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Handwörterbuch der Philosophie
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A priori. unabhängig von aller Erfahrung, nicht aus ihr stammend, nicht durch sie ge- geben, nicht auf ihr beruhend oder auf sie sich stützend, nicht aus ihr ab- strahiert oder durch Verallgemeinerung von Erfahrungen gewonnen (also nicht empirisch, nicht „a im vornhinein gewiß, streng not- wendig, allgemeingültig, Erfahrung und Erkenntnis bedingend, ermöglichend, begründend, zu den Voraussetzungen der Erfahrung gehörend, für jede mög- liche Erfahrung gültig. Mit dem Angeborensein (s. d.) hat das Apriorische der Erkenntnis nichts zu tun; es geht nicht zeitlich, sondern logisch (objek- tiven, allgemeinen, insbesondere der methodischen) Erfahrung voran (als deren konstituierende, grundlegende Bedingung), d. h. es ist nicht psychologisch-sub- sondern „transzendental" (s. d.) und überindividuell, objektiv (d. h. für alles Erfahrbare oder Denkbare) gültig. Apriorisch ist die reine Form (s. d.) der Erfahrung und des Denkens, a. sind die Grundsätze (s. d.), die sich auf das Gesetzliche in den Anschauungsformen (Raum und Zeit) und den Kate- gorien (s. d.), den Grundbegriffen von Substanz, Kausalität usw., apriorisch sind auch die logischen Denkgesetze (s. d). Die ganze beruht formal auf apriorischen Voraussetzungen und Postulaten (s. d.), die erst einheitlichen, allgemeingültigen Zusammenhang Erfahrungsinhalte herstellen und dem „reinen Erkenntniswillen" entspringen, der die apriorisch gültigen Zusammenhänge, Synthesen (s. d.) an (nicht aus) der Erfahrung herstellt und zum Bewußtsein bringt, wobei die des Apriorischen sich nach dem Material der Erfahrung richtet und im Laufe der Entwicklung der Wissen- schaft sich entsprechend modifiziert. Apriorisch sind, allgemein, alle welche die Gesetzlichkeit des erkennenden Bewußtseins und der Erkenntnis- funktionen formulieren oder notwendige und allgemeingültige Bedingungen der Erkenntnis aussprechen. Apriorisch sind also die unabweislichen Mittel zur Verwirklichung des Erkenntnis willens, dessen ideales» Ziel die apriorischen Formen bedingt, gefordert sind. Erarbeitet werden sie durch Besinnung auf die Erfordernisse streng objektiver Die Erkenntnistheorie findet sie durch Rückgang auf die Voraussetzungen und Bedingungen solcher Erkenntnis, also auf logisch-analytischem Wege, nicht durch bloße psychologische Beobachtung (vgl. Erkenntnistheorie). Die älteste Bedeutung des „A priori" ist die der Erkenntnis von etwas aus seinem Grunde oder seiner Ursache. So ist nach ARISTOTELES das Allgemeine (s. d.) das von Natur Frühere aber in Beziehung auf das Er- kennen das Spätere ngbg oder Anal. post. I 2, 71 b Metaphys. V 11, 1018 b 32), und es ist zugleich der Grund des Einzelnen, aus ihm erkannt wird. BOETHIUS unterscheidet „per priora" und posteriora". Bei ALBERT SACHSEN findet sich die Bezeichnung „a priori" für einen Beweis, der von den Ursachen zu den Wirkungen („demonstratio quaedam est procedens ex causis ad effectum et vocatur demon- stratio a priori"), im zur „demonstratio a posteriori", die von Wirkungen zu den Ursachen geht (PRANTL, Gesch. d. Logik 1855, vgL SUAREZ, XXX, 7, 3). Ähnlich aber schon HERVAEUS (gest. 1323). Die begriffliche im Gegensatz zur empirischen Erkenntnis bezeichnet priori" bei LEIBNIZ („connaltre a priori"; a posteriori des CHR. („si veritas a priori eruitur, ex notionibus . ., per
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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