Seite - (00000054) - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
Bild der Seite - (00000054) -
Text der Seite - (00000054) -
Tafel V.
Schildformen und Schildbilder.
(Lebende Figuren.)
Fig. I. Dreieckschild. (XII. und XIII. Jahrh.) In
Rot ein schwarzbewehrter, goldgezungter, silberner
Gcmsbock mit goldgerändertem und beringtem, mit drei
Türkisen besetztem, schwarzem Leibgurt. (Wappen der
Grafen von Wilczck. Die Wilczek's führten ursprüng-
lich das polnische Wappen Koziel, einen Steinbock;
erst im Laufe des XV. Jahrh. verwandelte sich bei
ihnen der Steinbock in eine Gemse.)
Fig. 2. Dreieckschild. (XIV. Jahrh.) In Gold ein
gekrönter, silberngehörnter, schwarzer Stierkopf mit aus-
geschlagener Zunge und abgerissenem Halsfelle. (Wap-
pen der Herzoge von Mecklenburg, nach einem Siegel
Herzog Albrechts II. 1349, siehe »Deutsche Wappen-
rolle«, Fig. 65.)
Fig. 3. Dreieckschild. (XV. Jahrh.) In Silber ein
rotbewehrter, schwarzer Bär. (Wappen des schweize-
rischen Cantons und der Stadt Appenzell. Ein auf-
rechter Bär, hier der Legende des St. Gallus entnommen,
findet sich zum erstenmale im Siegel von Appenzell
an einer Urkunde vom Jahre 1405. Stumpf in seiner
Schweizerchronik (1548) spricht ausdrücklich von einer
roten Bewehrung: »einen freyen schwartzen aufrechten
Bären mit roten klawen« . . . .
Fig. 4. Französischer Dreieckschild (XV. Jahrh.)
In Gold ein roter Schrägrechtsbalken mit drei gestüm-
melten, silbernen Adlern hintereinander. (Wappen des
Herzogtums Lothringen.) Im oberen Felde erscheint
noch eine gestümmelte, blaue Ente, unten eine ge-
stüinmelte, schwarze Amsel untergebracht.
Die gestümmelten Vögel sind eine Spezialität der
westeuropäischen Heraldik und in französischen und
englischen Wappen häufig anzutreffen. Den Adler ohne
Füsse und öfters auch ohne Schnabel nennt man »A16-
rion«, die gestümmelten Enten »Cannets«, die ge-
stümmelten Amseln »Merletten«.
Fig. 5. Halb-Rundschild. (XV. Jahrh.) In Blau
ein goldbewehrter, silberner Eber mit goldenen Rücken-
borsten. (Wappen der Ertzingen in Schwaben. Ein
Friedrich von Ertzingen erscheint auch unter den Ge-
fallenen in der Schlacht bei Sempach, 1386.)
Fig. 6. Tartsche. (Zweite Hälfte des XV. Jahrh.)
In Gold drei blaue Hirschstangen übereinander. (Wappen
der Grafschaft Nellenburg. Veringen führt dieselben
Figuren anfangs schwarz, später rot, Württemberg
schwarz.) Die untere Stange hat in einem Dreieck-
schild, oder sonst in einem nach unten zu schmäler
werdenden Schilde eine geringere Anzahl von Enden,
als die über ihr liegenden Stangen. In einem vier-
eckigen Felde wäre diese Verkürzung überflüssig, doch
hat sich dieselbe meist so eingebürgert, dass ihre Ausser-
achtlassung von heraldischen Laien als ein arger Fehler
betrachtet werden würde.
Fig. 7. Schild in der Ueberganzsform zum Re-
naissanceschild. (Ende des XV. Jahrh.) In Silber ein
roter Rüde mit goldenem Stachelhalsband.
Fig. 8. Tartsche mit Speerruhe zum Einlegen der
Rennstange. (Mitte des XV. Jahrh.) In Rot ein gold-
gezungter, silberner Bracke.
Fig. 9. Tartsche mit Speerruhe. (XVI. Jahrh.)
In Blau ein schwarzbewehrter, goldener Steinbock.
(Wappen der Grafen von Hohenembs in Vorarlberg.
Die alten Ritter von Ems, bereits im XII. Jahrh. nach-
weisbar, führten ursprünglich nur den Oberkörper eines Steinbocks im Schilde. 1560 wurden die Hohenembs
in den Reichsgrafenstand erhoben, erloschen aber im
Jahre 1759. Die lehenbare Reichsgrafschaft fiel an
Oesterreich zurück.)
Fig. 10. Renaissance-Schild. (XVI. Jahrh.) In Rot
auf grünem Boden ein goldbewehrter, silberner Kranich
mit dem rechten Fusse einen natürlichen Stein haltend.
Der Kranich ist das Symbol der Wachsamkeit. Um
nicht einzuschlafen hält er den Stein. »wenne daz
stainel vellt, sö erwacht er und schreit«, erzählt Konrad
von Megenberg um 1350. —
Fig. 11. Renaissance-Schild. (XVI. Jahrh.) In
Blau eine ausgeschweifte, silberne Spitze. Oben rechts
eine goldene Lilie, links ein im Dreipass ausgeschlagenes,
silbernes Seeblatt, eine Figur, die man irrtümlich früher
als »Schröterhörncr« ansprach. Unten eine rote Rose
mit goldenem Samen und grünem Barte.
Fig. 12. Renaissance-Schild. (XVI. Jahrh.) In Gold
ein ausgerissener, grüner Lindenbaum. (Wappen der
bayrischen Stadt Lindau am Bodensee. Dieselbe Figur
zeigt bereits ein grosses Siegel der Stadt aus dem
XIII. Jahrh., nur erscheint, beiderseits auf den Wurzeln
des Baumes stehend, je ein entenartiger Vogel.)
In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrh. wird die
Schildform dekorativ ausgebildet, sie wird zur reinen
Zierform. Die zerschnittenen Ränder rollen sich ein,
der Schild wird allmählich zur Cartouche. Siehe die
Figuren 13, 14, 15 und 16, gezeichnet von Jost Am-
man um 1 566 und 1589.
Fig. i3. Hutten. Fig. 14. Landtchaden.
(In Kot zwei goldene Sclir.'ig- (In Gold eine schwarze Harfe.)
rechtsbalken.)
Fig. 15. Volkamer. Fig. ifi. Stadt Landshut in Hävern.
(Geteilt; oben in Silber ein (In Silber drei, 2,1 gestellte, blaue
halbes, rote« Rad, unten in l^isenhüte.)
Blau eine silberne Lilie.)
Figr. 13—15 sind Ammans Wappen- und Stamm-
buche, Fig. 16 Rixner's Turnierbuche entnommen.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika