Seite - 3 - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
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Wappenwesen besessen, man sehe die Figuren 8 13, geschmückte Schild und Helm vom Wappenherrn in
und so manche Firmen der abendländischen Heroldskunst natura getragen wurde, wo also das Wappenbild eine
dürften durch die rückkehrenden Kreuzritter aus dem dem praktischen'Gebrauche angepasste, seinem Zwecke
Orient herübergebracht worden sein. Auch Worte der dienende Form beibehalten musste.
Fig. 5. Awoi'-inon,
Wappen des Hauses
Minamoto Tokugawa. Fig. 6. Wappen des
Hauses Minamoto
Ashikaga.
heraldischen Kunstsprache, wie z. B. lazur (persisch:
lazurd) für blau, gules (persisch: gul) für rot u. s. w.
verdanken dem Morgenlande ihre Entstehung.
Die ersten heraldischen Bilder zeigten sich auf
der Fahne, dem »Zeichen«, und der erste Schritt zur
Heraldik wardieUeber-
tragung dieses Bildes
auf den Schild. Das
Schildbild hiess nun
ebenfalls »Zeichen«.
Um die Mitte des XII.
Jahrhunderts ist der
Gebrauch von wappen-
mässigem Schmuck
auf der Rüstung ein
allgemeiner. Das XIII.
Jahrhundert bringt
dann die bedeutende,
speciell für die deut-
sche Heraldik charak-
teristische Bereiche-
rung des Wappen-
schmuckes durch das
Anbringen einer heral-
dischen Zier auf dem
Helme, des Helm-
kleinodes oder Zimiers.
In diesem Jahrhundert
beginnt auch der Wap-
penschmuck constant
erblich zu werden, zu-
erst bei dem höheren,
später auch bei dem
niederen Adel. Ver-
einzelt sind erbliche
Wappen jedoch schon
am Ende des XII. Jahr-
hunderts nachweisbar.
Jene Geschlechter, die ihre Ahnenreihe und ihr
Wappenbild bis in diese erste Blütezeit der Heraldik
verfolgen können, bezeichnet man als »Uradel«, zum
Unterschiede von dem »Brief "adelt^ der seine Ent-
stehung den bereits im XIV. Jahrhundert beginnenden
dokumentarisch verbrieften Verleihungen von Seite der
Kaiser oder ihrer Bevollmächtigten, der Hofpfalzgrafen
oder Comites palatini caesarei ver-
dankt. Im XIV. Jahrhunderte wur-
den von den Kaisern, namentlich
aber von solchen ihrer Hofpfalz-
grafen, denen nur ein kleines Comitiv
zustand (Comites palatini minores),
auch Wappen ohne Nobilitation ver-
liehen ; die so Belehnten wurden
nicht adelig, sondern nur Wappen-
bürger.
Die Zeit vom XIII. Jahrhundert
bis zur Mitte des XV. Jahrhunderts kann als die Blüte-
zeit der Heraldik betrachtet werden; es ist die Zeit
der »lebenden Heraldik«, wo der mit dem Wappenbilde Fig. 8. Doppeladler
auf einer Drachme
unter demOrtogiden
von Kaifa, Na^r Ed-
din Mahmud. 1217. Fig. 9. Wappen des
Mamlukischen
Emirs Toka Timur,
Statthalters in Ra-
haba, t H5Q. Fig. 10.
Lilie am Thore
Bab-al-Hadid zu
Damaskus.
nur
echten Heraldik ein Ende,
Fig. 14. Kopie der Decke des Wappensaales im Hause »zum Loch«
(Schweizerisches Landesmuseum zu Zürich.)
Die Erfindung des Schiesspulvers machte nicht
allein dem Ritterwesen, sondern auch der alten,
es begann die Zeit der
»toten« Heraldik oder,
wie sie von dem Heral-
diker Retberg trefflich
bezeichnet wurde, der
Wappenzierknnst. Das
Wappen diente nur
mehr als Dekorations-
mittel, als Ornament,
es hatte seinen krie-
gerischen Charakter
verloren.
Wenn man die Ta-
feln des vorliegenden
heraldischen Atlasses
durchblättert, kann
man die Entwicklung
zur höchsten Stufe und
den allmählichen Ver-
fall der Heroldskunst
genau verfolgen. Eines
der ältesten Denkmäler
deutscher Wappen-
kunst ist die leider
seit 1861 im Originale
nicht mehr vorhandene
Dekoration im Hause
»zum Loch« in der
ehemaligen Kilch-jetzt
Römergasse in Zürich,
ein Bau, der seine Ent-
stehung wahrscheinlich
dem Ende des XII. oder
höchstens dem Anfange
XIII. Jahrhunderts verdanken dürfte. Um 1306 be-
sieh das Haus im Besitze des zum Züricher Stadt-
gehörigen Geschlechtes der Wisso. Die eichenen
en der Decke des unteren Saales waren an den
rechten Seiten mit 24 — 32 cm hohen Wappen-
den in Leimfarbe bemalt, die, wenn auch roh in
Fig. 7. Tomoye,
2. Wappen des Hauses
Arima. Fig. Ii.
Wappen(Querbalken
zwischen Schlüsseln)
des Emirs Arkatäy- Fig. 12.
Wappen des Mam-
lukischen Emirs
Schaikhu. Angebliches
ippen des Königs
1 Gr
fig.
Wa
von anada Abu Ab-
dallahMohammed ibn
na<;r, d. Erbauers der
AlhambraO 231-1272).
den Konturen, für die Geschichte des Wappenwesens
doch von grossem Interesse sind. Zum Glück waren vor
der Demolierung genaue Pausen gemacht worden, so
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika