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— Atom.
SPILLER U. a. Vgl. OFFNER, D. Psychologie Bonnets, S. 709 ff. — Vgl.
Leib (LASSON).
Ätiologie Lehre von den Ursachen, Kausalnexus.
Ätman (Hauch, Odem, Lebenshauch) heißt in der Vedischen Philosophie
der Inder das eine, universale, göttliche Selbst, dessen Erscheinungen die
einzelnen Seelen sind (vgl. DEUSSEN, Allgem. Geschichte d. Philos., 1894 ff.,
285 ff.).
Atom das Unteilbare), physisches, heißt das (relativ) einfachste
Körperelement, das als (relativ oder absolut) unteilbar gedacht Atome als
einfache materielle Elemente, als Massen- oder Kraftpunkte, als Ausgangspunkte
von Bewegungen, von anziehenden und abstoßenden Kräften, sind Stand-
punkte der kritischen Philosophie keine absoluten Wirklichkeiten, sondern
methodisch-denkend gesetzte, angenommene Einheiten der Körper (s. d.) als
solcher, als objektiver Erscheinungen. Sie sind Denkmittel zum Zwecke der
Berechnung, der exakten, quantitativen Erklärung der Naturphänomene, und
diese Denkmittel bleiben in Geltung, auch wenn die zuerst als
trachteten Körperelemente (die Atome der Chemie z. B.) sich später als noch
weiter zerlegbar, etwa aus „Elektronen", (elektrischen, elektrisch geladenen
„Uratomen" oder Elektrizitätselementen) zusammengesetzt erweisen oder denken
lassen.
Die Atomistik (Atomtheorie) faßt die Atome zuerst als ausgedehnte Körper-
elemente, später zum Teil als ausdehnungslose Kraftpunkte auf (Dynamische
Atomistik). Der dogmatische glaubt an die absolute Realität der
Atome, im Unterschiede von der methodisch-kritischen Atomistik, für welche
die Atome Denk- und Rechen mittel oder gar nur Fiktionen sind. Von ver-
schiedener Seite wird die Annahme von Atomen völlig abgelehnt. — Über
„qualitative" Atomistik vgl. Element; über seelenartige Atome vgl. Monaden.
Atome als letzte Körperelemente nimmt in Indien die
an. Begründet wird die Atomistik von LEUKIPPOS und DEMOKRITOS. Letzterer
unterscheidet das Seiende oder Volle, Feste und das den leeren
Raum. Das Seiende besteht aus einer unbegrenzten Menge von „Atomen"
welche ewig, unentstanden, unzerstörbar sind, als Eigen-
schaften nur Ausdehnung, Gestalt und Bewegung haben (vgl. Qualität) und sich
nur durch diese sowie durch ihre Größe und Lage unterscheiden. Sie bewegen
sich von Ewigkeit her im leeren Raum, drücken und stoßen einander. Durch
ihren Zusammenstoß bilden sich Wirbel aus diesen und in diesen
Körper als Ansammlungen von Atomen (Diog. Laert. IX; Ari-
stoteles, Phys. II, III, VIII). Aus feinsten Atomen besteht die Seele d.).
Alles Geschehen erfolgt rein mechanisch. In ähnlicher Weise lehren die Epi-
nur daß sie auch die Schwere zu den ursprünglichen Eigen-
schaften der Atome rechnen. Anfangs bewegten sich diese in gerader Linie
nach abwärts, dann aber erfolgte (ohne Grund) eine Abweichung von dieser
Richtung („decellere wodurch die Mannigfaltigkeit von Dingen und
die Willensfreiheit erklärt werden soll (Diog. Laert, X, CICERO, De finib. I,
18; LUCRETIUS CARUS, De natura II, 217 ff.; I, 615 ff.).
Im Mittelalter nehmen Atome an die Mutaziliten, ISRAELI,
WILHELM VON CONCHES, NICOLAUS CUSANUS U. a. In neuerer Zeit treten
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften