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88 Begriff.
listen oder Konzeptualisten sind (s. Allgemein). Die Begriffe (conceptus bzw.
termini) sind vom aus den abstrahiert und haben
das Wesen der Gegenstände zum Inhalt, indem sie dieses geistig nachbilden
(vgl. THOMAS, Contra gentil. IV, 11, 6; PRANTL, Gesch. d. Logik III u. IV).
B. als Denkgebilde) und „objektiver" B. („conceptus obiectivus",
Begriffsinhalt) werden unterschieden, ferner „einfache" und „zusammengesetzte"
Begriffe. B. wird auch als „terminus mentalis" (oder „t. conceptus") be-
zeichnet; so von WILHELM VON OCCAM, der im B. ein „natürliches
für eine Klasse gemeinsam bezeichneter Dinge, die er vertritt er-
blickt (Log. I, 12; PRANTL, Gesch. d. Logik, 1855, IV, 362).
Von der anschaulichen Vorstellung unterscheiden den B.
SPINOZA conceptus", Idee), LEIBNIZ, TSCHIRNHAUSEN U. a.
(vgl. Rationalismus). CHR. WOLFF versteht unter B. (notio) die Vorstellung
der Dinge im allgemeinen oder der Gattungen und Arten („repraesentatio
in Psychol. § 48) oder auch „jede Vorstellung einer Sache
in unseren Gedanken" Gedanken von d. Kräften des menschl. Ver-
§ 4). Die allgemeinen B. erhalten wir, indem wir auf das Gemein-
same einer Reihe von Dingen achten und es sowie dessen Träger besonders
benennen (Psychol. 1732, § 392).
Als bloße Zusammenfassungen des Ähnlichen einfacher Vorstellungen unter
einem gemeinsamen Namen betrachtet die B. LOCKE (Essay concern.
II, K. 12, § III, K. 3, § 13). Nach BERKELEY haben wir nur in-
sofern Begriffe, als einzelne Vorstellungen zu Repräsentanten von Vorstellungen
gleicher Art werden (Principles, XV). Allgemeine, abstrakte Vorstellungen
(etwa ein Dreieck, das weder gleichseitig noch ungleichseitig noch
winkelig ist) gibt es nicht. Ähnlich lehren HUME (Treatise, I, sct. 7), J. ST.
MILL, u.
Zwischen Begriff und Anschauung unterscheidet scharf KANT. B. ist nach
ihm eine allgemeine Vorstellung oder eine Vorstellung dessen, was mehreren
Objekten gemeinsam ist, also eine Vorstellung, sofern sie in verschiedenen ent-
halten sein kann" (Logik, hrsg. von JAESCHE, S. 139). Der B. ist eine „mittel-
bare Vorstellung", er ist die „Einheit des Bewußtseins verbundener Vorstellungen".
Empirische Begriffe entstehen durch Vergleichung, Reflexion und
Denken ist „Erkenntnis durch Begriffe". Begriffe beziehen sich als „Prädikate
möglicher Urteile" auf eine Vorstellung von einem noch unbestimmten Gegen-
stand. Zu jeder menschlichen Erkenntnis gehören Anschauung (s. d.) und Be-
griff; erstere ohne letzteren ist Während aber die Anschauungen
sinnlich auf „Affektionen" des Geistes beruhen, beruhen die Begriffe auf aktiven
„Funktionen", d. h. auf Unterordnung verschiedener Vorstellungen unter eine
gemeinschaftliche. In jedem Urteil wird ein Begriff unmittelbar auf Vor-
stellungen und vermittelst dieser auf den Gegenstand bezogen. So viel
funktionen es gibt, so viele „reine Verstandesbegriffe" Kategorien) gibt
welche unabhängig von der Erfahrung entspringen und a priori (s. d.) für alle
mögliche Erfahrung, deren Bedingungen sie sind, gelten. Durch An-
schauung wird der Gegenstand gegeben, durch den Begriff gedacht; aller Er-
fahrungserkenntnis hegen Begriffe von Gegenständen überhaupt als Bedingungen
a priori zugrunde, durch die allein Erfahrung möglich ist (Krit. d. rein. Vern.,
S. 88 ff.). „Reine" Begriffe enthalten nur die „Form des Denkens eines Gegen-
standes überhaupt". Erst durch die Subsumption der Anschauung unter die
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Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften