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Handwörterbuch der Philosophie
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Wiedererkennen — Wille. Wiedererkennen ist das Bewußtsein, daß etwas, ein auftretender Inhalt schon „bekannt", d. h. schon einmal erlebt ist, ist Identifizierung eines neuen mit einem schon erlebten Inhalt, während das „Erkennen" (im rein psychologischen Sinne) die Einordnung eines Neuen in eine Klasse bekannter Inhalte bedeutet, wodurch es bestimmt, gedeutet wird. Die „Bekanntheits- (HÖFFDING; AVENARIUS) beruht darauf, daß mit dem neuen Inhalt die „Residuen" (unbewußte Dispositionen oder unterbewußt bleibende Reproduktionselemente) früherer Vorstellungen desselben Gegen- standes verschmelzen. Von der unmittelbaren (direkten) ist das mittelbare W. (vermittelte) zu unterscheiden, bei welcher ein Gegenstand mittelst irgendwelcher begleitender Vorstellungen und deren Merkmale erkannt wird. Eine bewußte Vergleichung des Neuen mit Erinnerungsvorstellungen findet nur selten statt. Auf Verschmelzung oder auch eine Assimilation, bzw. Assoziation führen das W. zurück A. LEHMANN (Philos. Studien V, VII), JAMES, WUNDT (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 285 ff.), KÜLPE (Grundr. d. Psychol., 1903, S. 177 ff.); HAGEMANN-DYROFF (Psychol.8, 1911), JODL (Lehrb. d. Psychol. II8, 152 ff.), B. ERDMANN (Vierteljahrsschrift f. wissensch. Philos. 10. Bd., „Ge- dächtnisresiduen", „Residualkomponenten") u. a.; vgl. OFFNER (Das Gedächt- 1911, S. 116: Verschmelzung, keine Assimilation); BERGSON et 1909, S. 91 ff.; aber kein Vergleichen) u. a. Auf die bloße Erleichterung der Auffassung durch das infolge des früheren Erlebnisses modifizierte seelische Organ führen das W. (bzw. die „Bekannt- heitsqualität") zurück BONNET (Essai analytique, 1770—71, § 91 ff.), HÖFF- DING (Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 13. Bd.; Philos. Studien VIII; Der menschliche Gedanke, 1911), FOUILLEE, J. WARD, H. CORNELIUS, ZIEHEN, CLAPAREDE U. a. — Vgl. MEINONG, Zeitschr. f. Psychol. VI, 1894; REHMKE, Allgem. Psychol., 2. A. 1903, S. 502 ff. (Vergleichung); SEMON, Die mnemischen Empfindungen, 1909, S. (ebenfalls); JAMES, Psychologie, 1909, S. 300 DÜRR, Erkenntnistheorie, 1910; STÖRRING, Vorles. über Psychopathologie, 1900; A. FISCHER, Zeitschr. f. Psychol. 50. Bd.; E. MEYER, die Gesetze der simultanen Assoziation u. das Wiedererkennen, 1910. — Vgl. Amnesie, Seelen- blindheit, Anamnesis. Wiederkunft s. Apokatastasis. Wille voluntas) bedeutet sowohl die allgemeine Fähigkeit, zu wollen als die Einheit, den Inbegriff der Wollungen, Willensprozesse als auch den Inhalt des Wollens, die „Willensmeinung", dasjenige, worauf das Wollen sich richtet, den „Willensgegenstand"«) das „Willensziel". Ferner versteht man unter Willen (Wollen) teils das Streben (s. d.) überhaupt, den Trieb (s. d.) wie den entwickelten, aus einem Motivenkampf, Überlegung hervorgehenden, be- sonnenen Willen, teils nur diesen letzteren. Das Wollen im weiteren Sinne ist ein spezifischer, ursprünglicher, aus anderen Vorgängen nicht restlos ableitbarer psychischer Prozeß, der aber nicht absolut einfach ist, sondern — mehr oder weniger differenzierte — Momente oder Phasen einschließt, die in ihrer Son- derung als Empfindung (bzw. Vorstellung) und Gefühl gekennzeichnet sind, sich aus dem einheitlichen Ablauf, „Wollen" genannt, herausheben lassen und in der Entwicklung des Seelenlebens auch vielfach zu relativen Selbständigkeit insofern gelangen, als die an sie sich knüpfende „Tendenz" sehr schwach wer- den kann. Diese „Tendenz", diese „Richtung", in allem Wollen liegt,
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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