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Idealismus.
die Dinge Momente, Erscheinungen, Entfaltungen des an sich bestehenden
Geisteslebens oder geistigen Gehaltes sind, der an sich, sowie in objektiver und
subjektiver, selbstbewußter Form auftritt (Absoluter Idealismus). — Der
oder transzendentale I. unterscheidet die Objekte (s. d.) der
Erfahrung, die Dinge als durch Kategorien (s d.) verknüpfte Mannigfaltig-
keiten, als gesetzliche Zusammenhänge von Inhalten eines theoretischen „Be-
wußtseins überhaupt" (s. d.), als methodisch erkannte allgemeingültige,
konstante Einheiten und Relationen von den wechselnden, individuell
verschiedenen Erlebnissen, Wahrnehmungen, Vorstellungen der einzelnen Sub-
jekte als solcher, ohne aber deshalb schon die Außendinge als solche für „Dinge
sich" d.) zu halten. — Der Idealismus oder „idealistische
Positivismus" neigt dazu, die auf bloße Empfindungskomplexe zurück-
zuführen, aus welchen hier auch die Subjekte bestehen sollen (vgl. Element).
— Der erkenntnistheoretische Idealismus begründet seine Lehre durch den
Hinweis auf die Abhängigkeit der Qualitäten (s. d.) der Dinge vom Subjekt
und dessen Funktionen, durch die Idealität von Raum (s. d.), Zeit (s. d.) und
der Verbindungen in ihnen, ebenso der Kategorien (s. d.). Es wird auf die
Korrelation zwischen Objekt und Subjekt hingewiesen („Kein Objekt ohne
Subjekt"), es wird betont, daß uns nichts gegeben sei als der Inhalt unseres
Bewußtseins oder eines Bewußtseins überhaupt, daß alles, was wir denken
können, dadurch, daß es gedacht wird, schon zum Bewußtseinsinhalte werde,
daß also etwas vom Bewußtsein unabhängig Existierendes, Transzendentes,
undenkbar sei; höchstens wird zugegeben, daß es außer dem eigenen noch ein
fremdes Bewußtsein oder Ich (s. d.) gibt, obzwar der extreme Idealismus auch
das fremde Ich zum bloßen Bewußtseinsinhalt macht. Der kritische
anerkennt das fremde Ich (s. d.) als nicht mehr und nicht weniger real
denn das eigene (empirische) Ich; das Subjekt
d.) oder das „Bewußtsein", von welchem die Objekte (s. d.) als solche ab-
hängig sind, ist nicht mit dem psychologischen Einzelich,
sein, konkreten Bewußtsein als solchen identisch, sondern ist die Einheit „trans-
(s. d.) Funktionen und Geltungen, von denen alles zu Erkennende
logisch abhängig ist (vgl. Realismus).
Der „Idealist" tritt erst im 18. Jahrhundert auf, zunächst bei
WOLFF („Idealistae dicuntur qui nonnisi idealem corporum in
nostris existentiam concedunt adeoque realem et corporum existentiam
(Psychol. rational § 36).
Der metaphysische 1. tritt früher auf als der
bei PLATON, nach welchem die „Ideen" (s. d.) das wahrhaft Seiende
sind und die Idee des Guten der Grund des Seins ist („ethischer" L), dann
bei PLOTIN (S. intelligibel) u. a. Im Mittelalter werden vielfach Ideen als
Musterbilder der Dinge in Gott angenommen (vgl. WILLMANN, Geschichte des
Idealismus 1894 ff., 2. A, III, 206). Später tritt der metaphysische
als Spiritualismus (s. d.) auf. Bei FICHTE geht der erkenntnistheoretische
I. (s. unten) in den metaphysischen über, noch mehr bei SCHELLING, der einen
„objektiven" I. vertritt (vgl. Identität, Idee) und HEGEL. Nach dessen
lutem" Idealismus sind die Dinge Momente und Erscheinungen der „Idee" (s.
der sich dialektisch entfaltenden objektiven Vernunft (Panlogismus). Im Gegen-
dazu begründet SCHOPENHAUER einen voluntaristischen Idealismus, den in
Weise PAULSEN, WUNDT U. a. vertreten (s. Voluntarismus). Als Geist,
er, Handwörterbuch.
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften