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Handwörterbuch der Philosophie
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Vergeltung Vergessen. 717 sinnig modifiziert werden müssen. Die „Vererbung" ist nur ein Bild, ist „Fortsetzung von somatischen Koadaptationen in den Keimen" (Höher- u. Menschenökonomie I, 1911, S. 225 ff.). Nach HERING (Über das Gedächtnis, 1870) und R. SEMON beruht die V. auf dem organischen Ge- dächtnis (s. Mneme; vgl. Semon, Die Mneme2, 1908; Das Problem der Ver- erbung erworbener Eigenschaften, 1912). — Gesetzmäßigkeit in der V. G. MENDEL gefunden („Mendelismus"). Gegner der direkten V. somatisch erworbener Eigenschaften ist besonders A. WEISMANN und seine Schule. Er lehrt die „Kontinuität des Keimplasma", vermöge der nur das vererbt wird, was ein Keim dem andern übermittelt, da- runter auch durch Selektion (s. d.) entstandene Veränderungen. Das Soma über- trägt seine Erwerbungen nicht auf das Keimplasma; wohl aber wirken die das Soma beeinflussenden Faktoren (Wärme, Licht, Nahrung usw.) auch auf das Keimplasma (Vorträge über Deszendenztheorie I, 283 ff.; II, 55 ff., 2. A. 1909; Aufsätze über V., 1892; vgl. SCHALLMAYER, V. und Auslese, 1910). — Vgl. A. GOETTE, Über V. und Anpassung, 1898; E. ROTH, Die Tatsachen der V.2, 1885; ORCHANSKY, Die V. 1903; PLATE, Das Selektionsprinzip, 1908; W. JOHANNSEN, Elemente der exakten Erblichkeitslehre, 1909; H. E. ZIEGLER, Die Vererbungslehre in der Biologie, 1905; BERGSON, creatrice6, 1910, S. ff.; HERTWIG, Der Kampf um Kernfragen der Entwicklungs- land Vererbungslehre, 1909; R. GOLDSCHMIDT, in die wissenschaften, 1911; THOMSON, Heredity, 1908; A. Richtlinien des Entwicklungs- u. Vererbungsproblems I, KAMMERER, Sind wir Sklaven der Vergangenheit . . .? 1913. VgL Instinkt, Charakter, Angeboren, Talent. Vergeltung s. Strafe, Idee (HERBART). VgL E. LAAS, V. und Zu- rechnung, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 1881; JOEL, Der freie Wille, 1908, S. 404 ff.; GÜNTHER, Die Idee der Wiedervergeltung, 1889 f. Vergessen ist das Entschwinden von Inhalten dem Gedächtnis, beruhend auf Hemmungen oder Schwächungen („Altern") von Dispositionen zur Reproduktion. Mangel an Übung schwächt diese Dispositionen immer mehr, und zwar erfolgt die Abnahme der Dispositionsstärke anfangs sehr schnell, dann immer langsamer (vgl. OFFNER, Das 1911, S. Im zunehmenden Alter werden am schnellsten die neu erworbenen, am lang- samsten die früh erworbenen Vorstellungen (deren Dispositionen am meisten gekräftigt werden; „Regressionsgesetz": RIBOT, Les de la S. 92 ff.) vergessen. Zuerst werden Eigennamen und konkrete Vorstellungen ver- gessen, das Abstrakte bleibt am längsten haften. Nach Wegfall von Amnesien (s. d.) kehren zuerst jene Vorstellungen zurück, welche zuletzt vergessen waren („Restitutionsgesetz", RIBOT; vgl. OFFNER, Das 1911, S. 234 f.). Daß nichts absolut vergessen wird, lehren HERBART (S. Vorstellung), OFFNER (Das 1911, S. 109) u. a. Daß das V. eine Bedingung der Er- innerung ist, betont W. JAMES (Psychologie, 1909, S. 301 f.). Nach RAVAISSON ist das V. nur durch unsere Körperlichkeit bedingt. So auch nach BERGSON. Das Gehirn ist ein Instrument der Auswahl desjenigen Vergangenen, das für unser Handeln nützlich ist; das Andere wird vergessen. Hemmungen des Gehirns verhindern die Aktualisierung der Erinnerung et 1910, S. 111 ff.). Vgl. EBBINGHAUS, Grdz. d. Psychol.2, I, 1905, 643 ff., 3. A. 1911. — Vgl. Lernen, Memorieren, Reproduktion, Perseveration.
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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