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Tafel XVIII.
P R O B E N
von
Wappenzeichnungen des Mathaeus Parisiensis. (1244.)
Mathaeus, aus dem adeligen Geschlechte de Paris
in Lincolnshire (England), war 1217 in das Benediktiner-
stift St. Albans an der Ver, unweit von London, ein-
getreten und spielte bald eine sehr hervorragende Rolle,
nicht nur als Gelehrter auf dem Gebiete der Historie
(Historia Anglorum, Chronica major etc.), sondern auch
als Vertrauter und Berater hochstehender Persönlich-
keiten, wie Heinrich III. von England, Ludwig IX. von
Frankreich, Hakon IV. von Norwegen u. s. w.
Die heraldischen Darstellungen in seinen histori-
schen Werken sind zumeist von ihm selbst gefertigt
und ihres hohen Alters wegen hochinteressant. Sein
Lehrer in der Zeichenkunst dürfte vielleicht der be-
rühmte Maler und Bildhauer Walter von Colchester,
Sakristan zu St. Albans, gewesen sein, der zu Zeiten
des Abtes Wilhelm von Trumpington (1214—1235)
im Stifte thätig war. Mathaeus starb im hohen Alter
anno 1259.
Die Tafel zeigt einige der interessantesten Wappen
eines Blattes, das auf beiden Seiten mit Wappen be-
malt, im britischen Museum zu London sich befindet,
und um 1244 entstanden sein dürfte. (Wappen aus
den Werken des Matthias [!] von Paris, von Pusikan.
Berlin 1881.)
Nach Pusikan dürften die auf dem Blatte einge-
tragenen Wappen höchstwahrscheinlich Wohlthätern
des Stiftes St. Albans angehören. Die Vorderseite ent-
hält 33 Schilde, von welchen aber nicht alle fertig
gemalt sind, die Rückseite 7 Reihen zu je 6, also 42
Schilde. Ueber den Schilden steht der Name des
betreffenden Wappenherrn nebst einer Blasonierung
des Schildbildes.
Fig. 1. Scutum imperatoris Romac. (Friedrich II.)
Scutum aureum, aquila biceps nigra vel moniceps. Also
der Adler ein- oder zweiköpfig. In Gold ein doppel-
köpfiger, schwarzer Adler.
Fig. 2. Scutum regis Francorum. (Ludwig IX. d.
Heilige von Frankreich.) Scutum aureum, VI gladioli
floris aurei. In Blau sechs goldene Lilien, 3, 2, I gestellt.
Fig. 3. Scutum rcgis Scotiac. (Alexander II., Sohn
Wilhelms des Löwen, 1214—1249.) Unter Alexan-
der II. kam der Lilienbord, welcher von Mathaeus im
schottischen Wappen anderen Orts auch doppelt ge-
malt wird, in das Wappen des Königreiches. In Gold
innerhalb eines roten Lilienbords ein roter Löwe.
Fig. 4. (Scutum Nichol. de Moles.) Der Name
ist falsch eingesetzt, und durch eine Note am oberen
Rande des Blattes berichtigt: Hug. de Baucci picta-
vensis. (Hugo von Baucey aus Poitou.) Scutum aureum,
ferrum molendinum de gules. In Gold ein rotes Ankerkreuz.
Fig. 5. Scutum N. de Kenetz. Scutum de gules,
caniculi de argento. In Rot 2, 1 silberne Bracken.
Der Schild ist nicht fertig gemalt. Auf der Vorderseite erscheint in der unteren Reihe
noch untenstehendes Wappen (Fig. 26):
Scutum regis Castellae et Leonum videlicet mo-
derni sed non patris, pater enim portavit scutum tale
quäle comes Provinciae Raimundus. (König Ferdinand
III. von Spanien.)
Jpcx^ yc^ cäfWll^Cwtwr
_ an*
Fig. 26.
1 und 4. Campus huius quarteri rubeus, Castrum
de auro — campus rubeus, Castrum de auro. In Rot
ein goldenes Castell (Castilien).
2 und 3. Campus huius quarteri albus, leo de
purpura — campus iste albus, leo de purpura. In
Silber ein purpurroter Löwe (Leon).
AIphons IX., der Vater des Königs Ferdinand,
führte das Wappen von Aragonien, in Rot drei goldene
Pfähle, gleich dem Grafen Raimund von Provence, weil
beide von den Fürsten von Aragonien abstammten.
Das vorgeführte Wappenbild von Spanien zeigt
nicht nur, dass um die Mitte des XIII. Jahrhunderts die
Vierung der Schilde bereits in Spanien üblich war,
sondern auch, dass die Purpurfarbe eine alte, heral-
dische Tinktur ist, wenngleich sie selten zur Anwen-
dung kam.
Fig. 6. Willelmi Longaspata. (Wilhelm Longespee,
Graf von Salisbury.) Wilhelm Langschwert, Graf von
Salisbury, starb 1257. Scutum azureum, leones aurei.
In Blau sechs goldene Löwen.
Fig. 7. Johanis de Bcllocampo. (Beauchamp.)
Scutum album, aquila nigra. In Silber ein goldbe-
wehrter, schwarzer Adler.
Fig. 8. Comitis Ricardi, comitis scilicet Pictavii.
(Graf Richard von Cornwall und Poitou, -f 1272,
Schwager Kaiser Friedrich II., 1257 zum deutschen
Könige gewählt.) Scutum album, leo gules, bordura
nigra, besantes d'or. In Silber, innerhalb eines schwar-
zen, mit 11 goldenen Byzantinern belegten Bordes, ein
goldgekrönter, roter Löwe. (Cornwall führt heute noch
in Schwarz 15 goldene Byzantiner, 5, 4, 3, 2, 1 ge-
stellt.)
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Titel
- Heraldischer Atlas
- Untertitel
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Autor
- H. G. Ströhl
- Verlag
- Julius Hoffmann
- Ort
- Stuttgart
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 22.6 x 33.6 cm
- Seiten
- 284
- Schlagwörter
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Kategorie
- Lexika