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Handwörterbuch der Philosophie
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welche zwischen „appetitus naturalis" und „rationalis" •scheiden. Der W. ist nach THOMAS VON AQUINO ein rationales Streben, welches von Natur aus auf ein Gut (s. d.) gerichtet ist, und durch den Intel- lekt, welcher das Prius hat („intellectus altior et prior voluntate") geleitet wird <Sum. theol. I, 80, 2; I, 82, 3; Contra gent. I, 72). Hingegen ist (vgl. nach DUNS SCOTUS der W. dem Intellekt überlegen (s. Volunta- rismus), er „gebietet" diesem („imperans intellectui"), wird aber selbst durch ihn erleuchtet, erhält von ihm sein Objekt 1. sent. IV, 49, 4; 42, 4; vgl. SIEBECK, Zeitschr. f. wissensch. Philos. Bd. 112). Nach WILHELM VON OCCAM sind W. und Intellekt nur ein Vermögen mit verschiedenen Funktionen <In 1. sent. II, 24). Nach DESCARTES ist das Denken (der „actus iudicandi") von der („assensus") des Willens abhängig. Behaupten, Verneinen, Zweifeln sind Willensmodi (Princip. philos. I, 32). Es gibt innere und äußere Willenshand- lungen animae I, 17 f.). SPINOZA, der im Wollen nur einen Modus „Denkens" (im weiteren Sinne) erblickt und W. und Intellekt identifiziert et intellectus et idem sunt"), anerkennt keinen Willen als Vermögen, nur die einzelnen Wollungen, d. h. die in den Ideen liegenden Be- und Verneinungen „negatio"; Eth. II, prop. WOLFF nimmt hingegen ein eigenes „Begehrungsvermögen" (s. d.) an. Der Wille ist rationales Streben auf Veranlassung einer deutlichen Vorstellung Gutes, ist die „Neigung des Gemütes gegen eine Sache um des Guten willen, das wir bei ihr wahrzunehmen vermeinen". Es findet hier eine Be- mühung statt, eine gewisse Empfindung hervorzubringen (Psychol. empir. § 880 ff.; Gedanken von Gott . . . I, 492, 504, 878, 910). Als eine der Seele bezeichnet den Willen CRUSIUS. Nach HERDER ist der W. eine Funktion derselben Kraft, die im wirkt. Erkennen und Wollen bedingen sich gegenseitig (Vom Erkennen u. Empfinden, 3). KANT unterscheidet den Willen vom und vom Gefühl. Der W. ist vernünftig bestimmtes Begehrungsvermögen (Metaphys. der Sitten 1), ein „Vermögen, den Vorstellungen entsprechende Gegenstände entweder hervor- oder sich selbst zur Bewirkung derselben . . ., d. i. seine Kausalität zu (Krit. d. prakt. Vernunft, Einleit., Univ.-BibL, S. 15). Der W. ist nichts als „praktische Vernunft", „ein Vermögen, nur dasjenige zu wählen, was die Vernunft unabhängig von der Neigung als praktisch not- wendig, d. i. als gut, erkennt". Der „reine" Wille ist der völlig aus apriorischen Prinzipien bestimmte Wille (Grdleg. zur Metaphys. d. Sitten, Univ.-BibL, S. 17, 45, 63; s. Gut, Sittlichkeit, Autonomie, Imperativ). Nach FICHTE ist der W. „Vermögen der absoluten Selbstbestimmung in Beziehung auf einen Be- griff" (Nachgelassene Werke III, 19 f.; s. Voluntarismus). — Nach HEGEL ist W. praktischer Geist, freie Intelligenz (Enzyklop. § 443, 481), eine „besondere Weise des Denkens: das Denken als sich übersetzend ins Dasein, als Trieb, sich Dasein zu geben". Kein Wille ohne Intelligenz, keine Intelligenz ohne Wille, „denn indem wir denken, sind wir eben tätig". Der wahrhafte Wille will die Freiheit, und der freie Wille ist wahrhaft unendlich (Grundlinien der Philos. Rechts, hrsg. von G. Lasson, 1911, § 4 ff. u. S. 285 ff.). — Dieser intellek- gefärbten Willenstheorie stellt sich der Voluntarismus (s. d.) «SCHOPENHAUERS gegenüber, nach welchem der Wille der Kern alles Seins und Bewußtseins, das Wesen der Dinge ist. Der W. ist (ursprünglich) unbewußt;
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Handwörterbuch der Philosophie
Titel
Handwörterbuch der Philosophie
Autor
Rudolf Eisler
Verlag
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Ort
Berlin
Datum
1913
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
Abmessungen
12.7 x 21.4 cm
Seiten
807
Schlagwörter
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Kategorie
Geisteswissenschaften
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