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722 Vernunftbegriff — Verstand.
u. a.), Rationalismus, Analogon rationis, Logos, Evidenz,
Sprache, Soziologie, Wille, Geist, Recht, Praktisch.
Vernunftbegriff s. Idee. — Vernunftglaube s. Glaube (KANT). —
Vernunftmotive sind nach WUNDT „Beweggründe, die aus der
der idealen Bestimmung des Menschen entspringen" S. 518; 4.
1912); begleitet sind sie von „Idealgefühlen". — s.
Religion. — Vernunftwille s. Vernunft, Wille (vgl. S. LAURIE,
of Ethics, 1866: Vgl. Glaube.
Verpflichtung s. Pflicht, Recht, Sollen.
Verschiedenheit differentia, diversitas) ist das durch Unter-
scheidung (s. d.) gesetzte „Anderssein" von etwas im Verhältnis zu etwas, mit
dem es verglichen wird. Es gibt numerische V. (der Zahl nach) und quali-
tative (generelle) V. Vgl. Webersches Gesetz, Schwelle, Anderheit,
Ähnlichkeit, Vergleichung.
Verschmelzung (psychische) ist die Vereinigung von Bewußtseins-
inhalten zu komplexen Gebilden, in welchen gegenüber der Einheit oder aber
auch dominierenden Elemente die (anderen) Elemente zurücktreten. Es
verschmelzen gleichartige Empfindungen (z. B. in einer farbigen Fläche), Emp-
findungen verschiedener Sinnesgebilde (z. B. Geschmacks- mit
Vorstellungselemente mit Sinneswahrnehmungen, Wortbedeutungen mit Laut-
vorstellungen usw. (vgl. Psychol.8, 1911, S. 193 f.). Die
V., von der schon bei ARISTOTELES die Rede ist (De anima 447 a f.; De
sens. et sensib. 7), ist nach HERBART die „Vereinigung solcher Vorstellungen,
die zu einerlei Kontinuum gehören". Nach der „Hemmung" (s. d.) verschmelzen
die ungehemmten „Reste" von Vorstellungen miteinander (Psychol. I, §
Lehrb. zur S. 22, 28 ff.). Gleichzeitige Vorstellungen fließen zu
einem Bewußtsein zusammen (vgl. VOLKMANN, Lehrb. d. Psychol. I4,
361 ff.). — Nach WUNDT ist die „assoziative" V. der Empfindungen die fun-
damentalste Form simultaner Assoziation (s. d.). Jede Vorstellung (s. d.) ist
ein Verschmelzungsprodukt. Bei der intensiven V. verbinden sich nur
gleichartige Empfindungen und Gefühle (z. B. Klang, zusammengesetzte Ge-
fühle), bei der V. ungleichartige Empfindungen (räumliche,
liche Vorstellungen, Affekte, Willensvorgänge). In den Verschmelzungen gibt-
es „herrschende Elemente" (Grdz. d. physiol. Psychol. III6, 1903, S.
II6, S. 490 ff.; Grundr. d. Psychol.6, 1902, S. 113, 271 f.). - Nach
(Psychol., 1909, S. 197 ff.), PALAGYI U. a. gibt es keine V. psychischer
— Vgl. LIPPS, Leitfaden der Psychol.8, 1909; N. ACH, Die Willenstät.
das Denken, 1905; BENTLEY, Journal of Psychology XIV;
Lehrb. d. Psychol. I3, 1909, 151; KÜLPE, Grundr. d. Psychol., 1893;
DING, Psychologie4, 1908. — Vgl. Assimilation, Vorstellung, Wieder-
erkennen, Verstehen.
(Xoyog, intellectus, ratio) ist die
keit, 1. Begriffe zu bilden und logisch zu denken (zu urteilen, zu
die Relationen des Gegebenen denkend zu ermitteln, 2. das Mannigfaltige der
Erfahrung synthetisch zu objektiv gültigen Einheiten zu verknüpfen
Verstand"). Der V. ist die schon an der Anschauung sich betätigende
kraft; logisch ist er der Inbegriff der die Erfahrungszusammenhänge
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften