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Reflexion. 549
1911; PFLÜGER, Die sensor. Funktionen des Rückenmarks der Wirbeltiere, 1853
(„Rückenmarksseele"); LOTZE, Medizin. Psychol., 1852, S. 292; ZIEHEN, Leit-
faden der physiol. Psychol.2, S. 26 ff.; 9. A. 1911; A. BETHE, Pflügers Archiv,
Bd. 70, 1898; The Senses and the 1894, S. 333 ff. — Vgl.
Wille, Instinkt, Hemmung, Automatisch.
Reflexion (reflexio, Zurückbeugung) ist im weiteren Sinne das Nach-
und Überdenken, die Versenkung in den Zusammenhang des Gedachten, im
engeren Sinne aber eine höhere Stufe der und Geistigkeit,
nämlich das Bewußtsein (Wissen) vom psychischen Erleben und von der
geistigen Aktivität und deren Erzeugnissen selbst, die Zurücklenkung
der Aufmerksamkeit (Apperzeption) auf den Erlebnis- und Denkprozeß
als solchen, der hier zum Inhalt (Gegenstand) eines besondern Bewußt-
seins, einer besondern Beurteilung und begrifflichen Fixierung wird; eine
Ablenkung der Aufmerksamkeit von den (primären) Objekten weg auf
das denkende Subjekt oder auf die Formen, in denen das Sub-
jekt die Objekte erfaßt und denkt, auf die Relationen (s. d.), die es zwischen
diesen herstellt, auf die Gesetze seines theoretisch-praktischen Verhaltens, auf
die Ziele und Normen seiner Tätigkeit („Selbstbesinnung"). Die R. ist ins-
besondere die Quelle psychologischer und Erkenntnis sowie des
Selbstbewußtseins (s. d.) im engern Sinne.
Das Wissen um das Wissen, das selbstbewußte Wissen betonen schon
SOKRATES und PLATON, ferner ARISTOTELES, der Gott (s. d.) eine
zuschreibt und den (s. d.) als Wahrnehmung des Ge-
meinsamen der Wahrnehmungen bestimmt (De anima III 1, 425 a 27). Nach
den meisten Scholastikern erkennt die Seele ihr Tun und ihre Erkenntnis-
mittel durch Reflexion („reflecti supra actum THOMAS U. a.; vgl.
Intentio, Wahrnehmung). — LOCKE bezeichnet die eine der Erkenntnisquellen
als „reflection" (innere Wahrnehmung); sie erkennt der Geist sein eigenes
Tun, die psychischen Prozesse selbst (Essay concern. human understand. II,
K. 1, § 4). HUME unterscheidet dann Eindrücke der Empfindung und solche
der Reflexion (Treatise I, sct. 1 sct. 2). Nach CONDILLAC wird die Empfindung
selbst zur Reflexion, zum aufmerksamen Erleben des 1754;
Extrait deutsch 1870). Als Resultat der vergleichenden Aufmerksam-
keit bestimmt die R. BONNET (Essai analyt. XVI, 260 ff.). LEIBNIZ, der den
Begriff der „Apperzeption" (s. d.) aufstellt, definiert die R. als Aufmerksamkeit
auf das, was in uns ist („attention ä ce qui est en nous", Nouv. Essais,
Nach H. S. REIMARUS (Vernunftlehre5, 1790, § 12) u. a. heißt „reflektieren",
„Dinge in seiner Vorstellung gegeneinander halten oder miteinander ver-
gleichen" (vgl. CHR. WOLFF, Psychol. empir. § 257). — Ähnlich KANT, der aber
weitergeht und die „Vergleichung" von Vorstellungen mit dem „Erkenntnis-
vermögen" betont. R. ist der „Zustand des Gemütes, in welchem wir uns
zuerst dazu anschicken, um die subjektiven Bedingungen ausfindig zu machen,
unter denen wir zu Begriffen gelangen können". „Sie ist das Bewußtsein des
Verhältnisses gegebener Vorstellungen zu unseren verschiedenen
quellen, durch welches allein ihr Verhältnis untereinander richtig bestimmt
werden kann." Unter „transzendentaler Überlegung" versteht er die „Handlung,
dadurch ich die Vergleichung der Vorstellungen überhaupt mit der Erkennt-
niskraft zusammenhalte, darin sie angestellt wird, und wodurch ich unter-
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Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften