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Handwörterbuch der Philosophie
Seite - 609 -
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Sinneswahrnehmung — Sitte. 609 es s. Wahrnehmung. (sensualis): 1. den Sinnen angehörend, ihnen entstammend, durch Sinne vermittelt, erfaßbar; auf Sinnliches sich beziehend; an das Sinn- liche geknüpft (sinnliche Gefühle, Triebe, Begehrungen). 2. der Sinnenlust zu- geneigt, nach sinnlichem Genuß strebend. Das Sinnliche bildet den Gegensatz zum Geistigen, Intellektuellen, Vernunftwillen, Sittlichen. Vgl. Übersinnlich, Intelligibel. Sinnlichkeit (sensualitas) bedeutet: 1. Neigung zu sinnlichem Genuß, sinnliche Erregbarkeit; 2. die Fähigkeit, auf Reize Emp- findungen zu reagieren, die (s. d.) für Eindrücke, welche die Seele nicht aktiv erzeugt, sondern die in ihr durch etwas von der Denktätig- keit Verschiedenes ausgelöst (s. Empfindung). Die S. bedeutet bei den Scholastikern die Fähigkeit des Empfindens, des sinnlichen Fühlens und Begehrens (ALBERTUS MAGNUS, THOMAS U. a.). Nach LEIBNIZ ist die S. nur ein verworren (s. d.) erkennender Intellekt und geht nur auf die Erscheinungen der Dinge. Hingegen geht nach KANT Er- kenntnis (s. d.) nur aus der Vereinigung von Sinnlichkeit und Denken hervor und beide beziehen sich nur auf Erscheinungen (s. d.), nicht auf das „Ding an sich" (vgl. Kleine Schriften 36 ff.). Die Formen der reinen S., Raum und Zeit sind apriorische Bedingungen objektiver Erfahrung. Unsere Erkennt- nis ist auf „Gegenstände der eingeschränkt, erfaßt nicht das Übersinn- liche der Wirklichkeit (Transzendente), wohl aber die transzendentalen Be- dingungen sinnlich bedingter Erkenntnis. S. ist die „Fähigkeit (Rezeptivität), Vorstellungen durch die Art, wir von Gegenständen werden, zu „Vermittelst der Sinnlichkeit also uns Gegenstände ge- geben, und sie allein liefert uns Anschauungen, durch den Verstand aber werden sie gedacht, und von ihm entspringen Alles Denken aber muß sich, es sei geradezu (direkte) im Umschweife (indirekte), vermittelst gewisser Merkmale zuletzt auf Anschauungen, mithin, bei uns, auf Sinnlichkeit beziehen, weil uns auf andere Weise kein Gegenstand gegeben werden Es ist möglich, daß S. und Denken aus einer „gemeinschaftlichen, aber uns unbe- kannten entspringen (Krit. d. rein. Vern., S. 47 f.; vgl. Anthropol. I, 7 ff.). Nach FRIES ist die S. die „Vernunft, wiefern sie in der Materie ihrer Erregungen unter den Gesetzen des Sinnes (Neue Kritik I, 76 f.; System d. Logik, 1811, S. 40). Vgl. S. MAIMON, Versuch einer neuen Logik, 1794; 2. A. 1912; COHEN, Prinzip der 1883, S. 128; EWALD, Kants krit. Idealismus, 1910. Nach L. FEUERBACH ist die S. die „Einheit des Materiellen und (WW. VIII, 15). — VgL H. LAGRESILLE, Le sensible, 1902; FRISCHEISEN-KÖHLER, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912, S. 49 ff. (Selbständigkeit der S. neben dem Denken; die Empfindung stellt der Erkenntnis die Aufgabe und entscheidet mit über die Richtigkeit ihrer Auflösung). — Vgl. Intelligibel, Noumenon, Verstand, Empfindung, Rationalismus, Denken, Übersinnlich; Transzendent. Sitte mos, vom sanskrit. svadha, Gewohnheit) ist eine generell und stabil gewordene Gewohnheit des Verhaltens innerhalb einer sozialen Gemein- schaft, bzw. der Inbegriff der Normen für ein solches Verhalten, der Regelungen des Verhaltens der Mitglieder einer Gemeinschaft als Individuen wie im Ver- Handwörterbuch. 39
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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