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738 Wahrheit.
sind „ewige Wahrheiten", die vom göttlichen Willen unabhängig gelten, Gott
ist die „Region der ewigen Wahrheiten" (1. c. II, K. IV, K. Theodizee
I 13, § 184; vgl. BOSSUET, Logique I, K. 36 f.). Ewige Wahrheiten in Gott
gibt es auch nach R. CUDWORTH (The true intellectual 1678) u. a. —
Nach HERBERT VON CHERBURY ist der „instinctus die Quelle
gemeingültiger Wahrheiten (Tractatus de veritate, 1624). Später leitet die
schottische Schule die „selbstevidenten" Wahrheiten aus dem „Gemeinsinn"
ab (s. Prinzip). Daß es angeborenen Wahrheiten gibt, betont LOCKE
(Essay concern. hum. understand. II, K. 32, § 1 ff.; IV, K. 5, § 2 ff.).
Die absolute, zeitlose Geltung der W. lehren ferner SCHELLING
über die Method., 2) und HEGEL. „Das, was wahrhaft . ., ist wahr nicht nur
heute und morgen, sondern außer aller Zeit; und insofern es in der Zeit ist,
ist es immer und zu jeder Zeit wahr" (Philos. der Geschichte vgl. S.
Die W. besteht darin, daß „die Objektivität dem Begriffe entspricht, nicht
daß äußerliche Dinge meinen Vorstellungen entsprechen; das sind nur
Vorstellungen, die ich von dieser habe". Die W. im objektiven Sinne ist
Übereinstimmung des Objekts, der Sache mit sich selbst, daß ihre Realität
ihrem Begriffe angemessen ist". Der „Begriff" (s. d.) ist die „wahrhafte
und diese ist das „Wirkliche"; so ist „Gott allein die Wahrheit". „Wahr" ist
nur, was ein Moment des zeitlosen Prozesses der Idee ist, nicht das abstrakt
Einseitige der Verstandeserkenntnis (Enzyklop. § Naturphilos., S. 22
vgl. Totalität, Dialektik, Vernunft). Absolute, ewige, von unserem Denken
unabhängige Wahrheiten gibt es nach CHR. KRAUSE, V. COUSIN (DU
S. 33 ff.) u. a. Nach BOLZANO ist von der logischen, gedachten (erkannten)
W. die objektive „Wahrheit an sich" zu unterscheiden als „Satz, der etwas
wie es ist, aussagt, wobei ich unbestimmt lasse, ob dieser Satz von irgend
jemand wirklich gedacht oder ausgesprochen sei oder nicht". Die W. an sich
hat aber keine Existenz in der Zeit I, § 20 ff.; vgl. §
erklärt HUSSERL: „Was wahr ist, ist absolut, ist an sich wahr; die
Wahrheit ist identisch eine". Die W. ist ewig, ist „eine Idee und als solche
überzeitlich", eine „Geltungseinheit im unzeitlichen Reiche Ideen". Wahr
ist nicht der Urteilsakt, sondern der Urteilsinhalt, der „Sinn der Aussage". Die
Evidenz (s. d.) ist das Erlebnis der W., der zwischen
der Meinung und dem Gegenwärtigen, Erlebten, das sie meint, zwischen dem
erlebten Sinn der Aussage und dem erlebten Sachverhalt" (Logische
Untersuch. I, 1900/01, 117 ff., 150 f., 162, 190 ff., 229, 232; II, 594 f.). Ähnlich
definiert A. MEINONG die W. als ideale Relation zwischen Inhalt und
stand des Urteils oder zwischen immanentem Gegenstand und
Wahr und falsch sind Eigenschaften des „Objektivs" (s. d.). Wahr ist ein Ur-
teil, „dessen Objekt Tatsache ist" oder sofern es „ein seiendes Objektiv
(Über Annahmen, 1902, S. 125 ff., 192 ff.; zur
S. 18). Nach KREIBIG ist W. das „Merkmal eines Urteils, das denjenigen
Tatbestand behauptet, der im Bereiche der beurteilten Gegenstände vorhanden
ist" (Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 142 ff.; vgl.
f.. Philos. VIII, 1902). — In anderer (metaphysischer) Weise lehrt UPHUES
überzeitliche Geltung der W. Im Erkennen, welches auf „Erleuchtung",
nahme an dem überzeitlichen Bewußtsein",
haben wir die Wahrheit unmittelbar, indem wir in die überzeitliche, ewige, für
alle gleiche reichen, in das ideale Reich oder System der Wahrheiten, die;
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften