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192 Erkenntnis.
mit dem Erkannten, ist eben das auf geistige Weise, was das Wirkliche
real ist r) ncog, De anima III, 6; 8). Empi-
ristisch leiten die E. ab die und die (s. Sensualismus).
Eine E. des Übersinnlichen gibt es nach U. a. (s. Mystik). — Vgl.
S. Kants Begriff der E. verglichen mit dem des Aristoteles, 1907;
GÖRLAND, Aristoteles u. Kant, 1909.
Die Scholastiker fassen die E. als eine Art geistiger Nachbildung der
Wirklichkeit, als eine „Verähnlichung" des Erkennenden mit dem Erkannten
auf („omnis cognitio fit per cognoscentis et cogniti", THOMAS,
Contra gent. II, 77). Das Erkannte ist dem Erkennenden und den Formen
(species, s. d.) des Erkennens, durch die es erkannt wird, gemäß („cognitum
est in cognoscente modum cognoscentis", „omnis cognitio est per
aliquam cogniti in cognoscente"). Die E. geht von der Wahrnehmung
des Einzelnen aus und erfaßt vermittelst des Intellekts das Wesen, das Allge-
der Dinge („omnis cognitio a sensu incipit, qui singularium est";
sensitiva occupatur circa qualitates sensibiles cognitio
penetrat usque ad essentiam rei", Contr. gent. II, 37; Sum. theol.
II, 8, 1). Durch Reflexion erkennt der Geist seine Funktionen (Sum. theol.
I, 87, 1). Alle E. beruht auf einer Angemessenheit („proportio") zwischen der
Erkenntnisfunktion und dem Objekt. ROGER BACON unterscheidet schließende
und empirische E., WILHELM VON OCCAM intuitive (s. d.) und begriffliche E.
Die intellektive E. setzt die sinnliche E. durch äußere und innere Erfahrung
voraus („omnis cognitio inteliectiva praesupponit necessario imaginationem sen-
sitivam tarn sensus exterioris quam interioris" (In Lib. sent. I, 3). — Im
Sinne der Scholastik fassen die E. auf GUTBERLET, COMMER, HAGEMANN
u. a. (vgl. VgL Grdz. d. Philos., 1910 ff.
Als eine und als ein Messen der Dinge an der eigenen
Einheit des Geistes betrachtet das Erkennen NICOLAUS Das wichtigste
Erkenntnismittel ist die Zahl. Alle E. ist nur eine Annäherung an das absolute
Wissen, nur „Konjektur".' Die Stufen der E. sind „sensus", „ratio", „intellectus"
(De docta ignorantia III, 16; De coniectur. II, 14). Vgl. Docta.
Den neueren Rationalismus begründet DESCARTES, welcher die Klarheit
und Deutlichkeit der mathematischen Einsicht zum Kriterium wahrer Er-
kenntnis nimmt (s. Wahrheit) und von der des denkenden Ich
<s. Cogito) ausgeht. Der Verstand besitzt angeborene (s. d.) Begriffe, „ewige
Wahrheiten", welche zeitlos gelten. Wir erkennen die Dinge, so wie sie sind,
vermöge des Denkens (s. Objekt). Nach MALEBRANCHE erkennen wir die
Dinge in Gott, in welchem die Ideen (s. d.) der Dinge enthalten unser
Erkennen ist ein Teilhaben am göttlichen Erkennen, das uns
erleuchtet („Spiritus creati quaecunque vident et cognoscunt in Deo cogno-
scunt in quo continentur"; vgl. Recherche de la lateinisch 1685).
SPINOZA unterscheidet drei Arten der E.:
natio", Verstandeserkenntnis („ratio") und „intuitive" E.; letztere er-
faßt die Dinge, wie sie zeitlos in Gott liegen, als notwendig dem göttlichen
Wesen folgend („sub specie aeternitatis"), als Modifikationen der göttlichen
Natur (Eth. II, prop. XL ff.).
Empiristisch leiten die E. ab CAMPANELLA, FRACASTORO U. a. (vgl.
CASSIRER, Das Erkenntnisproblem, 1907 f.), F. BACON (S. Erfahrung, Induktion)
u. a. Nach LOCKE entspringt alle gegenständliche E. (vgl. Mathematik) aus
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften