Seite - (00000057) - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
Bild der Seite - (00000057) -
Text der Seite - (00000057) -
Tafel VI.
Heraldische Farbenskala und Heraldisches Pelzwerk.
Die heraldische Farbenskala enthält strenge ge-
nommen nur sechs Tinkturen; die Metalle: Gold oder
Gelb (frz. und engl. Or) und Silber oder Weiss
(frz. u. engl. Argent), weiters die Farben: Rot (frz.
Gueules, engl. Gnies), Ulan (frz. Azur, engl. Azure),
Schwarz (frz. u. engl. Sable) und Grün (frz. Sinople,
engl. Vert), doch tritt noch hie und da eine oder
die andere Farbe hinzu, so in erster Linie Purpur,
(frz. Pourpre, engl. Purpure), dann Braun, Grau, Fleisch-
farbe etc.
Die für diese Tinkturen geschaffenen Ersatzmittel,
um die Tinkturen auch in schwarzer Zeichnung oder
im Druck kenntlich zu machen, sind zweierlei: die
Abkürzungen (Abbreviaturen) und die Schraffuren. Vorliegende Tafel bringt beide Arten zur Darstellung.
Das von Marcus Vulson de la Colombiere 1639 ange-
wendete Schraffursystem fand im Laufe der Zeit überall
Eingang und hat sich bis heute unverändert im Ge-
brauche erhalten, nur hat man später für Braun, Grau
u. s. w. noch Schraffuren geschaffen, die aber eine
ziemlich überflüssige Bereicherung gewesen sind. Der
Vollständigkeit halber seien sie hier vorgeführt:
a. Braun, b. Blutrot, c. Erdfarbe, d. Eisengrau,
e. Wasserfarbe, f. Fleischfarbe, g. Aschgrau, h. Orange
und i. Naturfarbe überhaupt. Die Schraffuren des
Schildes und seiner Figuren richten sich stets nach der
Achse des Schildes, jene des Ilelmkleinodes nach der
Achse des Helmes.
Das heraldische Pelzwerk teilt sich in drei Gruppen:
Hermelin, Feh und Kürsch.
Vom Hermelin (frz. Hermines, engl. Ermine)
kennt die fremdländische Heraldik einige Variationen,
so den Gcgenhemielin (frz. Contre-Hermine, engl.
Ermines), den Goldhcrmelin (engl. Erminois) und den
. ^ rj=ri Gegcngoldhcrmclin (engl. Pean). Die
^ Schwänzchen des Hermelins werden
A entweder stilisiert oder naturalistisch
j dargestellt und die Haftstellen der
^ * Schwänzchen in verschiedener Weise
durch Kreuze, Kleeblätter, Schnallen u. s. w. besonders
betont.
Das Feh (frz. und engl. Vair), zusammengesetzt
aus dem blaugrauen Fell des norwegischen Eichhörn-
chens und weissem Rauchwerke zur sogenannten Bunt-
schur, kommt ebenfalls in mannigfachen Variationen
vor. Im Wolkenfeh sieht man die alte Darstellungs-
weise, im Eisenhutfeh die spätere Form dieses Pelz-
werks. Durch die verschiedenartige Gruppierung der
Fehteile entstehen die Abarten des Feh's. Z. B.:
k. Sturzfeh, 1. Gegenfeh, m. Sturzpfahlfeh, n. ver-
schobenes Gegenfeh oder Wogenfeh, o. Wechselfeh,
d. h. mit wechselnden Tinkturen, p. Buntfeh, q. Sturz-
krückenfeh, engl. Potent, r. Gcgensturzkrückcnfeh, engl.
Potent Counter-potent, s. verschobenes Gegensturzkrücken-
feh u. s. w.
Der Kürsch oder das Fehwammen erscheint ge-
wöhnlich haarig und in brauner Farbe dargestellt.
Heroldsstücke.
Unter lleroldsstiicken versteht man jene Figuren,
die durch die Zerlegung eines Schildfeldes mittelst
Linien entstehen, die im Schildrande verlaufen. Das
Feld wird durch sie in zwei oder mehrere Farbenplätze
zerlegt. Die Zahl tler Heroldsstücke ist natürlich eine sehr grosse, zumal sich diese geometrischen Figuren
vielfach miteinander zu neuen Figuren zusammensetzen
lassen. Die Tafel giebt in ihren 88 Beispielen nur die
einfachsten, am häufigsten vorkommenden Figuren.
Die Tinkturen werden genau in ihrer Reihenfolge an-
gesprochen, und wird dabei mit der oberen oder auch
heraldisch rechtsstehenden Tinktur begonnen. Rechts und
links richtet sich dabei wie überhaupt in der Heraldik
nicht nach der Stellung des Beschauers, sondern nach
der des Schildträgers.
1. Ledig von Rot. (Der ledige Schild zeigt eigentlich
keine Figur, doch wird hier die Tinktur, das
ganze Feld, als Figur betrachtet.)
2. Von Silber und Schwarz gespalten.
3. Von Rot, Silber und Blau zweimal gespalten.
4. In Rot ein goldener Pfahl.
5. In Silber eine blaue, rechte Seite oder Flanke.
6. Von Gold und Blau dreimal gespalten.
7. In Gold zwei blaue Pfähle.
8. In Rot ein goldener, rechter Seitenpfahl.
9. In Silber ein blauer Stab.
10. Von Schwarz und Silber geteilt.
11. In Rot ein goldenes Schildhaupt.
12. In Silber ein grüner Schildfuss.
13. Von Rot, Schwarz und Silber zweimal geteilt.
14. In Rot ein silberner Palken.
15. Von Rot und Silber dreimal geteilt.
16. In Silber zwei schwarze Balken.
17. In Grün ein goldener, erhöhter Balken.
18. In Blau eine silberne Leiste.
19. Von Silber, Rot und Schwarz gespalten und halb
geteilt.
20. Von Silber, Blau und Gold halb geteilt und
spalten.
21. Von Rot, Silber und Schwarz halb gespalten und
geteilt.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika