Seite - 19 - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
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versehen, um sie mit Schnüren am Stocke querhängend be-
festigen zu können, Fig. 73, siehe auch Taf. LXV Fig. 18.
Das Fahnenblatt vertritt stets das Schildfeld und
erhält demgemäss auch die Tinktur desselben. Die Schild-
tigur ist ohne einen Schildcontour in das F'ahnenblatt
einzusetzen, wobei die Seite am Stocke als die vordere
Fig. 72. Mittleres Wappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg.
(Aus Ströhl »Deutsche Wappenrolle«.)
Seite zu betrachten Ist, woraus folgt, dass die Figur
auch nach dieser Seite zu sehen hat. (Siehe Taf. XXVI
Fig. 7, LII Fig. 3 . )
Zeigt z. B. der Schild des Wappenherrn das unten-
stehende Wappenbild, einen roten Adler in Silber,
Fig. 73. Tetnang. (Iii Silber
eine rote Kirchenfahne.)
Züricher WTappenrolle. Fig- 74- Wappen der Stadt
Tangermünde.
(In Silber der märkische, rote
Adler, gold bewehrt und die
Sachsen.ie mit einer silbernen
Kose belegt.)
Fig. 74, so erscheint in der Fahne dasselbe Bild, die
Figur dem Fahnenblatte angepasst, den Kopf zur Stange
gewendet. Fig. 75. Will man aber nur die Tinkturen
Fig. 75. Fig. 76.
des Wappens in der Fahne zum Ausdrucke bringen, so
wird die Tinktur der Schildfigur oben, die des Feldes
unten eingesetzt. Fig. 76. Bei Kokarden wird die Tinktur der Figur innen, die des Feldes aussen angebracht. So
ist z. B. die preussische Fahne schwarz-weiss, ent-
sprechend dem schwarzen Adler im silbernen Felde, die
von Hohenzollern weiss-schwarz, entsprechend dem von
Silber und Schwarz gevierten Schilde des Wappens,
weil hier, sobald nur ein Heroldsbild vorhanden ist,
nach der Lage der Far-
benfelder die Reihen-
folge der Tinkturen be-
stimmt wird.
Bei Verwendung der
Fahne zu rein dekora-
tiven Zwecken ist man
nicht an die einfache
quadratische oder recht-
eckige Form des Fahnen-
blattes gebunden, man
kann der Phantasie schon
einigen Spielraum ge-
währen, nur darf durch
den Schnitt das Fahnen-
bild nicht an Deutlichkeit
verlieren, der heraldische
Charakter der Figur nicht
aufgehoben werden.
Einige Beispiele der-
artiger Fahnenschnitte
(Fig. 77 — 79) mögen das
hier Erwähnte noch näher
vor Augen führen.
Wahlsprüche oder
Devisen sind kurze Ten-
denzen, die auf Zettel oder Fig. 77.
Bänder geschrieben unter
den Wappenschilden angebracht werden. Diese Sprüche,
die sich schon am Ende des XIV. Jahrhunderts im
Wappenwesen vorfinden, waren, wie ihr Name sagt, der
freien Wahl des Wappenherrn überlassen, der sie im
Bezüge auf sein Thun und Lassen, seine persönliche
Anschauungsweise,
auf seine Wünsche
und Hoffnungen auf-
stellte. Sprüche, die
konstant bei dem Wap-
pen bleiben, also
weiter vererbt wer-
den, nennt man auch
Wappensprüche. Z. B.
»GOTT MIT UNS«
(Preussen)— »NIHIL
SINE DEUS« (Hohen-
zollern), »PER AS-
PER A AD ASTRA«
(Mecklenburg-Schwe-
rin), »DOMINE DIRI-
GE NOS« (London),
»NISI DOMINUS
FRUSTRA« (Edin-
burgh) u. s. w.
Hieher gehören
auch die Buchstaben
oder Rätsel-Devisen,
die nur durch die Ini-
tialen der Worte an-
gedeutet werden, z. B
»W-G-W-« (wie Gott
will)oder »W D- W.«
(wie du willst), >A'E.
I • O • V '« die bekannte Buchstabendevise Kaiser Frie-
drichs III. (IV.) (Siehe Taf. XXVIII Fig. 1), die ver-
schiedene Auslegungen zulässt, z. B. »Aquila Electa
Juste Omnia Vincit« (der erwählte Adler besiegt mit
Recht alles) oder » Austriae Est Imperare Orbi Universo«
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika