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Erkenntnis.
dingt, wobei aber der Erkenntniswille die störenden Einflüsse von Trieben,
gehrungen usw. abzuwehren hat und nicht zur Willkür darf. E.
das Resultat des Zusammenwirkens von Denken und Erfahrung
die einander wechselseitig kontrollieren, wobei die festen Gesichtspunkte (s.
Kategorien) des Erkennens, die allgemeinen Denkmittel, sich zwar immer
entfalten, verfeinern, spezialisieren, aber unverrückbar, als oberste
setzungen der E., Bestand haben (Kritizismus). Das Geistige als
von Bewußtseinsvorgängen erkennen wir „unmittelbar" (ohne es als Symbol
eines uns nur durch seine Erscheinung bekannten Seins betrachten zu
wenn auch nicht ohne denkende Verknüpfung. Metaphysisch läßt sich das-
Eigen- oder Fürsichsein der Dinge als demjenigen, das wir unmittelbar in
finden, analog denken (s. Panpsychismus), ohne daß man deshalb schon jedem
Objekt eine eigene oder Beseeltheit zuerkennen darf. Jedenfalls
die abstrakt-begriffliche Erkenntnisweise des Verstandes, der die Mannig-
faltigkeit der Erscheinungen gliedern, ordnen, einheitlich und
verknüpfen will und muß, nicht eins mit dem Sein der Wirklichkeit, wie
für sich oder als Inhalt eines unendlichen, überzeitlichen, allbefassenden Be-
wußtseins (s. Transzendent) Bestand hat.
Nach dem realistischen Erkenntnisbegriff bezieht sich die E. auf Ob-
jekte (s. d.), die unabhängig vom Bewußtsein existieren; der idealistische
Erkenntnisbegriff bestimmt E. als Einordnung eines Inhalts in den (objektiven)
g.
Die Möglichkeit sicherer E. bestreitet der Skeptizismus (s. d.). Der Sub-
jektivismus (s. d.) lehrt, alle E. sei bloß subjektiv, der Relativismus (s. d.),
alle E. sei relativ. So stellt schon PROTAGORAS den Satz auf: Aller
Maß ist der Mensch av&gconog, Diog. Laert. IX, 51)..
Der theoretische Nihilismus eines GORGIAS bestreitet die Möglichkeit
tiver E. (Sext. Adv. VII, 65, Der
(s. d.) betrachtet als wesentliche Quelle der E. die Vernunft, das Denken, wie
dies schon die (vgl. Sein), DEMOKRIT U. a. tun. Nach
letzterem geht die „echte", gedankliche E. auf das Wahre, Seiende
(s. Atom, Qualität), die „dunkle" Sinneserkenntnis auf den Schein (Sext.
Empir. Adv. Mathem. VII, 135 ff.). Gegenüber dem Subjektivismus
Sophisten betont SOKRATES die Allgemeingültigkeit der E., die in den Be-
griffen (s. d.) liegt. So auch PLATON. Auf das wahrhaft Seiende, die
(s. d.) geht das reine Denken, das zugleich ein Zusammenschauen zur
des Gedachten ist; die Sinne erfassen nur das „Nichtseiende"
geben kein Wissen, nur „Meinung" (doga). Eine Mittelstellung nimmt die
mathematische (s. d.) E. (durch ein. Das wird durch den
Geist, das Wissen (vovg, erfaßt, wobei eine Art Wiedererinne-
rung (s. Anamnese) an das von der Seele vor der Geburt Geschaute statt-
findet (vgl. Phädo, 65-67; 476 E f., 505 ff., f.; vgl. Gut).
ARISTOTELES, der an den Empirismus (s. d.) etwas mehr Konzessionen
aber auch Rationalist ist, gibt es einen natürlichen Erkenntnistrieb
xov Metaphys. I 1, 980 a 21). Die wahre E.
geht zwar von der Wahrnehmung des Einzelnen aus, hat aber
Allgemeine zum Inhalt (xa'&oXov ndvxcov, Met. III 6, 1003 a
ist begrifflicher Art, wobei die Vernunft das Allgemeinste, die obersten Prin-
zipien des Seienden durch sich selbst, unmittelbar erfaßt. Vollendete E.
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften