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Kategorie.
für die Gegenstände eines „Bewußtseins überhaupt" (s. d. h. Gegenstände,
wie sie als allgemeingültige, vom individuellen Erleben unabhängige Realitäten
gedacht werden müssen. Die Besonderheit, in der die Kategorien auftreten,
liegt einer Entwicklung, von den primitivsten bis hinauf zu den differenzierten,
exaktwissenschaftlichen Formen etwa des Substanz- und aber
die Grundformen der Auffassung des Gegebenen, die obersten Gesichtspunkte
derselben, wie Einheit, Vielheit, Qualität, Quantität, Dingheit, Wirksamkeit
usw., bleiben hierbei konstant, da die selbsteigene Gesetzlichkeit des denkenden
Erkennens sie und notwendig mit sich bringt und da der Erkennt-
niszweck sie unweigerlich bedingt, so daß sie von (theoretisch-) teleologischer
Notwendigkeit sind. Die Anwendung der Kategorien im einzelnen freilich
ist stets durch den Erfahrungsinhalt mit bedingt, so wie auch die Kategorien
als Begriffe erst an und mit der Erfahrung selbst auftreten, also nicht etwa ihr
zeitlich vorangehen. Stammen sie auch nicht aus der Erfahrung, ist ihre
Gültigkeit auch nicht bloß aus der Erfahrung darlegbar, so bleiben sie doch stets
mögliche Erfahrung bezogen, an welcher sie sich auch bewähren, indem sie
nicht nur als Erkenntnisbedingungen jeden Versuch, sie zu negieren, ad absur-
dum führen, sondern auch ausnahmslos als unentbehrliche und zweckmäßige
Mittel zur Herstellung allgemeingültiger, objektiv-einheitlicher
sich geltend machen. Ohne z. ß. die Veränderungen auf kon-
Einheiten zurückzuführen, oder ohne Vorgänge als voneinander abhängig
aufzufassen, können wir weder objektive Erfahrung noch allgemeingültige Er-
fahrungsobjekte, zum mindestens aber keine einheitlichen, begreiflichen Er-
fahrungszusammenhänge erfassen. Die Kategorien en das
material, sie bringen die Anschauung und Anschauungsform (s. d.) in Be-
ziehungen, welche zwar nicht rein logisch sind, aber das Logische enthalten,
sie sind ein angewandt Logisches in verschiedenen
Sie sind aber noch mehr. Indem wir das Erfahrungsmaterial kategorial ver-
arbeiten, das Gegebene als Substanz, Kraft, Tätigkeit usw. auffassen, beurteilen,
setzen wir es (implicite) eigenen, sich als tätige Einheit unmittelbar
setzenden Ich (s. d.) gleich. Die exakte Wissenschaft beseitigt allen hierbei
entstandenen Anthropomorphismus, aber die Metaphysik kann nicht umhin,
die Auffassung der Dinge als unserem Ich analoge tätige Einheiten in
besonnener, modifizierter Weise zu restituieren. Dann ergibt sich, daß die Kate-
gorien zunächst nur Formen der Dinge als Erscheinungen (s. d.), als Gegen-
stände möglicher Erfahrung sind, daß sie aber weiter auf ein Verhalten und
auf Relationen im „An sich" der Dinge hinweisen, welches den Grund dazu
daß wir etwas als Substanz, als Ursache usw. mitErfolg setzen können.
Die Kategorien sind also apriorische Formen von Erfahrungsinhalten,
objektiven Erscheinungen, und sie haben ein in der
Erfahrung (bzw. Anschauung) sowie im „An oder doch „Für
der Dinge (vgl. Transzendent, Idealismus).
Kategorien als oberste Begriffe, welche auf das Gegebene angewandt
werden, kennt bereits PLATON als solche ndvxcov, Theaetet.
Sophistes 254 Seiendes Identisches
heit (exegov), Veränderung (xlvrjoig), Beharrung Sophistes 254
Der eigentliche Begründer der Kategorienlehre ist aber ARISTOTELES, der dabei
Ton grammatikalischen Gesichtspunkten sich leiten läßt (vgl. TRENDELENBURG,
Geschichte der Kategorienlehre, 1846 ff., S. 209). Die Kategorien
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Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften