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Tafel XVI.
Rangkronen.
Die seinerzeit von dem Vorsitzenden des königlich
preussischen Heroldsamtes zu Berlin, dem Grafen Ru-
dolf von Stillfried-Rattonitz und Alcäntara, für Deutsch-
land in Vorschlag gebrachte Kronenführung, die trotz
ihrer anerkannten Zweckmässigkeit doch zu keiner
konsequenten Durchführung gelangen konnte, erscheint
hier bei den betreffenden Kronen in Klammern beige-
schlossen; auch sei gleich bemerkt, dass bei der Zäh-
lung der Kronenzinken und Perlen nur die in der
Zeichnung sichtbare Vorder-
seite und nicht der ganze
Umfang der Krone in Rech-
nung gezogen wurde. —
Fig. i. Königskrone.
Krone mit fünf Spangen
oder Bügeln. Diese Krone
wird von den österreichi-
schen Erzherzogen, den
königlichen Prinzen von
Preussen, Bayern, Sachsen
und Württemberg, den Prin-
zen von Baden, Hessen, Meck-
lenburg, Sachsen - Weimar
und Sachsen-Altenburg auf
ihren Schilden geführt. Die
Staatswappen von Baden,
Griechenland, Hessen, Meck-
lenburg, Niederlande, Olden-
burg, Rumänien, Sachsen,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-
W eimar, Serbien, Spanien und Württemberg zeigen
dieselbe Krone.
Ursprünglich bestand die Königskrone nur in einem
Stirnreif mit aufgesetzten Blatt- und Perlzinken (Fig. 41).
Mit wenigen Ausnahmen wird erst im Laufe des XV.
Jahrhunderts hie und da die oben »geschlossene« oder
Spangenkrone sichtbar.
Fig. 41. Krone König Hein-
richs IV. von England.
(i3q9— I4l3) von seinem Grab-
male in der St. Thomas Recket
Kapelle. (Kathedrale zu Canter-
bury).
Fig. 42. Herzogshut. Fig. 43- Kurhut.
Fig. 2. Grossherzogskrone. [Kronprinzenkrone.]
Krone mit acht Spangen und niederer Purpurmütze.
Von manchen Staaten — Belgien, Dänemark, Portugal,
Schweden und Norwegen — wird dieselbe auch als
Königskrone geführt.
Wir finden sie ausserdem noch in den Staatswappen
von Anhalt, Braunschweig, Bulgarien, Luxemburg, Mo-
naco, Reuss ä. u. j. Linie, Sachsen-Meiningen, Sachsen-
Koburg und Gotha.
Fig. 3. Herzogskrone. [Krone der Prinzen aus
königlichen Häusern und der Erbgrossherzoge.] Sie zeigt dieselbe Bildung wie die vorhergehende, nur wird
der Raum unter den Spangen von der Mütze vollkom-
men ausgefüllt. Gleichwertig, aber älter ist der Her-
zogshut (Fig. 42). Der Stirnreif ist hier durch einen
ausgelappten Hermelinstulp ersetzt. Dieser Hut wurde
ehemals auch als »Kurfürstenhut« getragen. Eine ältere
Form des Kurhutes zeigt Fig. 43, die ganz alte Form
Fig. 44. Die Herzogskrone wird
derzeit nur von Schaumburg-
Lippe im Staatswappen benützt,
doch ist sie auch in einem Siegel
des Fürsten von Waldeck-Pyr-
mont nachzuweisen.
Fig 4. Herzogs kröne in Bei- ^ A e l t e s t e F o r m d e s
gien und in den Niederlanden. Kurhutes.
Die oben mit einer goldenen
Quaste gezierte Purpurmütze ist mit einem Stirnreife
umschlossen, dem drei Laubblätter und zwei Perlzinken
aufgesetzt sind.
Fig. 5. Herzogskrone in Frankreich, Italien, Spa-
nien und Portugal. Einfacher Stirnreif mit fünf Blatt-
zinken , zwischen die kleine Zinken eingesetzt sind.
Die alte spanische Herzogskrone zeigt Fig. 45.
Fig. 6. Herzogskrone in
England. Die oben mit einer
goldenen Kugelquaste ge-
schmückte Purpurmütze wird
von einem Stirnreife um-
schlossen , dem fünf Blatt-
zinken aufgesetzt sind. Der Fig. 45. Alte, spanische Herzogs-
Stirnreif ist unten nach eng- kröne,
lischer Sitte mit Hermelin ein-
gefasst. Fig. 46 zeigt den alten englischen Herzogshut.
Fig. 7. Landgrafenkrone. [Krone der Prinzen aus
grossherzoglichen Häusern, der Herzoge, der Herzoge
in Bayern und von Württemberg.] Stirnreif mit fünf
Blatt- und vier Perlzinken, überspannt von vier Kronen-
bügeln.
Fig. 8. [Krone der Erbprinzen aus herzoglichen
Häusern.} Dieselbe Krone wie bei Fig. 7, nur mit einer
niederen Purpurmütze ver-
sehen.
Fig. 9. Krone der Für-
sten in Italien und der Prin-
cipe in Spanien. Sie ist der
Krone Fig. 4 sehr ähnlich,
nur erscheint hier der Stirn-
reif mit fünf Blatt- und vier
Perlzinken besetzt. Die spanischen Principe tragen
mitunter auch den Stirnreif allein.
Fig. 10. Fürstenkrone in Belgien und in den Nieder-
landen. Sie zeigt dieselbe Mütze wie die vorige Figur,
nur trägt der Stirnreif fünf Blattzinken allein. An
Stelle der Quaste erscheint mitunter auch ein Reichs-
apfel mit Kreuz.
Fig. 11. Fürstenkrone. [Krone der Prinzen aus
herzoglichen Häusern.] Sie besitzt dieselbe Formation
wie die Krone Fig. 7 u. 8, nur erscheint hier eine
Fig. 46. Alter, englischer
Herzogshut.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika