leiden desselben. Die Zeit ist unendlich, aber nur eine endliche
Anzahl von Kombinationen der Kraft, deren Maß begrenzt ist, ist möglich.
Alles kehrt wieder; hätte die ein Ziel, es müßte schon erreicht sein.
Die ist ein Kreislauf, der sich unendlich oft bereits wiederholt hat, eine
feste Größe von Kraft, „ewig sich wandelnd, ewig zurücklaufend, mit unge-
heuren Jahren der Wiederkehr", eine „dionysische des Ewig-sich-
selber-Schaffens, des (vgl. WW. XII, XV;
HORNEFFER, Nietzsches Lehre von der ewigen Wiederkunft, 1909). Nach
„könnte eine und dieselbe Kombination von Energieformen auf unend-
lich vielen Wegen erreicht werden und unendlich verschiedene Folgeerschei-
nungen nach sich bringen" (Zur in die Philos. S. 231).
(nach den Göttern Apollon und Dionysos):
ein Gegensatz, der im Denken NIETZSCHES eine Rolle spielt. Er unterscheidet
zunächst die Kunst des Bildners als apollinische von der unbildlichen, diony-
sischen Kunst der Musik, auf zwei verschiedenen Trieben beruhend, die zuletzt
„das ebenso dionysische als apollinische Kunstwerk der attischen Tragödie"
erzeugen (vgl. Tragisch). Jeder Künstler ist entweder „apollinischer Traum-
künstler" oder „dionysischer Rauschkünstler" oder beides. Der apollinische
Trieb geht auf das Beschauliche, Maßvolle, Geordnete, der dionysische auf
das Kraftvolle, Leidenschaftliche, Heroische, Schöpferisch-Zerstörerische des
Lebenswillens (Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, WW. I).
Dionysisch ist die Bejahung des Lebens trotz aller seiner Schmerzen und
Leiden, die Lust des und des
Apokatastasis, Leben). Vgl. H. SPITZER, Die Verteilung des
apollinischen und dionysischen Moments in den Künsten, Zeitschrift für
I.
Apologeten verteidigen), christliche, heißen Ver-
teidiger des Christentums gegen die Angriffe heidnischer Autoren und der
überhaupt; sie sind zum Teil von stoischen und neuplatonischen
Lehren beeinflußt. Zu ihnen gehören TATIAN, QUADRATUS, JUSTINUS,
ATHENAGORAS, THEOPHILOS, HERMIAS, IRENAEUS, MINUCIUS
FELIX, TERTULLIAN U. a. (um 120—250 n. Chr.). Vgl. HARNACK,
I8, S. 455
zurück zum
Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften