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Temperaturempfindungen. 673
nische, melancholische und phlegmatische T., unterschieden durch: 1. Schnellig-
keit (Leichtigkeit, Lebhaftigkeit) Stärke (Tiefe); 2. Schnelligkeit
Schwäche; 3. Langsamkeit Stärke; 4. Langsamkeit + Schwäche der Erreg-
barkeit der Gefühle und der sonstigen Regungen und Reaktionen des Geistes
(vgl. WUNDT, Grdz. d. physiol. Psychol. III5, 1903, 637 ff.). Das T. ist teils
physiologisch, teils psychologisch bedingt und ist zum Teil in den verschiedenen
Lebensaltern, bei den verschiedenen Geschlechtern und verschiedenen Rassen-
Völkern verschieden.
Physiologisch, aus einer besonderen Mischung der Elemente des Körpers
erklären das T. EMPEDOKLES (vgl. Theophrast, de sens. 11), PLATON
86 A; Republ. III, § 11), ARISTOTELES (De part. anim. I, 1 f.) u. a., besonders
HIPPOKRATES nach den „vier Hauptsäften": Blut (sanguis), Schleim (phlegma),
schwarze Galle gelbe oder weiße Galle nach dem Über-
wiegen eines dieser Säfte und nach der Verbindung derselben gibt es die ver-
schiedenen bekannten Temperamente (De natur. 4), bzw., wie GALENUS
ausführt, acht Temperamente De temper. I 5; 8; II, IX). Diese
Lehre erhält sich, modifiziert und später von der physiologischen Grundlage
abgelöst, bis in die Neuzeit. Anstatt der Säfte zieht PARACELSUS die Bestandteile
Salz, Merkur, Schwefel heran. A. VON HALLER die Stärke und Reizbar-
keit der physiol. II, 5, sct. 2). Aus der Mischung
„geistiger" und „tierischer" Kraft leitet das T. PLATNER ab (Philos.
II, § 579 ff.). KANT unterscheidet T. des Gefühls und der Tätigkeit, deren
jedes mit Erregbarkeit (intensio) oder Abspannung (remissio) der Lebenskraft
verbunden sein kann (Anthropol. II, § 87). Nach SCHLEIERMACHER beruht
das T. auf dem Gegensatz von Wechsel und Dauer, Passivität und Aktivität
(Psychol., S. 301 ff.), nach HERBART auf der Stärke oder Schwäche des
systems (WW. IX, Kehrbach, S. 339 ff.). Nach LOTZE gibt es reizbares und
apathisches T., mit starken oder schwachen Reaktionen (Medizin. Psychol., 1852,
S. 562; vgl. HAGEMANN, Psychol.8, 1911, S. 541 f., HÖFFDING, Psychol.2,
S. 447 ff. u. a.). Nach N. ACH ist das T. nicht vom Gefühl, sondern dieses
vom Willen abhängig, der wider durch das T. beeinflußt ist (Über den
Willensakt und das T., 1910). — VgL DIRCKSEN, Die Lehre von den Tempe-
ramenten, 1804; HEINROTH, Psychol., 1827, S. 262 ff.; C. G. CARUS, Symbolik,
1853, S. ff.; RIBOT, Psychol. des 1896, S. 371 ff.; FOUILLEE,
T. et 1895; PAULHAN, Les 1894; E. HIRT, Die Tem-
peramente, MUCZYNSKI, Die Temperamente, MEUMANN, Intelligenz
und Wille, 1908; B. HELLWIG, Die vier Temper. bei 1909; Die
vier Temper. bei 1909. Vgl. Charakter.
Temperaturempfindungen sind Empfindungen des allgemeinen
Hautsinnes (s. d.) und umfassen den Gegensatz von (kontrastierenden)
Wärme- und Kälteempfindungen, für die besondere Stellen der Haut besonders
empfänglich sind (Wärme-, Kältepunkte). Vielleicht sie durch die
welche die vasomotorischen Innervationen durch Ab- oder
Zunahme des Blutzuflusses zu den Nervenverzweigungen der Haut hervor-
bringen", also auf Grund einer chemischen Reizung (WUNDT). Sie ent-
stehen nur, wenn die äußere Temperatur von der Eigenwärme der Haut
verschieden ist (Steigen und Sinken derselben über bzw. unter den „physio-
logischen Nullpunkt als Bedingung der Wärme- bzw. Kälteempfindung;
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften