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Wahrnehmung. 743
(Der Begriff der W., 1890), J. H. FICHTE (Psychol. I, 377 ff.), HELMHOLTZ
(Vorträge u. Reden I, 4, 115 f.), H. CORNELIUS, RIEHL, SPENCER, BRENTANO,
HÖFLER (Psychol., 1897, S. 212), MEINONG, KREIBIG, nach welchem die W.
1. Empfindungsbestandteil, 2. Auffassungsakt, bestehend aus einem
Willensanteil (Aufmerksamkeit) und einem Denkanteil (Wahrnehmungsurteil).
Das primäre äußere Wahrnehmungsurteil entspricht einem bejahenden Existen-
tialurteil, das reale Sein der Außendinge und Vorgänge setzt; das
sekundäre äußere Wahrnehmungsurteil prädiziert den Objekten ihre Bestimmt-
heiten (Beschaffenheit und Räumlichkeit). Dem Subjekt sind nur die Phäno-
mene unmittelbar diese sind Zeichen, welche der äußeren Wirklichkeit
funktional zugeordnet sind (Über Wahrnehmung, S. 36 f.; Die intellek-
tuellen Funktionen, 1909). Nach JERUSALEM ist die W. das „einfachste, primi-
tivste sie formt und objektiviert den ungeordneten, verwirrenden
Empfindungsinhalt", aber unbewußt (Die Urteilsfunktion, 1895, S. 219 f.).
Als auf Gegenständliches Vorstellung betrachten die W.
J. BERGMANN, STUMPF, B. ERDMANN (vgl. Vierteljahrsschr. f. wissensch.
Philos. X. Bd.), JODL (Lehrb. d. Psychol., 1909, I, 143), WUNDT (Grdz. d.
physiol. Psychol. II5, 1903, 370 ff.), EBBINGHAUS (Abriß der Psychologie,
4. A. 1912), HÖFFDING, NELSON U. a. Verschiedentlich wird betont, daß
die W. schon reproduzierte Elemente enthält (WUNDT, JERUSALEM, JODL
u. a.). So u. a. auch von H. BERGSON et 1910). Die
„reine W." („perception pure") ist objektiv, ein Bestandteil der Außenwelt
sie wird subjektiv nur durch die Affektion der Empfindung und
durch das Gedächtnis (s. d.), welches die Sinnesqualitäten in einen Inhalt
kontrahiert (1. c. S. f.). Jede W. bedeutet eine Möglichkeit des prak-
tischen Reagierens des Subjekts auf die Dinge, einen Angriffspunkt des
Handelns (1. c. S. 35 ff., 260 ff.: possible de notre corps sur
corps"). — Vgl. LAZARUS, Das Leben der Seele II8, 35 ff.
UEBERWEG, Logik5, 1882, § 36; W. PREYER, Naturwissenschaftliche Tatsachen
u. Probleme, 1880; E. DREHER, Über Wahrnehmen und Denken, 1879
M. BRAUDE, Die Elemente der reinen W., 1899; RIEHL, Der philos.
1, ff.; REHMKE, Allgemeine Psychol., S. ff.; HÖFFDING
Der menschliche Gedanke, 1911; W. SCHAPP, Beiträge zur Phänomenologie
der W., 1910; TAINE, Der Verstand, 1880; A. La perception
F. MARTIN, La perception et la science positive, 1894; E.
HAMILTON, Erkennen Schließen, 1912. — VgL Objekt, Empfindung
Perzeption, Perzeptionalismus, Sensualismus, Anschauung, Qualität, Im
pression, Erfahrung, Wirklichkeit, Element (MACH, PETZOLDT), Introjektion
Ästhetik.
ist die Wahrnehmung des „Innern", d. h.
des Psychischen (s. d.), als Inbegriff unserer eigenen Erlebnisse als solcher, in
ihrer unmittelbaren, auf das Subjekt, nicht auf Objekte bezogenen Qualität.
Die innere oder besser W. im weiteren Sinne besteht
aus den psychischen Erlebnissen selbst, welche „Wahrnehmungen" sind,
sofern sie Momente des Bewußtseins (s. d.) sind; im engeren Sinne ist sie
Richtung der auf den Ablauf der Bewußtseinsvorgänge,
das um diese in deren Charakter als Modifikationen des
aktiven Subjekts, das Wissen um das Haben von Bewußtseinsinhalten, um den
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Buch Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften