Seite - (00000104) - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
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von Württemberg. Der Schild von Württemberg über-
legt mit einem roten Schräglinksfaden.
Fig. 22. Wappen des Jakob und der Jakobine
Weiser, uneheliche Kinder des Jakob Welser zu Nürn-
berg, 1545 vom Kaiser Karl V. legitimiert. Der Schild
der Welser, überzogen von einem blauen Schräglinks-
balken.
Zu den Beizeichen sind auch die Parteizeichen zu
zählen, die namentlich in der italienischen Heraldik lange
Zeit eine grosse Rolle spielten. Die Ghibellinen führten
den kaiserlichen Adler, die Guelfen, die päpstlich Ge-
sinnten und Anhänger der Anjou, das Wappen der-
selben im Schildhaupte.
Fig. 23. Wappen der Grafen von Gambara, Pral-
boino und Verola-Nuova. In Gold ein aufrechter, roter
Krebs unter einem goldenen Schildhaupt mit dem ge-
krönten kaiserlichen Adler. Die Gambara wurden 1528
von Kaiser Karl V. zu Patriziern von Mailand und der
Lombardei ernannt, 1625 in den Reichsgrafenstand er-
hoben.
Fig. 24. Wappen der Manfredi, päpstliche Vikare
und Herren von Faenza, Imola, Cesena und Forli. Von
Silber und Blau geviert unter einem blauen Schildhaupt
mit drei goldenen Lilien, die von einem vierlätzigen,
roten Turnierkragen überhöht sind. Die Manfredi waren
ein altes Dynastengeschlecht, das in der Geschichte
der Romagna eine bedeutsame Rolle spielte.
Als Beispiel eines Gnadenzeichens diene die folgende
Figur.
Fig. 25. Wappen der Medici. In Gold sechs
Pillen, die fünf unteren rot, die obere blau mit drei
goldenen Lilien. Das auf der oberen Pille angebrachte
Wappenbild von Frankreich ist ein Gnadenzeichen Lud-
wigs XII., das er Pietro de' Medici verliehen hatte.
Die Fig. 26 29 bringen Proben englischer Beizeichen.
Fig. 26. Wappen des Prinzen Eduard (1272
Eduard I.), Sohn König Heinrichs III. von England. Der
Schild von England, am Oberrande ein fünf lätziger
silberner Turnierkragen, durch dessen Lätze der Schwanz
des obersten Leoparden gezogen ist. Eduard II. führte
als Prinz den Turnierkragen tiefer in den Schild hinab-
gerückt und auch mit längeren Lätzen.
Fig. 27. Wappen des Sir John Neville of Raby
K. G. In Rot ein silbernes Andreaskreuz, überlegt
von einem dreilätzigen, von Silber und Blau gestückten
(componee) Turnierkragen.
Fig. 28. Wappen des Lord Latymer aus demselben
Geschlechte. In Rot ein silbernes Andreaskreuz, belegt
mit einer schwarzen Scheibe (Roundel).
Solche Roundels oder Roundlets, deren es eine ganze
Menge giebt, werden sehr häufig als Beizeichen benützt.
Sie führen verschiedene Namen:
Fig. a. Bezant. Gold oder Gelb. (Byzantiner Münze.)
Fig. b. Plate. Silber oder Weiss. Diese beiden
werden stets als Scheiben gezeichnet, während die
folgenden eine Kugelform erhalten.'
Fig. c. Torteau. Hellrot (Tortillys, kleine Törtchen).
Fig. d. Guze. Blutrot.
Fig. e. Golp. Purpurrot.
Fig. f. Pellet auch Ogress. Schwarz.
Fig. g. Orange. Orangegelb.
Fig. h. Pomme. Grün.
Fig. i. Hurte. Blau.
Fig. k. Fountain. Silber mit blauen Flüssen. Bis-
weilen werden die Fountains auch Sykes genannt. Die
Familie Sykes führte ursprünglich in Silber einen schwar-
zen Sparren, beseitet von drei Fountains. Siehe Fig. 37.
Das Wappen James Nield Sykes: in Silber ein mit
einer blauen Lilie besteckter, schwarzer Drillingssparren
zwischen zwei Fountains und über einem schwarzen
Hiefhorn mit gebundenem Bande. Der geschlossene
Helm mit silber-schwarzem Wulste und ebensolcher
Decke trägt als Kleinod einen wachsenden, nackten Mann, dessen Brust mit der blauen Lilie des Schildes
(Beizeichen) belegt ist, in der Rechten eine Fountain,
in der Linken eine schwarze Muschel haltend. Motto:
»AVE READY«.
Die Roundels kom-
men auch mit Pelz oder
selbst mit Wappen-
figuren belegt vor, so
z. B. im Wappen der
Familie Boughey, wo
die Platten mit schwar-
zen Pfeilen belegt sind.
Fig. 1.
Fig. 29. Wappen
des Lord Bergavenny
(aus dem Hause Nevil-
le). In Kot ein silbernes
Andreaskreuz belegt
mit einer roten Rose.
Fijr. 37. Ex libris, jjez. v. C. Heiard
(H. 8-5 cm.)
Die englischen Bad-
ges oder Cognizances
sind wappenmässige
Figuren, die mit weni-
gen Ausnahmen ohne
Schild geführt werden und ebenso erblich ge-
worden sind wie die Wappen selbst. Bereits in sehr
früher Zeit erscheinen die Straussenfedern als Badges
der königlichen Prinzen, die Kiele verschiedenartig
tingiert. Am Grabmale des »schwarzen« Prinzen,
f 1376, Sohn Eduards III., erscheint das Badge in
einem Schilde: in Schwarz 3 goldene Straussenfedern,
jede durch einen Zettel gesteckt, der die Worte t>ich
diene« trägt, Fig. 30. Das Badge erscheint mitunter,
wie bereits früher erwähnt, auch als Beizeichen. So
führte der natürliche Sohn des schwarzen Prinzen,
Sir Roger de Clarendon, in Gold einen schwarzen Schräg-
rechtsbalken , belegt mit dem Badge seines Vaters,
jedoch nicht golden, sondern silbern tingiert. Fig. 31.
Zur Zeit der Stuart wurden die drei Straussen-
federn innerhalb einer Prinzenkrone gruppiert und
werden noch jetzt als Badge des jeweiligen Prinzen
von Wales geführt, Fig. 34. Drei silberne oder weisse
Straussenfedern innerhalb des Stirnreifes der Prinzen-
krone, hinter oder unter denselben auf blauem Bande
das Motto in Gold: »ICH DIEN«.
Fig. 32. Badge König Heinrichs V. v. England.
(1413 —1422): ein rotgeschnäbelter, schwarzgefusster,
silberner oder weisser Schwan mit goldener Halskrone,
von der eine goldene Kette herabhängt. Der Schwan
wurde bereits von Heinrich IV. als Badge benützt.
Fig. 33. Badge König Richards II. v. England
(1377—1399): ein auf grünem Rasen ruhender, gold-
bewehrter silberner oder weisser Hirsch mit goldener
Halskrone, von der eine ebensolche Kette herabhängt.
Die Zeichnungen der beiden Tiere sind dem Wappen-
buche des Prinzen Arthur von Wales (Sohn Henry VII.)
entnommen, das von dem Garter King of arms, Sir
Thomas Wriothesley, im Anfange des XVI. Jahrhunderts
gemalt wurde und sich derzeit im Besitze des Herolds-
Collegiums zu London befindet. Der Schwan soll durch
die de Bohun an das Haus Lancaster gekommen sein.
(Mary v. Bohun war die Gemahlin des Heinrich Boling-
broke, Herzogs v. Lancaster, späteren Königs Hein-
rich IV.). Das Bat«ge des unglücklichen Königs
Richard II. wurde von dem Hause York beansprucht
und auch geführt.
Fig. 35- Badge von Ulster, das Zeichen der
Baronetswürde: in Silber eine abgeschnittene, auf-
rechte, offene, linke, rote Hand. Es ist dem Wappen
der Provinz Ulster entnommen: in Gold ein rotes
Kreuz, belegt mit einem silbernen Schildchen, in dem
eine rechte, rote Hand erscheint.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika