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Subjekt.
beeselten Träger solcher, d. h. die Person, das empfindende und denkende
Wesen (vgl. THOMAS, Sum. theol. I, 29, 7 5 phys. 2 a; 2 anim.
1 d.; W. VON OCCAM, 2, qu. 10). So erklärt z. B. noch CRUSIUS
das S. als dasjenige, dem die Eigenschaften subsistieren (Vernunftwahrheit.
§ 20). Daneben wird unter S. im Besonderen auch das erlebende Wesen ver-
standen (HOBBES : „subiectum est sentiens, nimirum De corpor.
25, 3; LEIBNIZ: „subiectum aber erst eigentlich von KANT
erhält S. allgemein die rein psychologisch-erkenntnistheoretische Bedeutung.
— Grammatikalisch-logisch ist das der „Satzgegenstand", dasjenige im
Satze (s. d.), was irgendwie bestimmt wird, von dem etwas prädiziert wird
(vgl. Urteil).
Im neueren Sinne bedeutet S. das erlebende, vorstellende, denkende,
erkennende, fühlende, wollende Wesen im zu den Objekten (s. d.)
des Erlebens, Erkennens, Handelns. Das S. ist z. Teil mit dem Ich (s. d.)
einerlei, wenigstens deckt sich das psychologische S., die sich im Fortgange
von Erlebnissen identisch erhaltende reaktiv-aktive Einheit eines individuellen
Bewußtseinszusammenhanges, mit dem psychologischen Ich. Das Subjekt er-
faßt sich zunächst als konstante Einheit psychisch-physischer Eigenschaften
und Zustände, dann als das, was erkennend diese Zustände selbst sich zum
macht und als einheitliche Aktivität des Erkennens und Wollens
sich von ihnen wie von den äußeren Objekten und fremden Subjekten unter-
scheidet. S. und Objekt gehören zum . (endlichen) Bewußtsein als solchen und
werden, aber auf Grund ursprünglicher Bestimmtheiten, erst durch Unter-
scheidung und Reflexion (s. d.) einander gegenübergesetzt. Das Bewußtsein
selbst „dirimiert" sich in Subjekt und Objekt. Das („transzendentale") Be-
wußtsein als Einheit unterscheidend-bestimmender und synthetischer logischer,
kategorialer Funktionen, als Inbegriff der Erkenntnisfunktionen und Erkenntnis-
postulate, als begrifflich fixierte Einheit theoretischer und praktischer Setzungen
und Geltungen ist das logisch-erkenntnistheoretische (absolute, reine,
transzendentale) Subjekt. Das von diesem abhängige ist objektiv
(s. d.) im Sinne der Unabhängigkeit von den psychologischen, einzelnen Sub-
jekten (vgl. Bewußtsein, Transzendent, Solipsismus).
In der älteren Philosophie gilt als das S. die Seele (s. d.), die meist als
eine Art Substanz aufgefaßt wird, mit der die Dinge (Objekte) in Wechsel-
wirkung treten. Mit der immateriellen Seele identifiziert das S. z. B. BERKE-
LEY. Das S. ist das, worinnen die Vorstellungen existieren, wodurch sie er-
faßt werden II; vgl. XXVII, LXXXIX). Hingegen erklärt HUME
das beharrende, identische S. für eine Fiktion der Einbildungskraft; in Wahr-
heit ist das S. nur ein „Bündel" von Erlebnissen (Treatise IV, sct. 6; s. Ich,
Seele). Der neuere, idealistische Positivismus lehrt ähnlich. Nach E. MACH
baut sich aus den Empfindungen als deren Komplex das S. auf, welches dann
die Empfindungen reagiert (Beitr. zur Analyse der Empfind.4, 1903, S. 21 ff.).
Ähnlich VERWORN, PETZOLDT U. a. (s. Ich); nach NIETZSCHE (WW. XV) und
VAIHINGER (Philos. des Als ob, 1911) ist das (selbständige, beharrende) S. eine
Fiktion. Nach AVENARIUS U. a. ist der Gegensatz: Subjekt-Objekt ein die
Erfahrung verfälschender (s. Introjektion, Prinzipialkoordination).
Als aktive, im Denken und Wollen unmittelbar sich setzende Einheit be-
das S. KANT (S. unten), FICHTE (S. unten), FORTLAGE („eine sich
selbst setzende Tätigkeit oder ein Grundtrieb nach Manifestation seiner selbst",
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften