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Tafel XVII.
PROBEN
von
Beizeichen und Badges.
Zu den Beizcichen (engl. Marks of Cadency, Diffe-
rences, franz. Brisures) gehören in erster Linie jene
wappenmässige Figuren, die, in die Schilde gesetzt,
Zweige eines Geschlechtes oder einzelne Mitglieder
eines Geschlechtszweiges kenntlich machen. Die fran-
zösische und englische Heraldik hat das Wesen dieser
Unterscheidungszeichen besonders ausgebildet und vor- !
liegende Tafel bringt von ihnen einige Beispiele zur
Darstellung.
Fig. i. Wappen der Dauphins, der französischen
Kronprinzen zur Zeit der Könige: Geviert; i und 4
Frankreich, 2 und 3 in Gold ein aufrechter, blauer
Delphin mit roten Augen, Zähnen und Flossen. (Wappen
der Dauphin^.) Die Dauphin^ gehörte den Grafen von
Vienne, die als redende Figur einen Delphin in ihren
Wappen führten. Als Humbert II. 1335 seinen einzigen
Sohn verloren hatte, trat er die Dauphine gegen eine
Jahresrente an Karl von Valois (Karl V.) ab mit der Be-
dingung, dass der jedesmalige französische Thronfolger
den Titel »Dauphin« und das Wappen der Dauphine
führe. Der Delphin im blauen Felde ist ein Landeswappen,
deckt sich also nicht eigentlich mit dem Begriffe eines
Beizeichens,
spielt aber hier
im Wappen des
Thronfolgers meh r
oder weniger die
Rolle eines sol-
chen. (Siehe auch
Taf. LVI Fig. 1.)
Fig. 2. Wap-
pen d^r Herzoge
von Orleans. Der
Schild von Frank-
reich überzogen
von einem drei-
lätzigen,silbernen
Turnierkragen.
Ursprünglich lief
der Kragen über
das ganze Feld, später wurde er freischwebend mit
kurzen, keilförmigen Lätzen dargestellt. (Fig. 36.)
Die Figur zeigt das Siegel der Herzogin Charlotte
Elisabeth von Orleans, Witwe Philipps I. von Orleans,
einem Bruder König Ludwigs XIV. von Frankreich.
Sie war eine Tochter Karl Ludwigs, des Kurfürsten von
der Pfalz, Witwe seit 9. Juni 1701. Die beiden Schilde
sind von dem silbernen Witwenseile (Cordeli&re) um-
zogen und von der französischen Prinzenkrone überhöht.
Fig. 3. Wappen der Herzoge von Anjou (junges
Haus). Der Schild von Frankreich innerhalb eines roten
Bords. Das alte Haus Anjou führte den alten Schild
von Frankreich (das blaue Feld mit goldenen Lilien
bestreut) mit einem fünflätzigen, roten Turnierkragen.
Fig. 4. Wappen der Herzoge von Alengon. Der
Schild von Frankreich innerhalb eines roten Bords, der
mit acht silbernen Scheiben oder Münzen belegt ist.
Fig. 5. Wappen der Herzoge von Berri. Der
Schild von Frankreich innerhalb eines roten Dornenbords.
Fig. 6. Wappen der Herzoge von Bourbon (altes
Haus). Der alte Schild von Frankreich überzogen von
einem roten Schrägrechtsbalken oder auch Faden. Später
führten die Bourbonen, {Bourbon Conde), den neuen
Schild von Frankreich (seit 1364 nur drei Lilien im
36. AlJianrewappen Orleans — Pfalz-
Bayern. (1720.) Felde), mit einem roten rechten Einbruch (verkürzter
Schrägfaden) Fig. 7.
Fig. 8. Wappen der Prinzen Bourbon-Conti (Neben-
zweig des Hauses Conde). Derselbe Schild wie vor-
her, nur mit einem roten Bord umzogen.
Fig. 9. Wappen der Grafen von Toulouse und
Herzogevon Penthievre. Der Schild von Frankreich belegt
mit einem schräg linken, roten Einbruch, dem Zeichen
illegitimer Abstammung. (Siehe Fig. 62 der Einleitung.)
Fig. 10. Wappen der Herzoge von Montpensicr.
Der Schild von Frankreich, überzogen von einem roten
Schrägrechtsbalken, der oben mit einem goldenen Kanton
belegt ist, in dem ein blauer Delphin erscheint.
Fig. 11. Wappen der Herzoge von Vendöme. Der
Schild von Frankreich, überzogen von einem roten
Schrägrechtsbalken, der mit drei hintereinander schrei-
tenden silbernen Löwen belegt ist.
Fig. 12. Wappen der Grafen d'Evreux. Der alte
Schild von Frankreich, überzogen von einem von Silber
und Rot gestückten Schrägrechtsbalken oder auch Faden.
(Siehe Taf. XXII, Fig. 5.)
Fig. 13. Wappen der Grafen von Angoideme. Der
Schild der Herzoge von Orleans, die Lätze des Turnier-
kragens belegt mit je einem steigenden, roten Halbmond.
Fig. 14. Wappen der Grafen von Artois. Der
alte Schild von Frankreich, überzogen von einem drei-
lätzigen, roten Turnierkragen, jeder Latz mit drei
goldenen, (auch silbernen) Kastellen belegt.
Fig. 15. Wappen der Grafen d'Etampes. Der
alte Schild von Frankreich mit einem von Hermelin
und Rot gestückten Bord umzogen.
Fig. 16. Wappen der Herzogevon Touraine. Der
alte Schild von Frankreich innerhalb eines von Rot und
Silber gestückten Dornenbords.
Die hier vorgeführten Figuren sind nur ein kleiner
Teil des Beizeichenmateriales, das der königlichen
Familie von Frankreich für ihre legitimen und illegitimen
Zweige zur Verfügung stand. (Siehe auch Taf LV Fig. 3.)
Fig. 17. Wappen des Pier de Luxevibourg, Comte
de S. Paul etc. (f 1433). In Silber ein gekrönter,
doppelschwänziger, roter Löwe, überzogen von einem
blauen Turnierkragen.
Fig. 18. Wappen des Jean, Bastard de Luxem-
bourg, Seigneur de Haubourdin (1457). Dieselbe
Wappenfigur, an Stelle des Turnierkragens ein blauer,
linker Schrägfaden (Bastardfaden) als Zeichen unehe-
licher Geburt.
Auch in der deutschen Heraldik findet man Bei-
zeichen verschiedener Art, doch macht sie von ihnen
nur in sehr beschränktem Masse Gebrauch. Einige
Beispiele mögen genügen.
Fig. 19. Wappen des Joseph Zabeltitz (natürlicher
Sohn des Prinzen Xaver v. Sachsen und der Gräfin
Spinuzzi, die der Prinz 1767 morganatisch ehelichte),
1801 vom Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen
mit dem Titel »Chevalier de Sax< geadelt. Der Schild
von Sachsen überzogen von einem schwarzen Querbalken.
Fig. 20. Wappen des Franz Ludwig Grafen von
Holnstein (1728), natürlicher Sohn des späteren Kur-
fürsten Karl Albrecht von Bayern und der Karoline
von Jugenheim. Der Schild von Bayern, belegt mit
einem roten, linken Einbruch.
Fig. 21. Wappen des Johann Georg Grafen von
Sontheim (1807), natürlicher Sohn des Herzogs Ludwig
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Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika