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Handwörterbuch der Philosophie
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630 Soziologie. soziale Frage im Lichte der Philosophie8, 1903; Archiv f. systemat. Philos. IV, 1908). F. TÖNNIES unterscheidet von natürlich-organischer, dem „Wesen- willen" entspringender „Gemeinschaft" die bloß äußerlich, mechanisch, verbundene, auf der „Willkür" (Interessen, Zwecke, Konvention) beruhende „Gesellschaft". Die Gemeinschaft ist eine ursprüngliche, innere Einheit, ein „lebendiger Organismus" und erhält sich zum Teil auch in der welche später die erstere verdrängt und in Gegensatz zu ihr tritt (Gemein- schaft u. Gesellschaft, 1887, S. 3 ff.; 3. A. 1912; sociale en 1896, 1902; Grundtatsachen des sozialen Lebens, 1897; Die Entwickl. der sozialen Frage, 1907; Das Wesen der Soziologie, 1907; Zeitschr. f. Philos. 115. Bd., 1899, u. a.). Psychologisch fundiert die S. auch G. TARDE, welcher in der „Nachahmung" (s. d.) das elementare soziale Phänomen er- blickt; die Gesellschaft ist eine Vereinigung einander nachahmender Menschen. Anschauungen (croyances) und Begehrungen sind die sozialen Kräfte. Die sozialen Phänomene sind etwas Intermentales. Die sozialen Gebilde (Sprache usw.) entstehen durch das Zusammenwirken von Erfindung und Nachahmung. Das sozial Zweckmäßige geht aus der „sozialen Logik" hervor (Les de 1907; Logique sociale3, 1904; Les sociales6, 1907; deutsch 1908; Essais et sociologiques, 1895; Sociologie taire, 1898; vgl. D. Gusti, in: Schmollers Jahrb., 1898). Vgl. die Arbeiten von BALDWIN, ELLWOOD, BAGEHOT, SIGHELE, STEFFEN (Die Grundlagen der Soziologie, 1912), LIPPS U. a. Vgl. Kultur (MÜLLER-LYER U. a.). Auch nach SIMMEL sind die sozialen Verbindungen psychischen Charakters und er geht vielfach psychologisch-analysierend vor. die S. hat es nicht mit psychischen Vorgängen zu tun, sondern mit „Inhalten" solcher, mit der Sachlichkeit sozialer Prozesse. Die S. ist keine Uhiversalwissenschaft, sondern eine besondere Methode, indem sie die soziale als solche abstrakt be- trachtet. Sie ist die Wissenschaft vom Gesellschaftlichen als solchen, von den Formen der Vergesellschaftung, von den Beziehungsformen der Menschen zu- einander, die Lehre vom der Menschheit". Die besonderen Ursachen und Zwecke der Vergesellschaftung bilden das Material des sozialen Prozesses, die soziale Wechselwirkung ist die Form desselben (Über soziale 1906; Das Problem der S., Schmollers Jahrb., 18. Bd., 1894; Soziologie, 1908). Ähnlich Teil KISTIAKOWSKI (Gesellschaft u. Einzel- wesen, 1899). — Nach R. STAMMLER ist soziales Leben ein „durch äußerlich verbindende Normen geregeltes Zusammenleben von Menschen". Die „Materie" desselben ist das „auf Bedürfnisbefriedigung gerichtete menschliche Zusammen- wirken" (Wirtschaft), die „Form" desselben ist das Recht (s. d.). Das Wesen des sozialen Daseins des Menschen liegt im Wollen und Verfolgen von Zwecken. Der „Monismus des sozialen Lebens" sucht die Ursachen und Wirkungen auf sozialem Gebiete in der Einheit des Ganzen des gesellschaft- lichen Lebens. Soziales Ideal ist die „Gemeinschaft frei wollender Menschen", d. h. die „Menschengemeinschaft, in der ein jeder die objektiv berechtigten Zwecke des andern zu den seinigen macht" (Wirtschaft u. 1906, S. 7, 14, 108, 137, 315, Die Lehre vom richtigen Recht, 1902, S. 233 ff.). Ähn- lich lehrt zum Teil NATORP. Materie der sozialen Regelung sind die „sozialen Arbeitstriebe". Die soziale Vernunft gibt das Richtmaß für die soziale Rege- lung und wirkt nur im positiven Regelungsprozeß. Das Ziel ist ein Leben, in
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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